Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team
Der Iktus stellt den Grundrhythmus eines Verses dar
ictu omnino neglecto si carmen recitas, e carmine quid fit nisi oratio soluta?
Hat man irgendwo eine antike Schallplatte ausgegraben, auf der Vergil, seine Verse iktusfrei rezitierend, zu hören ist???
Was ist da bloß in der Zwischenzeit passiert, dass sich mittlerweile, zumindest im deutschen Sprachraum, die puristische Mode durchzusetzen scheint, den Versiktus vollständig auszublenden?
Wie haben nur die Wahl zwischen zwei Übeln, entweder uns selbst verleugnen oder das Original verfälschen.
primum pro certo habeo Romanos litteram consonantem "r" non gutture, sed prima lingua pronuntiasse, sicut fit apud Italos.
deinde ictu prorsus neglecto caesurae, quibus versus intermittuntur, parum percipiuntur.
contra in fine cuiusque versus recitationem intermittere non debes, si sententia in versu sequente continuatur.
denique oro respicias ultima cuiusque versus metra ( - u u / - x) semper ita recitari ut in oratione soluta.
qua re Laviniaque venit non recte pronuntiari arbitror, si hoc modo recitas: Lavínjáque vénit
contra in fine cuiusque versus recitationem intermittere non debes, si sententia in versu sequente continuatur.
Es wird nun sogleich klar, daß die Römer, wenigstens solange das quantitative Sprachgefühl gegenüber anderen Arten der Wahrnehmung vorherrschte, nie auf diese Weise (Anm.. mit Iktus) gelesen haben. Es handelt sich vielmehr um eine Erfindung der Büchergelehrsamkeit, als man den wahren Rhythmus des lateinischen Verses nicht mehr zu verstehen vermochte.
… doch ob und vor allem wie der Iktus mit dem Wortakzent kompatibel gewesen sein soll, kann man nicht zufriedenstellend erklären, weder auf phonetischer noch auf sprachlicher Grundlage.
… Wenn ein Iktus wirklich exisitierte, müßten wir annehmen, daß die metrischen Klauseln der Prosa oder der Reden grundsätzlich anders ausgesprochen worden wären als das übrige, wie wenn dies zu einer anderen Sprache gehört hätte — eine logische Absurdität. Zweitens: Wenn das Lesen und Vortragen eines dichterischen Textes sich «technisch» von der üblichen Sprache abgehoben hätte, wäre Ciceros Behauptung (orat. 189, S. 16), daß man manchmal während des Sprechens unwillkürlich Verse mache, eigentlich unerklärlich; im Gegenteil mache es sich schlecht, sagt Cicero an anderer Stelle (de orat. 3 , 1 7 5 ) , in Prosa einen Vers zu bilden: «versus in oratione si efficitur coniunctione verborum, vitium est» …
Für uns werden Verse iktisiert.
medicus hat geschrieben:Ist die Aussprache korrekt?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 45 Gäste