Seneca Text und Interpretation

Für alle Fragen rund um Latein in der Schule und im Alltag

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Seneca Text und Interpretation

Beitragvon SumSum » Di 20. Aug 2013, 16:50

Hoc, quod dico, in duas dividam partes: Primum, ut possit aliquis vel a prima aetate contemplationi veritatis totum se tradere, rationem vivendi quaerere atque exercere secreto deinde, ut possit hoc aliquis emeritis iam stipendis, profligatae aetatis, iure optimo facere et ad alios occupationes referre
Duae maxime et in hac re dissident sectae, Epicureorum et Stoicorum, sed utraque ad otium diuersa uia mittit. Epicurus ait: 'non accedet ad rem publicam sapiens, nisi si quid interuenerit'; Zenon ait: 'accedet ad rem publicam, nisi si quid inpedierit.' Alter otium ex proposito petit, alter ex causa; causa autem illa late patet. Si res publica corruptior est quam adiuuari possit, si occupata est malis, non nitetur sapiens in superuacuum nec se nihil profuturus inpendet; si parum habebit auctoritatis aut uirium nec illum erit admissura res publica, si ualetudo illum inpediet, quomodo nauem quassam non deduceret in mare, quomodo nomen in militiam non daret debilis, sic ad iter quod inhabile sciet non accedet. Potest ergo et ille cui omnia adhuc in integro sunt, antequam ullas experiatur tempestates, in tuto subsistere et protinus commendare se bonis artibus et otium exigere, quae exerceri etiam quietissimis possunt.Hoc nempe ab homine exigitur, ut prosit hominibus, si fieri potest, multis, si minus,
paucis, si minus, proximis, si minus, sibi.

Das ist meine Übersetzung:
Das was ich sage, teile ich in zwei Teile auf: Erstens angenommen, dass jemand sich sogar (schon) vom ersten Lebensalter an der Betrachtung der Wahrheit ganz hingeben kann, eine Lebensweise suchen und in Abgeschiedenheit ausüben kann, dann zweitens, dass jemand das nachdem bereits geleisteten Kriegsdienst von bereits vorgerückten Alter mit bestem Recht tun und mit anderen Beschäftigungen in Beziehung setzten kann.
Zwei Schulen sind überaus uneins, auch in dieser Angelegenheit, die der Epikureer und Stoiker, aber beiden führen zur Muße auf unterschiedlichem Weg. Epikur sagt: "Der Weise wird sich nicht politisch betätigen, außer wenn etwas dazwischengekommen ist"; Zenon sagt: "Er wird sich politisch betätigen, außer wenn ihn etwas hindert."
Der eine erstrebt die Muße aus Vorsatz, der andere aus gutem Grund; jener Grund aber hat einen weiten Spielraum. Wenn der Staat verdorbener ist, als dass ihm geholfen werden könnte, wenn sich üble Menschen seiner bemächtigt haben, wird sich der Weise nicht unnötigerweise anstrengen und sich nicht aufopfern, da er keinen Nutzen erbringen wird; wenn er zu wenig Einfluss oder Stärke haben und der Staat nicht bereit sein wird, jenen zu akzeptieren, wenn Krankheit jenen behindern wird, wird er genauso wenig, wie er ein leck geschlagenes Schiff ins Meer auslaufen ließe und kraftlos sich zum Kriegsdienst meldete, sich mit einem Weg befassen, von dessen Schwierigkeit er wissen wird.
Es kann also auch jener, dem alle Möglichkeiten noch offen stehen, bevor er irgendeine stürmische Zeit erlebt, in Sicherheit verweilen, sich sogleich den guten Künsten widmen und eine unverminderte Muße verleben, ein Verehrer der Tugenden, die auch von denen, die in größter Zurückgezogenheit leben, ausgeübt werden können.
Dieses wird doch wohl von einem Menschen gefordert, dass er den Menschen nützt, wenn es sich ermöglichen lässt, vielen, wenn nicht, wenigen, wenn nicht, den Nächsten, andernfalls sich selbst

6) Erläutern Sie den Begriff otium aus dem Textzusammenhang. Belegen Sie Ihre Aussagen mit Zitaten aus dem lateinischen Text
-> Otium steht für das Glücklichsein und die Zufriedenheit des Menschen. Jedoch hat jeder Mensch sein eigenes Verständnis von Zufriedenheit, das für einen anderen das Gegenteil sein könnte. Als Zitate würde ich jetzt die Aussagen von Zenon und Epikur anführen...

7) Cicero (De re publica I 2) sagt: Virtus in usu sui tota posita est: usus autem eius maximus civitatis gubernatio (virtus zeigt praktische bestätigung, ihre wichtigste betätigung aber ist die lenkung des staates). Bei Seneca heißt es: ...virtutum cultor, quae exerceri etiam quietissimis possunt.
Zeigen sie den Unterschied der beiden aussagen und erklären sie ihn unter berücksichtigung der jeweiligen politischen verhältnisse
-> Bei Cicero wird gesagt dass die Tugend nur unter Lenkung des Staates gelebt werden kann und bei Seneca heißt es, dass die Tugend auch unter völliger Zurückgezogenheit gelebt werden kann.
Ich kann das nur nicht in Verbindung mit politischen Verhältnissen bringen. Ist bei Seneca damit die Lehre der Stoa gemeint?

8.) Welche der in beiden in dem zweiten abschnitt (alter otium bis quod inhabile sciet non accedet) geäußerten aussagen entspricht eher der römischen wesensart? begründen sie ihre entscheidung geschichtlich.
-> Sind die Stoiker gemeint die wie Seneca nach Neros Befehl Selbstmord begehen und sich so aus dem "verdorbenen Staat" zurückziehen?

9) Beschreiben Sie kurz die Haltung der Stoa zur ira.
-> Die Stoa lehnt ira ab, weil sie es als Leidenschaft betrachtet, der ein Stoiker mit Leidenschaftlosigkeit begegnen sollte, also der apatheia
um die Ethik der Stoa wirklich leben zu können.

Es wäre super lieb wenn mal jemand über die Aufgaben schauen könnte und mir sagt, ob das so richtig ist oder ob ich da auf dem falschen Weg bin oder ob noch etwas fehlt. Vielen Dank im Vorraus!
SumSum
Advena
 
Beiträge: 1
Registriert: Di 20. Aug 2013, 16:45

Re: Seneca Text und Interpretation

Beitragvon romane » Di 20. Aug 2013, 16:58

Die Freiheit ist ein seltsames Wesen - wenn man es gefangen hat, ist es verschwunden

www.mbradtke.de
Benutzeravatar
romane
Pater patriae
 
Beiträge: 11669
Registriert: Fr 31. Mai 2002, 10:33
Wohnort: Niedersachsen


Zurück zu Lateinforum



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 16 Gäste