von Arminius » Sa 21. Sep 2002, 20:13
Lehrer sind nicht blöd - sie merken natürlich, wenn ein Schüler eine Übersetzung benutzt hat, auch wenn der Schüler nicht merkt, dass der Lehrer eben das merkt.
Eine "freie" Übersetzung ist somit - wenn es sich nicht um sehr gute Lateinschüler handelt (davon gibt es nur ganz wenige) verdächtig, eine "wörtliche" - auch wenn, oder gerade wenn sie Fehler enthält - kann zeigen, dass der Schüler auch die Konstruktion durchschaut hat bzw. sich damit auseinandergesetzt hat.
Im Zweifelsfall fragt der Lehrer nach einzelnen Wendungen und spätestens dann merkt man, ob der Schüler sich selbst Gedanken gemacht oder einfach nur auf die Stelle aus der Übersetzung abgeschrieben hat.
Also: Bitte die Übersetzung nur als Kontrolle einsetzen, ob man es ungefähr "richtig" hat. Lasst euch nicht zu sehr durch Abweichungen irritieren. Manchmal sind auch in den Übersetzungen Fehler, dies gilt insbesondere von den im Netz angebotenen, da häufig nicht klar ist, ob der Übersetzer wirklich ein studierter Lateiner und damit "Experte" ist. Bei den Druckübersetzungen hat man dieses Problem in der Regel nicht, aber hier versucht eben der Übersetzer eine möglichst gute Übersetzung in flüssigem Deutsch abzuliefen oder versucht (bei Dichtung) das lateinische Versmaß im Deutschen nachzuahmen. Das geht auf Kosten der Wörtlichkeit und manchmal sogar auf Kosten des Sinnes einzelner Stellen!