von cometes » Mo 22. Apr 2024, 14:36
Grau in Grau malen ist doch nichts anderes als Grisaillemalerei, die Hegel hier bildhaft ausspielt sozusagen gegen die volle Palette des wirklichen Lebens.
Nun kannte die Antike monochromatische Malerei durchaus, so heißt es beim älteren Plinius (Nat. Hist. 35,64) über Zeuxis et pinxit monochromata ex albo, worunter jedenfalls einfarbige Bilder verstanden werden, strittig ist nur, ob damit tatsächlich Grisaille oder eine auf einer anderen Grundfarbe basierende Tonwertabstufung bezeichnet wird.
Roderich König übersetzt für die Tusculum-Ausgabe Auch einfarbige Bilder in Weiß hat er gemalt, andere wollen darin mit Rücksicht auf Cinnabari veteres, quae etiam nunc vocant monochromata, pingebant (Nat. Hist. 33, 117) Rot in Rot auf weißem Grund erkennen.
Dass es verschiedene Grundpigmente monochromatischer Malerei gab, mag man aus Quintilian (Inst. 11, 3.46) ableiten, wo die rhetorische Technik, den Vortragston zu variieren, mit der Abtönung der Maler qui singulis pinxerunt coloribus verglichen wird. Kurzum, mit monochromata pingere bzw. singulo colore liegt man meines Erachtens sprachlich näher am Quellgebiet der Malerei, der Hegel seinen Vergleich entliehen hat.