Ovid, Am III, 8

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Re: Ovid, Am III, 8

Beitragvon ille ego qui » Do 30. Jun 2022, 16:37

Klar hat gibt es oft beziehungen zwischen einem wort und anderen teilen eines Satzes.
Wenn jemand den ganzen Himmel verlässt, also sich in KEINEM seiner Teile mehr aufhält (bzw. sich in keinen mehr erstreckt), bedeutet das automatisch - aber das ist ja kein Hexenwerk -, dass er sich mit seiner ganzen Person aus diesem zurückzieht. Ob man dann freilich betonen muss, dass sich „ganz“ auch auf ihn selbst bezieht, lasse ich mal dahingestellt.

Wie i.c. richtig sagt, man nähert sich hier schon der „nausea“. :D

(Der Vollständigkeit halber: Im Plural sollte man sich bewusst halten, dass im deutschen „die ganzen Menschen“ so viel heißt wie „alle“, dass das aber im Lateinischen so erst einmal nicht möglich ist.)

valete!
:-)
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
arma virumque cano ...
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Re: Ovid, Am III, 8

Beitragvon marcus03 » Do 30. Jun 2022, 16:48

ille ego qui hat geschrieben: aber das ist ja kein Hexenwerk -, dass er sich mit seiner ganzen Person aus diesem zurückzieht.

Man kann z.B. einen gemeinsamen Ort verlassen, aber in Gedanken immer beim anderen sein.
Amantes können ein Lied davon singen.

https://www.youtube.com/watch?v=u9sRJ-eOHnc

in memoriam E.P., der am 16.8.1977, also vor 45 Jahren totus reliquit terrarum orbem.
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Re: Ovid, Am III, 8

Beitragvon Sapientius » Do 30. Jun 2022, 17:45

Allgemeinere Schlussfolgerung:

- Nicht jede diffizile syntaktische Unterscheidung muss sich in der Übersetzung niederschlagen; Übersetzung und Syntax sind auseinanderzuhalten;

- prädikativ oder attributiv: das ist kein entweder - oder; attributiv ist tota auf jeden Fall; diskutierbar ist, ob es auch prädikativ ist.
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Re: Ovid, Am III, 8

Beitragvon Zythophilus » Mo 4. Jul 2022, 07:17

Zumindest im Deutschen ist es ungewöhnlich zu sagen "aus dem ganzen Haus weggehen". Vielleicht ist hier die Übersetzung "ganz aus dem Haus" sinnvoller, aber das ist m.E. eher ein Problem der Übersetzung.
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Re: Ovid, Am III, 8

Beitragvon marcus03 » Mo 4. Jul 2022, 08:15

Zythophilus hat geschrieben:Vielleicht ist hier die Übersetzung "ganz aus dem Haus"

Ich bin ganz aus dem Häuschen! (Totus sum e domuncula!) :wink:

Über die Herkunft dieser Redensart sind sich die Experten uneins. Die einen vermuten, sie gehe auf die alte Umschreibung des menschlichen Körpers als Haus des Verstandes und der Seele zurück. Die anderen sehen den Ursprung in den französischen "Irrenanstalten", die als "petits maisons", also als kleine Häuser, umschrieben wurden. In dieser Bedeutung erscheint die Redewendung 1776 in Deutschland.
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Re: Ovid, Am III, 8

Beitragvon Zythophilus » So 10. Jul 2022, 11:55

Zumindest im Deutschen ist es nicht besonders logisch, wenn man sagt, man verlasse das ganze Haus, denn im körperlichen Sinn kann man es entweder verlassen oder nicht, während man durchaus im ganzen Haus etwas suchen kann. Klang die Wendung tota domus im Zusammenhang mit einem Ausdruck des Verlassens auch für einen Römer seltsam oder war sie doch üblich?
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Re: Ovid, Am III, 8

Beitragvon marcus03 » Mo 11. Jul 2022, 12:54

Zythophilus hat geschrieben:Zumindest im Deutschen ist es nicht besonders logisch, wenn man sagt, man verlasse das ganze Haus,

Wenn jemand komplett auszieht und nichts zurücklässt oder weiter beansprucht, könnte man schon
sagen: Er verlässt das ganze Haus = er zieht komplett aus.
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