Salvete,
prinzipiell unverträglich mit dem Tempus, dem imperfektiven Aspekt und der Aktionsart ist.
mit welchem welches Tempus, welchem Aspekt?
Zur Klassifikation der Aktionsart empfiehlt sich immer noch das Schema nach Vendler, ist aber im Lat. unbeliebt.
Es ist notwendigerweise so, dass sich aus der distanzierenden Rückschau einer Handlungskette oder wiederholten Handlung ein Punkt aus zusammengeflossenen Aktionen ergibt, sodass hierfür vornehmlich das lat. Perfekt in Frage kommt, und zwar aufgrund seines perfektiven Aspekts. Die (lexikalische Dimension der) Aktionsart des Verbs ist dafür irrelevant. Eine Feststellung hat darüber hinaus eine andere Pragmatik und Darstellungsfunktion als eine Schilderung, es ergibt sich letztlich (auch aus der Unvereinbarkeit der situativen Feststellung und verbalen Nichtabgeschlossenheit) eine überwältigende Mehrheit der Stellen, an denen in der Vergangenheit niemals eingetretene Vorgänge mit dem Perfekt bezeichnet werden, über die Stellen, an denen die Aussageabsicht des Autors und also der Tempusgebrauch anders sind.
Ein Adverb als solches hat aber nicht unbedingt Einfluss auf diesen Tempusgebrauch, ebensowenig wie die Aktionsart, sondern die Absicht in der Darstellung entscheidet. In einem "Saepe dixi." ist also ein Spannungsverhältnis zwischen dynamischem, telischen dixi (habe einen Ausspruch getan) und der Frequenzangabe saepe zu sehen, was eine konstatierende Verwendung des Perfekts nahelegt, aber als kein Widerspruch kann man das nicht bezeichnen. Wieder anders ist das mithin auch mit numquam verbundene gnomische Perfekt (m Gr. Aorist, der in dieser Funktion den idg. außerzeitlichen Injuktiv fortsetzt) aus "Weisheiten", die Erfahrungen der Vergangenheit generalisierend und insofern auch prognostisch zusammenfassen, zu bewerten.
In synchroner Betrachtung wird dem Infectum im Übrigen die Aspektbedeutung abgesprochen, zumal es morphematisch unmarkiert ist, die Bedeutung des "Nicht-Abgeschlossenen" und der Dauer ergebe sich vielmehr aus der Opposition zum die Abgeschlossenheit bezeichnenden Perfekt (cf. Touratier, Lat. Grammatik, unter Aspekt). Ebenfalls dort findet sich die Anwendung des Modells von Skopus und Fokus der Negation auf das Lateinische. In § 464 heißt es: Nicht jeder Satz, der eine negierte Konstituente enthält, ist notwendigerweise ein negierter Satz. Zu unterscheiden ist demnach eine Sentenz wie:
Noch nie (niemals) ist ein Meister vom Himmel gefallen.
-> Es trifft nicht zu, das jemals.....
Der Skopus der Negation ist der Satz, der gesamte Satz wird ohne die Negation einer Konstituente negiert.
dagegen: Die Römer belagerten niemals Troja (sondern Jerusalem).
Es trifft nicht zu, dass die Römer jemals Troja belagerten, sondern...
Hier ist natürlich auch der ganze Satz der Skopus der Negation, aber es ist eben auch ein Fokus da, und zwar die einzelne Konstituente, die negiert ist, die Stadt.
Ähnlich auch der Satz aus Mil.:
Es ist nicht ausgesagt, dass er niemals die Gefahr heraufbeschwor, nur, dass es er nie ohne Vorsicht tat. Demnach ist der Skopus der ganze Satz, der Fokus aber die sine-Gruppe.
Kurz vorher schon ein erat in einem Satz, der genau nach dem ersten Typ negiert ist:
Nec vero sic erat umquam non paratus Milo contra illum, ut...
Es trifft nicht zu, dass Milo jemals so unvorbereitet war gegen jenen, dass
Der ganze Satz ist Skopus, aber es gibt eben auch einen Fokus, das "unvorbereitet", seine Umsicht wird dann in den folgenden Sätzen ausgeführt.
Es ergibt sich aus den Beobachtungen der Schluss, dass in Sinnsprüchen mit Negation des gesamten Satzes und in Feststellungen das Perfekt bei numquam steht, in Schilderungen, Gewohnheiten und Sätzen auch mit Fokus-Negation auch das Imperfekt steht.
LG,
Sokrates