Zythophilus hat geschrieben:Wenn man als "Satz" nur einen unabhängigen Satz definiert, dann fallen Gliedsätze nicht in diese Kategorie. Gibt's diesen Ansatz in einer Grammatik?
Ich würde es ein wenig anders definieren: "Satz" als Gesamtheit, Einheit. als etwas Abgerundetes, also auch Abgeschlossenes, Vollständiges; damit verbunden ist, dass er unabhängig ist, das folgt daraus. Also Tiberis, wenn du nur die Satzteile aufzählst, dann fehlt etwas: Satz ist mehr als Sammlung von Bestandteilen, es kommt eine innerliche Bindung hinzu, die durch die S-P-Struktur gegeben ist. Dieser Satzcharakter wird ja durch das Satzzeichen ausgedrückt: man könnte sagen: Satz ist etwas, hinter dem ein Punkt steht
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Dieses elementare Verständnis steht doch bei uns im Vordergrund, es geht im L. los mit "Flamma ardet", "Agricola arat", "Puella cantat", der Satz als Selbständiges, Eigenständiges.
Diese Vorstellung brauchen wir, sonst könnten wir gar nicht von "Satzteilen" reden, Teile gibt es nur, wenn sie sich vom Ganzen abtrennen lassen.
Wir gebrauchen allerdings den Terminus "Satz" in mindestens zweierlei Sinn, wir reden von Satz auch in dem Sinn, dass wir die Unabhängigkeit relativieren, also ist "in gewisser Hinsicht" auch der Nebensatz, der abh. Fragesatz, der Objektssatz ein Satz; und in gewisser Hinsicht kein Satz - alles klar?
So lässt sich der Dissens entschärfen: Nebensätze sind in Hinsicht auf Unabhängigkeit keine Sätze, in Hinsicht auf S-P-Struktur sind es Sätze. Es kommt also auf eine Sprachregelung an, nützlich ist hier der Terminus "Suspendierung", Aufhebung: beim Satz kann der Unabhängigkeitscharakter suspendiert sein.
Wenn die Bearbeiter des Menge das digitale Zeitalter übersehen haben, könnte es sein, dass sie im "Elfenbeinturm" gelebt haben?
Aber im Ernst, das ist ja wieder was anderes, wenn man für das allgemeine Publikum schreibt, und wenn wir hier im Forum als Eingeweihte darüber reden.