von Apollonios » Do 29. Mär 2007, 18:31
Nach diesen lieblichen Versen jetzt mal was ganz anderes. Das folgende düstere Gedicht wird - nicht unumstritten - Thomas von Celano zugeschrieben (* um 1190; †um 1260).
Meine Übertragung folgt einem anderen Versschema, da ich der Meinung bin, man muß zwei so verschieden klingende Sprachen wie Deutsch und Latein nicht gewaltsam in ein Klangschema pressen.
dies iræ, dies illa
solvet sæclum in favilla
teste David cum Sybilla.
quantus tremor est futurus
quando iudex est venturus
cuncta stricte discussurus!
tuba mirum spargens sonum
per sepulchra regionum
coget omnes ante thronum.
mors stupebit et natura
cum resurget creatura
iudicanti responsura.
liber scriptus proferetur
in quo totum continetur
unde mundus iudicetur.
iudex ergo cum sedebit
quidquid latet, apparebit
nil inultum remanebit.
quid sum miser tunc dicturus?
quem patronem rogaturus
cum vix iustus sit securus?
rex tremendæ maiestatis
qui salvandos salvas gratis
salva me, fons pietatis.
recordare, Iesu pie,
quod sum causa tuæ viæ -
ne me perdas illa die.
quærens me sedisti lassus
redemisti crucem passus
tantus labor non sit cassus.
iuste iudex ultionis
donum fac remissionis
ante diem rationis.
ingemisco tamquam reus
culpa rubet vultus meus -
supplicanti parce Deus.
qui Mariam absolvisti
et latronem exaudisti
mihi quoque spem dedisti.
preces meæ non sunt dignæ
sed tu, bonus, fac benigne
ne perenni cremer igne.
inter oves locum præsta
et ab hædis me sequestra
statuens in parte dextra.
confutatis maledictis
flammis acribus addictis
voca me cum benedictis.
oro supplex et acclinis
cor contritum quasi cinis:
gere curam mei finis.
lacrimosa dies illa
qua resurget ex favilla
iudicandus homo reus.
huic ergo parce, Deus!
pie Iesu Domine,
dona eis requiem.
Amen.
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Tag des Zornes löst die Zeit in Staub
nach Sibylles und nach Davids Zeugnis!
Herrschen wird dann überall die Angst:
Streng wird unser Richter alles prüfen.
Durch die Gräber die Posaune gellt,
alle Toten vor den Thron zu rufen.
Staunen wird das Leben und der Tod
bei der Auferstehung der Geschöpfe.
Dann erscheint ein Buch mit jeder Tat,
die nur irgend auf der Welt zu richten.
Alles wird dem Richter offenbart,
nichts bleibt ungerächt, was je begangen.
Welchen Anwalt frag ich Armer, was
sag ich, wenn Gerechte selbst nicht sicher?
König, dessen Größe zittern macht,
keine Fordrung stellst Du den Erwählten,
Gütequelle, rette mich wie sie.
Treuer Jesus, denke, daß Dein Leben
Du um meinetwillen hast gelebt:
Laß an jenem Tage mich nicht fallen.
Mich hast Du gesucht und wurdest müd,
hast den Tod am Kreuz auf Dich genommen:
Laß die Mühsal nicht vergebens sein,
die Du mir zuliebe hast erlitten.
Du bist Richter, Du vergiltst gerecht.
Gib Verzeihung vor dem Tag der Rache.
Wie ein Angeklagter seufze ich,
Schuld treibt mir die Röte in die Wangen.
Hör mein Flehen, Gott, verschone mich!
Denn Du hast Maria freigesprochen
und Du hast den Dieb am Kreuz erhört:
Hoffnung hast Du so auch mir gegeben.
Meine Bitten sinds nicht wert, doch Du,
Gütiger, befiehl in Deiner Gnade,
daß das Höllenfeuer mich nicht brennt.
Weise mir den Raum bei Deinen Schafen,
von den Böcken trenne mich und laß
mich an Deiner rechten Seite stehen.
Die Verdammten müssen schweigen, sie
werden heißen Flammen übergeben.
Aber mich beruf zur Seligkeit!
Voller Demut bete ich auf Knien,
reuig und wie Asche ist mein Herz:
Trage Sorge um mein gutes Ende.
Jener Tag der Tränen läßt den Menschen
als Beklagten aus dem Staub erstehen.
Gott, verschon ihn! Treuer Jesus, laß
alle Toten ruhn in Ewigkeit. Amen.
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Apollonios am Do 29. Mär 2007, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.
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et dixi quis dabit mihi pinnas columbae ut volem et requiescam
ps. 55,7