Ungnade - Ablativendung bei Partizip

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Ungnade - Ablativendung bei Partizip

Beitragvon Willimox » Mo 31. Dez 2007, 17:02

An geneigte Leser

Bin offensichtlich in Ungnade gefallen, einerseits wegen Gebrauch linguistischer "pseudowissenschaftlicher" Terminologie, andererseits weil man in mir irgendeinen schon mal negativ aufgefallenen "Nix" wittert, sei es, dass so ähnlich geschrieben wird, sei es dass ich dieser Nix sein soll.

Zuletzt war nach kurzer Zeit im Thread mit dem "Ablativ-i bei Partizipien" dieser mein Beitrag hinter Consus-Beitrag gelöscht. Und vorher schon einige.

Irgendwie unverhältnismäßig, denke ich.

Sicher nicht arrogant gemeint: Studium der Sprachwissenschaft und von Latein an der LMU München, Fachbetreuer Deutsch, Fachbetreuer Latein an einem bayerischen Gymnasium nahe Augsburg. Terminologie und anderes sind - so meine ich - nicht unbedingt praxis- oder fachwissenschaftsfremd. Zumindest nicht den Forumsbetrieb gefährdend?



e vs i; rein formale Varianten?

Zu dieser Frage folgende Thesen bisher:


a) Das Ablativ-i eines Partizip Präsens signalisiert mit einiger Wahrscheinlichkeit ein „duratives“ Merkmal (durativ vs momentan/ad hoc) (Tiberis)

b) Das Ablativ-i ist eine statistisch seltenere Variante, grammatisch-grammatikalisch nicht unkorrekt, Bedeutungsfärbung eher neutral (Tiberis mit seinem K-St-Hinweis, man vergl dort etwa Ciceros „ea parte affluenti“)

c) Es kommt auf die Opposition „Partizipialattribut“ vs „Adjektivattribut“ an (eine petitio principii, in der bisherigen Diskussion).


Erkennbar:


Die (vorsichtig formulierte) These a) lässt sich recht gut mittels b) gegen Einwendungen verteidigen.

Ebensogut möglich, zumindest eine Neutralisierungstendenz im Partizip-i anzusetzen.

Auch dürfte eine theologische Formulierung wie „deo in aeternum regnante“ die These a) „ Merkmalsferne“ begrenzen.

Der Hinweis von Consus auf das Ablativ-i des Komparativs statt regulärem Ablativ-e stützt m.E. die Variantenthese b), indem sie das Semantikfeld verlässt und ein formales Spielfeld aufmacht.



Kurz zum Komparativ-i nach „ab“:

Das Ablativ-i des Komparativs findet sich etwa bei Cicero „a meliori parte“ (Orator 20,70¸vgl K-St Teil I, S.361f.), später dann regelmäßig in der theologisch-philosophischen Diskussion (Boethius: a prioribus; Thomas von Aquin: a priori; Occam «demonstratio a priori accipitur multipliciter».

Hier lässt sich gewiss kein Bedeutungsunterschied festmachen (a priori vs a priore ).So geht denn das Ablativ-i aus dem Adjektivsystem dritte Deklination auf den Komparativ über.

«duplex est demonstratio.
Una quae est per causam, et dicitur propter quid, et haec est per priora simpliciter.
Alia est per effectum, et dicitur demonstratio quia: et haec est per ea quae sunt priora quoad nos, cum enim effectus aliquis nobis est manifestior quam sua causa, per effectum procedimus ad cognitionem causae»
Summ. theol. I, 2, 2 c..
«Invenitur enim in scientiis demonstrativis necessarium a priori»
Phys. II, 15, n. 273 (5).


Zur Vertiefung, Marcus Favonius noster:

http://chat.yle.fi/yleradio1/latini/vie ... ght=priori

Mit herzlichem Gruß

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Re: Ungnade - Ablativendung bei Partizip

Beitragvon Christophorus » Mi 2. Jan 2008, 21:54

Willimox hat geschrieben:An geneigte Leser

[i]Bin offensichtlich in Ungnade gefallen,



bei mir sicher net :)

vielleicht meldet sich der betreffende Löscher mal und bezieht Stellung? :? :shock:
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