von romane » Mo 2. Feb 2015, 13:13
Augustinus conf. 6,3:
Und wenn er las, schweiften die Augen über die Seiten und das Herz erforschte den Sinn, er selbst aber schwieg. oft, wenn wir gegenwärtig waren, denn jeder hatte Zutritt, auch pflegte der Kommende nicht angemeldet zu werden, sahen wir ihn schweigend lesen, und nie anders; lange Zeit saßen wir schweigend da - denn wer hätte es gewagt, eine solche Vertiefung zu stören? -, dann gingen wir in der Vermutung, daß er die kurze Spanne Zeit, die ihm zu seiner geistigen Erholung zu Gebote stand, feiernd von dem Lärmen der Unruhe fremder Angelegenheiten ungestört verbringen wolle. Auch vermied er vielleicht die Lautlosen deshalb, damit er nicht genötigt wäre, den in höchster Aufmerksamkeit in Spannung befindlichen Zuhörern ein minder klar -geschriebenes Buch auszulegen oder sich auf schwierige Fragen einzulassen und durch diese Verwendung seiner Zeit mehr, als er wollte, von seinen Büchern abgezogen zu werden, obgleich wohl noch außerdem der Umstand hinzukam, daß er seine Stimme schonen mußte, die sehr leicht heißer wurde, und er schon deshalb mit vollem Rechte still für sich las. In welcher Absicht aber er es auch tat, er tat wohl daran.
Die Freiheit ist ein seltsames Wesen - wenn man es gefangen hat, ist es verschwunden
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