Meinungen zu einem Text

Fragen zur Geschichte und Archäologie des griechisch-römischen Altertums

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Meinungen zu einem Text

Beitragvon Marcus » Mo 28. Mär 2005, 00:52

Ich hätte gern mal eure fachmännische Meinung zu folgendem Text:
(steht evtl. irgendwo Schwachsinn?)

"Die Mythologien des griechischen als auch des ägyptischen Volkes basierten zunächst einmal auf gleichen Entstehungsgründen - der Angst und dem Erklärungsbedürfnis der frühen Menschen, welche die Welt, ihre beeindruckende Unermesslichkeit, abstrakte Begriffe (wie „schnell“, „kräftig“, „liebevoll“), die Elemente der Natur und vieles mehr mit ihren damaligen Kenntnissen nicht ergründen konnten. Sie versuchten all dies mit Hilfe von Göttern zu erklären, welche häufig noch Eigenschaften einfacher Naturgottheiten besaßen. Wie alle frühen polytheistischen Religionen hatten beide noch Gottheiten, welche zum Beispiel die Entstehung der Welt, einfache Naturvorgänge oder das Vorhandensein bestimmter menschlicher Eigenschaften entweder durch ihre bloße Existenz oder durch die ihnen zugeschriebenen Geschichten erklären sollten. Bekannte Beispiele dafür wären bei den Ägyptern Re/Ra als Sonnengott, Schu als Luftgott oder Hathor als Göttin der Liebe. Bei den alten Griechen könnte man exemplarisch Zeus als Zuständigen für Blitz und Donner, Demeter als Fruchtbarkeitsgöttin oder Artemis als Göttin der Jagd bzw. des Mondes anführen. Trotz starker Personifizierung der Gottheiten und dem Entwurf eines komplizierten mythologischen Erklärungskonstrukts aus vielen Geschichten, welches notwendig war, um die Götterwelten glaubwürdig erscheinen zu lassen, besaßen sowohl die griechische, als auch die ägyptische Mythologie noch hauptsächlich Götter, welche direkt mit den Erklärungsversuchen für abstrakte Dinge oder unerklärliche Naturerscheinungen in Verbindung gebracht werden können. Ein Differenzierungspunkt beider Religionen ist allerdings der Grad der Personifizierung. Während bei den alten Ägyptern vielen Gottheiten noch ein Tier direkt zuzuordnen ist, beziehungsweise diese Zuordnungen gegen Ende der ägyptischen Blütezeit sogar wieder zunahmen (Hathor – Kuh, Anubis – Schakal, Chnum – Widder, Thot – Ibis/Pavian usw.), ist die Personifizierung der Götter in der uns bekannten griechischen Mythologie schon weiter fortgeschritten und es existieren kaum noch direkte Verbindungen zwischen einem Gott und einem Tier. Dieser Umstand hatte jedoch keinen Einfluss darauf, dass in beiden Religionen gleichsam die Götter durch die sie umschreibenden Mythen sehr vermenschlicht und sie selbst damit fehlbar wurden. Ein weiterer Unterschied in ihren Grundsätzen ist das Fehlen klarer religiöser Gebote und Verbote bei den Griechen einerseits und das Vorhandensein eines von Vorschriften und Anleitungen gesättigten Totenkultes bei den Ägyptern andererseits.

