Nach langer Zeit, die seit meinem letzten Posting hier vergangen ist, würde ich mich gerne nochmal melden: Zunächst vielen Dank an das Forum, und alle, die mich hier auf die Akademie aufmerksam gemacht haben und letzte Zweifel in mir geräumt haben.
Mein Jahr bei Vivarium Novum ist inzwischen vorbei, und ich komme nicht umhin, den fast einjährigen Kurs uneingeschränkt zu empfehlen. Wer die lateinische Sprache wirklich lernen möchte, der findet m.E. kaum irgendwo auf der Welt eine effektivere und fruchtbarerere Möglichkeit dazu als in der Akademie. Auch für Griechisch bekommt man eine sehr solide Grundlage, auf die man ohne Weiteres aufbauen kann. Dass man in neun Monaten nicht von null an perfekt Griechisch lernt, wenn man in der gleichen Zeit enorm viel Latein macht, sollte klar sein (so viel aber sei gesagt: nach ein paar Monaten geht man im Philosophieunterricht dazu über, die Texte von Platon, Aristoteles etc. auf griechisch zu lesen, magistro scilicet adiuvante).
Die Anzahl an Texten, die man im Verlauf des Jahres liest, ist ebenfalls sehr umfassend, und am Ende hat man von so ziemlich jedem antiken Autoren mindestens ein paar Seiten gelesen und einen ersten Eindruck. Wer die Zeit außerhalb des Unterrichts gut nutzt, schafft auch noch wesentlich mehr.
Und die Texte werden nicht lästigerweise in die Muttersprache übersetzt, sondern tatsächlich GELESEN, wie ich es mit einem deutschen oder englischen Text auch machen würde. Das geniale an der Methode ist, dass man auch komplizierte, verdrehte und längere Sätze, an denen ich mir in der Schule jedenfalls noch die Zähne ausgebissen hätte, ohne weiteres runterlesen kann und man sein Augenmerk nicht auf die Sprachhürde legen muss, sondern sich voll und ganz mit dem Inhalt oder der Kunst des Satzes beschäftigen kann. Und das klappt nach einer Weile nicht nur mit Cäsar und Nepos, sondern auch mit Vergil und Horaz (und allen anderen).
Die Dichter, sowohl Griechen als auch Römer, werden übrigens, wie es zu antiken Zeiten ohnehin üblich war, musikalisch vorgetragen, d.h. gesungen. Das ist nicht nur authentischer und meiner Meinung nach wesentlich angenehmer zu hören und zu rezitieren, sondern führt auch dazu, dass man die entsprechenden carmina ohne großen Aufwand, irgendwann sogar ganz von selbst, auswendig lernt - ein Balsam, um seinen Wortschatz zu erweitern und Redewendungen zu lernen. (Wer sich das genauer ansehen will, sei auf den Youtube-Kanal der Akademie verwiesen:
https://www.youtube.com/watch?v=T4oJPdmxNH4)
Nebenbei schließt man enge Freundschaften sowohl mit den Lehrern als auch mit Mitschülern aus der ganzen Welt, was ganz natürlich entsteht, einfach dadurch, dass man eine so lange Zeit mit Gleichgesinnten und -interessierten zusammenlebt. Ich habe mit vielen noch regelmäßigen Kontakt, habe nachher sogar einige bei ihnen zu Hause besucht und sie mich.
Quid plura? Kann es jedem nur empfehlen. Wer sich den Ablauf des Jahres genauer ansehen will oder auch einen Eindruck bekommen möchte, wie gut man nach diesem Jahr auch Latein schreiben kann, dem sei der Artikel einer meiner Mitschüler ans Herz gelegt:
https://www.academia.edu/9429419/_Romae_mihi_nutriri_contigit_atque_doceri_seu_annus_academicus_in_aedibus_academiae_c.n._Vivarium_Novum_strictim_percususValeatis.