statera - Verständnisschwierigkeiten

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statera - Verständnisschwierigkeiten

Beitragvon Laptop » Do 25. Apr 2019, 19:19

Wenn ich auf einer Schnellwaage das Gewicht weiter nach außen verlagere, dann "wiegt" es - dank Hebenwirkung - mehr. Warum behauptet der Satz dann das Gegenteil? Oder übersehe ich irgendwas? :?

767. Statera est lanificum portatilis libra. alterâ parte non nisi uncinum habens, alterâ pondus: qvod centro admotum, plus, amotum minus, ponderat.
( Quelle: Janua linguarum reserata )
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Re: statera - Verständnisschwierigkeiten

Beitragvon Laptop » Do 25. Apr 2019, 20:50

Ich kenne das OSP ganz gut. Inwiefern steht da etwas, was die Stelle erhellen könnte?
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Re: statera - Verständnisschwierigkeiten

Beitragvon Laptop » Do 25. Apr 2019, 21:16

Jetzt. Ich hatte die Erstausgabe (recte: eine andere Ausgabe) des Orbis angeschaut, da steht das nicht drin, aber die auf Wikipedia verlinkte Ausgabe, schreibt es so wie du sagst: "et Pondus 14 ex opposito, quod in a aequiponderat rei in b bis tantum, in c ter etc.". Einen Druckfehler in der Janua kann man denke ich ausschliessen, da auch einige Folge-Editionen, die ich stichprobenartig gegengeprüft hatte genau die gleiche besagte Un-Logik enthalten. Hier z.B. eine Edition die ca. 30 Jahre nach der Erstausgabe immernoch(!) dieselbe Un-Logik druckt: https://i.imgur.com/Fr3WTmb.png Es wurde also 30 Jahre nicht korrigiert, daher wundere ich mich, ob ich vielleicht Denk-Schwierigkeiten habe :-)
Zuletzt geändert von Laptop am Do 25. Apr 2019, 21:42, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: statera - Verständnisschwierigkeiten

Beitragvon Laptop » Do 25. Apr 2019, 21:43

Mein Fehler, es war eine andre Ausgabe. Die Erstausgabe ist die in Wikisource aufgearbeitete, die die richtige Logik enthält. Spätere Ausgaben haben dann anscheinend den Text abgeändert.

Zurück zur Janua. Auch von der Janua gibt es soviele Editionen, dass man leicht den Überblick verliert. Es gibt wenige, die sozusagen etwas kanonischer sind als die andren. Eine davon ist die, die in den Opera Didactica Omnia, dem Sammelwerk der comenianischen Schriften, abgedruckt ist. Dort steht leider dieselbe Unlogik. Es gab dann auch eine textkritische Edition von Cervenka, auf die ich leider keinen Zugriff habe. Es kann doch wohl nicht sein, daß eine Unzahl von Literaturen über Jahrzehnte diese Unlogik nicht entdeckt und berichtigt haben. Oder? :roll:
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Re: statera - Verständnisschwierigkeiten

Beitragvon Prudentius » Fr 26. Apr 2019, 10:43

Die Kritik ist ja berechtigt, aber ist es eine "Unlogik"? Der Fehler liegt in der Physik, Mechanik, Hebelgesetz; also in etwas Inhaltlichem; die Logik aber hat es nur mit der Form von Sätzen zu tun, nicht mit dem Inhalt.

Vllt. ist der Fehler darin begründet, dass solche physikalischen Fragen damals bei den Humanisten im toten Winkel ihrer Aufmerksamkeit lagen, Newton war noch nicht bekannt.
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Re: statera - Verständnisschwierigkeiten

Beitragvon Laptop » Fr 26. Apr 2019, 11:36

Ja, der deutsche Text stammt nicht vom Autor, manchmal wurde auch der lateinische Text ohne Genehmigung des Autors abgeändert. Es liegt nicht so fern anzunehmen, daß der lat. Text der Erstausgabe vom Autor selbst besorgt wurde, bin mir dabei aber keineswegs sicher! Es gibt noch eine weitere recht maßgebliche Möglichkeit der Gegenprüfung, und zwar den frühen böhmischen Text. Der stammt auf jeden Fall aus der Hand des Autors, denn die Janua wurde zuerst als Handschrift auf Böhmisch verfaßt (die Handschrift ist m.E. verbrannt) und erst im zweiten Schritt ins Lat. übersetzt. Habe nun Zugriff auf die textkritische Ausgabe von Cervenka, dort steht der böhmische Urtext, ich paste mal von hier, das ist mit Cervenka wortgleich: 767. ... kteréž k centrum přidělané více, oddělané méně váží. Übersetzt wäre der relevante Textabschnitt soweit ich weiß(?) ... und auf der andren Seite ein Gewicht, das weniger wiegt, je näher es an der Mitte der Waage liegt. Was, ecce metam expectatam, inhaltlich endlich korrekt wäre. Hoffe das stimmt so: kteréž k centrum (= zum Mittelpunkt) přidělané více (= näher) oddělané (= wiegt) méně váží (= weniger). Unterm Strich gehe ich davon aus, daß bei Besorgung der lat. Übersetzung amotum und admotum vertauscht wurden. Das ist nicht so unmenschlich, denn beide Wörter ähneln sich wirklich stark.

Prudentius: Ich glaube heuzutage bezieht sich ‹logisch› eher auf den Inhalt, und ob der Sinn ergibt. Vielleicht hast du da eine andre Vorstellung?
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