Hey, also ich schreibe bald in Geschichte eine Klausur über die attische Demokratie. Da ich mir ziemlich sicher bin, dass u. a. eine ähnliche Aufgabe, wie das Erörtren der Unerschiede zu unserer heutige Demokratie kommt, hab ich mir mal schon 'ne kleine Erörterung vorgeschrieben.
Würde gerne wissen, ob ihr vielleicht noch etwas hinzufügen oder entfernen würdet oder ob ich irgendwo vielleicht etwas Unlogisches oder Falsches gesagt habe!
Die attische Demokratie gilt als Wiege der Demokratie. Doch ist sie das? Und in welcher Beziehung stehen attische Demokratie und moderne Demokratie zueinander?
Die radikale attische Demokratie hat gravierende Unterschiede aber zum Teil auch einige Gemeinsamkeiten mit dem modernen Demokratiebegriff unter dem wir meist eine repräsentative Demokratie verstehen.
So sind ein Hauptpunkt bei den Unterschieden die menschenrechtlichen Defizite in der attischen Demokratie, denn Frauen und Sklaven waren von der Politik ausgeschlossen. Außerdem ist allein schon die Existenz der Sklaverei nicht mit unserer modernen Demokratie vereinbar. Auch eine Gewaltenteilung existierte im antiken Athen nicht, das Volk bestimmte direkt über jede zu fällende Entscheidung. Doch das Rotationssystem und die strenge gegenseitige Kontrolle der Instanzen sowie die Kontrolle des Volkes übernahmen ungefähr den Sinn der Gewaltenteilung, also das Verhindern von zu viel Machteinfluss einer Person oder Gruppe. Durch sie sollte also die erneute Entstehung einer Tyrannis, wie unter Peisistratos (um 607 bis 528), verhindert werden. Auch der Ostrakismos (Scherbengericht) diente zu diesem Zwecke. Einen weiteren Unterschied stellen die verschiedenen Demokratie-Systeme dar. So war die attische Demokratie eine radikale Demokratie, es war eine Herrschaft des gesamten Volkes und zwar in allen Angelegenheiten, während unsere Demokratie eine repräsentative Demokratie ist bei der das Volk Parteien wählt, die es vertreten sollen, also sich nicht selbst um alle Angelegenheiten kümmert. Aufgrund der Tatsache, dass das Volk in der Antike nicht in Gruppen organisiert war, bestand eine größere Gefahr von Demagogen beeinflusst zu werden, die in unserer heutigen Zeit viel geringer ist.
Doch neben den vielen Unterschieden gibt es auch einige Gemeinsamkeiten. So durften damals Metöken nicht an der Politik teilnehmen, heute dürfen das Ausländer ebenfalls nicht. Außerdem sind die Ideen der Freiheit und Gleichheit, eleutheria und isonomia, ebenfalls Bestände beider politischen Systeme. Des Weiteren ist das Wesen des Systems, die Idee einer Macht des ganzen Volkes und somit der Abschaffung der Monarchie, Oligarchie, Aristokratie und ähnlicher Systeme bei denen nur bestimmte Gruppen das Sagen haben, beiden gleich. Somit stehen beide Demokratie-Systeme in enger Beziehung zueinander.
Unsere heutige Demokratie hat sich aus der Attischen entwickelt. Denn aufgrund der wachsenden Einwohnerzahl und der Komplexität in allen Bereichen, etwa politischen und juristischen, konnte unmöglich das ganze Volk jede Entscheidung fällen bzw. mussten kompetente Personen für die jeweiligen Aufgaben gefunden werden – die radikale Volksherrschaft war nicht mehr möglich, es entwickelte sich also eine Repräsentative. Die neuen Gesetze, Frauenwahlrecht, Abschaffung der Sklaverei etc., entwickelten sich aus den neuen Wertvorstellungen. Unter Beachtung dieser Aspekte kann man also sagen, dass die attische Demokratie in enger Beziehung zu unserer steht, denn sie ist die Wiege aus der das Neugeborene (die attische Demokratie) sich – von unserer heutigen Zeit aus betrachtet – zum reiferen Erwachsenen (der modernen Demokratie) entwickelt hat.
Übrigens: Den Schluss (letzer Absatz: "Unsere heutige Demokratie ...") ist meine Schlussfolgerung aus dem Ganzen (habe kaum Meinungen kompetenter Personen dazu gefunden) - habe aber schon von machen gehört, die das nicht so sehen würden? Was meint ihr?