Ablativ

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Ablativ

Beitragvon medicus » Fr 25. Jun 2021, 08:39

Vir erat splendidus atque egregius ingenio
usuque belli.
Welcher Ablativ liegt hier vor? :help:
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Re: Ablativ

Beitragvon marcus03 » Fr 25. Jun 2021, 09:02

causae oder limitationis/respectus, denke ich, mit stärkerer Tendenz zum limitationis.
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Re: Ablativ

Beitragvon medicus » Fr 25. Jun 2021, 11:48

marcus03 peritus valde quidem est, sed sunt, qui peritiores sint hoc in foro, an erro?
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Re: Ablativ

Beitragvon iurisconsultus » Fr 25. Jun 2021, 13:30

Ich bin gewiss nicht kundiger als marcus, aber seiner Meinung: abl. causae oder limitationis je nach Kontext, wobei „ingenio“ für limitationis spricht (lit. „außergewöhnlich in Hinsicht auf Begabung und Erfahrung im Krieg“).
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Re: Ablativ

Beitragvon Tiberis » Fr 25. Jun 2021, 14:48

ohne Kontext ist das wohl nicht zu klären.
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Re: Ablativ

Beitragvon medicus » Fr 25. Jun 2021, 16:08

Kontext:
Alcibiades ceteris et vitiis et virtutibus praestabat.
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Re: Ablativ

Beitragvon iurisconsultus » Fr 25. Jun 2021, 16:43

Ach, Nepos, oder? Ich bleib‘ bei abl. limit. :)
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Re: Ablativ

Beitragvon medicus » Fr 25. Jun 2021, 18:32

iurisconsultus hat geschrieben:Ach, Nepos, oder?
Es ist ein Satz eines Latein Lernenden, den ich im Netz fand.
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Re: Ablativ

Beitragvon Tiberis » Fr 25. Jun 2021, 18:43

iurisconsultus hat geschrieben:Ich bleib‘ bei abl. limit.

ich stimme zu. Zumindest lässt sich nichts Gegenteiliges beweisen. :)
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Re: Ablativ

Beitragvon medicus » Fr 25. Jun 2021, 19:23

Gratias omnibus peritis ago! :klatsch:
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Re: Ablativ

Beitragvon Sapientius » Mo 5. Jul 2021, 08:15

"praestare" drückt nur Hochrangigkeit aus, da braucht es noch eine Angabe, in welchem Bereich oder auf welchem Gebiet oder in welcher Hinsicht hochrangig. Dafür steht der Ablativ des Bereichs oder des Gebiets oder der Hinsicht - oder, wenn ihr lieber wollt, limitationis oder causae; die Benennungen sind beliebig für den einen Ablativ.
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Re: Ablativ

Beitragvon Tiberis » Mo 5. Jul 2021, 08:29

wissen wir, wissen wir. :D
Die Anfrage bezog sich aber nicht auf den abl.lim. bei praestare, sondern auf jenen, der "egregius" näher bestimmt.
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Re: Ablativ

Beitragvon Sapientius » Di 6. Jul 2021, 08:05

Welcher Ablativ liegt hier vor? :help:


Antwort: "Der eine Ablativ"! Die Frage sollte anders gestellt sein: "Welche Funktion hat der Ablativ hier? :help: ", oder: wozu dient der Ablativ hier? Das ist nicht nur ein formaler Unterschied: wir sollen nicht die Schubfächer des Ablativs sortieren, sondern uns den Satz genauer ansehen; die Frage sollte aus dem Satz heraus formuliert werden.
In unserer Grammatik-Diktion haben wir zuviele selbständige Substanzen, wo nur Funktionen vorliegen; das ist so, als ob man eine Vogelscheuche als Person anreden würde - das ist nicht schlimm, aber man wird dafür belächelt.

Genauso ist es beim Genitiv: wir haben den subjectivus, objectivus, partitivus, wo nur der eine Genitiv verschieden gebraucht wird.
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Re: Ablativ

Beitragvon medicus » Di 6. Jul 2021, 20:53

Salvete sodales doctissimi! Durch meine falsch gestellte Frage habe ich immerhin eine lebhafte Diskussion ausgelöst. Ist die von Sapientius vertretene Lehre auch zum Lateinunterricht an Schulen geeignet?
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Re: Ablativ

Beitragvon ClaudiaK » Mi 7. Jul 2021, 20:32

Salve medicus,

ich bin mir nicht ganz im Klaren darüber, was Sapientius für eine „Lehre“ vertritt.
Wenn er mit Funktion die syntaktische Funktion meint, also was für ein Satzglied der Ablativ jeweils wäre, dann ist die Antwort auf deine Frage: ja.

Ganz grob: Ablative haben entweder die syntaktische Funktion eines Objektes oder einer adverbialen Bestimmung oder eines Attributes.

- Um mal ex negativo anzufangen: In meinem Prima Nova wird kein abl. qualitatis (vir summa fortitudine) erwähnt, sehr wohl aber ein gen.qualitatis und seine Funktion als Attribut.

- Die Ablative des Grundes, des Mittels und der Zeit werden begrifflich unter dieser adverbialen Bedeutungsklasse und in der Funktion als Adverbiale eingeführt.

- Beim Ablativ des Vergleichs unterbleibt eine Erwähnung der syntaktischen Funktion.
(Ich habe auch keine.)

- Der abl.abs. wird als Satzglied in er Funktion eines Adverbials eingeführt.

- Die zahlreichen Ablative, die als Objekt in Form bloßer Ablative (uti) oder mit einer Präposition
(a monstro e somno excitabantur) direkt vom Verb abhängen oder adverbiell als präpositionale Wendung (iis in aedibus) auftauchen, werden begrifflich nicht klassifiziert.

Wozu auch? Zum Übersetzen braucht man das Metavokabular nur als Hilfe zur Vereindeutigung.
Es sei denn: Die Lerngruppe hat Spaß an solchen begrifflichen Bestimmungsübungen der Bedeutungsklassen, dann kann man ja mehr erwähnen.

Fazit zur Einführungsphase:
Ja, es wird mit syntaktischen Funktionsbegriffen gearbeitet. Und:
Ja, die Bedeutungsklassen der Adverbiale (instrumentalis, causae, temporis) werden soweit für das Textverständnis notwendig und abhängig von den Anforderungen des FLP zu deklarativem Wissen benutzt.
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