von Laptop » Sa 4. Mai 2019, 18:24
Naja, ich sage mal Problem ist nicht so sehr, daß nicht die aktive Sprechkompetenz verfolgt wird, sondern daß auf Lautung (Laute, Hören, Klang) an sich kaum Wert gelegt wird. Denn die Lautung ist auch für die Lesekompetenz wesentlich! Ich lese Texte immer mit einer Stimme im Kopf, und die Stimme braucht das Wissen um den Klang, sonst stockt sie und erfindet sich Klänge. Als ich zur Schule ging wurde auf Lautung nur insofern Wert gelegt als daß die Schüler vorlesen mußten, was dann naturgemäß ziemlich falsch war. Es wurde zwar auch korrigiert, aber vornehmlich gehört und gemerkt hat man sich das was die Mitschüler so vorbrachten! Wir kennen das Phänomen daß wir uns einen pinken Elephanten vorstellen, selbst wenn man sagt "Das ist kein pinker Elephant". So hält das Gedächtnis an dem fest was es von seinen Mitschülern hört, auch wenn es vom Lehrer verneint wird. Jedenfalls ist Lautung grundlegender als aktive Sprechkompetenz, denn man braucht sie auch für passive Kompetenz:
- für die Stimme im Kopf, die das Lesen erst sicher und schnell macht
- für das Memorieren an und für sich, denn die meisten sind auditiver Lerntyp
- fürs Skandieren (worauf ja dann wieder SEHR viel Wert gelegt wird im Lateinunterricht.)
- für das Unterscheiden von Homographen
usw. Hat man die Lautung drauf, folgt alles andre wie von selbst. Leider ein anscheinend gemeiniglich unentdecktes Geheimnis, wenn man mal zählt in welchem Verhältnis lateinische Medien kursieren die korrektes Audio bieten, das sind sehr wenige! Das Lehren von Latein als graphische Sprache ist das Problem. Ein so offensichtlicher Fehler, daß er schon das Wort "Sprache" pervertiert...
SI·CICERONEM·ÆMVLARIS·VERE·NON·VIVAS (get a life!) OBITER·DICTVM·BREVITAS·DELECTAT (keep it short and simple = kiss)