Was auch heute noch die Wissenschaft zu vielen Konversationen anregt, interessierte den Menschen schon seit Anbeginn des Denkens: die Schöpfung unserer Welt, der Erde und des Menschen.
Die griechische Mythologie berichtet von einem Zustand des Chaos vor jeder Schöpfung. Dieses vergöttlichte Chaos gebar aus sich selbst heraus Erebos und Nyx (die Nacht), deren Kinder der Äther und der Tag waren. Die Nacht brachte außerdem den Tod, den Schlaf und die Träume hervor, die Moiren, die Hesperiden und Eris. Dann entstanden aus dem Chaos die Erde, Gaia (der Kosmos) und Uranos (Himmel). Hier setzt der Zweig personifizierter Götter ein. Gaia, die Gottheit des Kosmos vereinigte sich mit Uranos, dem Himmel. Aus dieser Verbindung erwuchsen die Titanen, deren wichtigste Vertreter Kronos und Rhea waren. Kronos entmannte seinen Vater Uranos, wodurch er zunächst die Herrschaft über die Welt an sich riss. Er brachte mit Rhea eine Reihe von Göttern hervor (Demeter, Hestia, Hera, Hades, Poseidon, Zeus), wovon er jedoch alle bis auf Zeus auffraß. Zeus wurde von seiner Mutter gerettet, kehrte später zurück und befreite seine Geschwister. In einem Kampf zwischen Titanen und Göttern siegten die letzteren, welche in der reichhaltigen griechischen Götterwelt, dann insbesondere in Gestalt der olympischen Götter, eine zentrale Rolle einnehmen sollten. Der Mensch wurde in der Vorstellung der alten Griechen von Prometheus aus Ton nach dem Ebenbilde der Götter geformt und von seinem Bruder Epimetheus bei der Vergabe von Fähigkeiten wie z.B. Schnelligkeit, Klugheit oder Kraft vergessen. Um diesen Missstand auszugleichen stahl Prometheus der Göttin Athene, einer Tochter des Zeus, die Klugheit und gab den Menschen Vernunft und begann sie in allen wichtigen Dingen zu lehren. Er brachte den Menschen laut Überlieferung auch das Feuer, wodurch diese so mächtig wurden, dass es den Göttervater Zeus erzürnte und er Prometheus dafür schwer bestrafte (genauer nachzulesen in Platons Protagoras). "
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Beitragvon rescriptor » Do 12. Mai 2005, 11:34

nöö, soweit ich das beim ersten Lesen sehe, ist das nicht nur kein Unsinn, sondern eine recht gute Zusammenfassung.
Wirklich interessant und erhellend ist, dass als Vergleichspunkt der Grad der Personifizierung gewählt wurde.
Ist das ein eigenes Werk - dann ist es ausgezeichnet -, oder kannst du die Quelle angeben - dann interessierte sie mich.
:)
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Beitragvon Marcus » Do 12. Mai 2005, 18:42

Es handelt sich tatsächlich um ein eigenes Werk ... der Text wurde vor einiger Zeit mitten in der Nacht verfasst; als eine Bekannte, welche die 11. Klasse eines Gymnasiums besucht, mich um Hilfe bei ihren Geschichts-Hausaufgaben bat (es ging um einen Vergleich der ägyptischen mit der griechischen Mythologie; dies hier ist ein Teil meines spontanen Hilfe-Versuchs ;) ). Sie hat es dann nicht verwendet.. aufgrund der extremen Kurz-Fassung war ich mir auch nicht sicher, ob das ganze noch verständlich ist.
Hmm .. entstehen also keine inhaltlichen Fehler durch die starke Komprimierung und erscheint der Text tatsächlich als für eine Zusammenfassung/Übersicht annehmbar? ;)
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Beitragvon rescriptor » Do 12. Mai 2005, 23:12

Wart mal noch, was andere meinen. Vielleicht fällt noch jemandem was auf oder ein - es gibt ja keinen Grund, warum Gutes nicht noch besser werden könnte. Aber mir scheints in Ordnung.
Ach so: vielleicht könnteste mir das trotzdem noch mal als PM schicken, dann könnte ichs mir ausdrucken und läse es noch mal in Ruhe, mit dem Stift in der Hand - also jedenfalls, falls dir dran liegt...
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Beitragvon Cellus » Fr 3. Jun 2005, 01:43

Für eine 11.Klasse finde ich den Text und sein Inhalt nicht angemessen, soll heißen, mich hätte der Stoff in der 11. wahrscheinlich überfordert, weil der Inhalt doch schon etwas spezieller ist und wohl eher in eine Uni-Facharbeit gehört.

Aber das ist in dem Fall als Kompliment zu sehen. :wink:
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