fenugreek, wie ist die gute klass. Schreibung?

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fenugreek, wie ist die gute klass. Schreibung?

Beitragvon Laptop » Fr 13. Nov 2020, 03:21

Salvete comites eruditiores! Ich versuche die beste Schreibung von "fenum graecum" zu finden, und es fällt mir schwer. Gaffiot bietet hier http://micmap.org/dicfro/search/gaffiot/fenum die Form "fenugraecum" oder gar "fenograecum" an, was mir nicht ganz erklärlich ist. Ist dieser Stummel "..nu" bzw. "..no" eine Sprecherleichterung, die zulässig geworden ist? Nun könnte man meinen das unverstümmelte Kompositum "fenumgraecum" wäre richtiger (so sagt L&S), aber das scheint auch nicht zu stimmen, denn im PHI-Corpus, der für mich als vertrauenswürdige Quelle gilt, finde ich den Begriff gar nicht als Kompositum, sonderes nur getrennt geschrieben. Also gut, dann wohl getrennt geschrieben "fenum graecum". Doch auch hier geht es weiter mit der Unklarheit. Im PHI-Corpus schwanken die Schreibungen zw. "fe.." und "fae..". Sogar innerhalb der Plinius-Edition hat man sich nicht auf einen Vokal festgelegt (warum nicht?), sondern beide Schreibarten erscheinen etwa gleich oft, ich zähle vier mal mit "e", und vier mal mit "ae":
(Nat. Hist. 13.13.2) ... faeno Graeco, melle, maro, amaraco.
(Nat. Hist. 20.88.3) ... sucum ex aceto vel cum feno Graeco.
(Nat. Hist. 20.251.5) ... stomachi dolores cum feno Graeco ...
(Nat. Hist. 22.125.1) ex feno Graeco, mollissima omnium, ...
(Nat. Hist. 23.123.1) ... feminasque decocto eodem cum faeno Graeco
(Nat. Hist. 24.184.1) Nec faeno Graeco minor auctoritas ...
(Nat. Hist. 26.77.6) ... agaricum cum farina e feno Graeco.
(Nat. Hist. 27.29.2) ... similem faeno Graeco ...
Das zeigt mir eine gewisse Unsicherheit. Aber gilt das für die Gegenwart immer noch? Oder gibt es mittlerweile neuere und festere Erkenntnisse dazu?
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Re: fenugreek, wie ist die gute klass. Schreibung?

Beitragvon iurisconsultus » Fr 13. Nov 2020, 11:59

Hallo Laptop,

vielleicht hilft dir der Auszug aus Vaan, Etymological Dictionary of Latin and the other Italic Languages (2008) S 211:
Dateianhänge
IMG_3593.jpg
IMG_3594.jpg
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Re: fenugreek, wie ist die gute klass. Schreibung?

Beitragvon Laptop » Fr 13. Nov 2020, 23:08

Ja, danke, Rechtschaffender. Das Argument, "fae.." sei eine Hyperkorrektur für "fe.." scheitert m.E. an der hohen Zahl der Belege für "fae.." aus allen Zeitschichten und Gesellschaftsschichten. Der ThLL sagt sogar, daß die Belege für "fae.." überwiegen. Das spricht m.E. gegen eine Hyperkorrektur, und eher dafür, daß "fe.." vielleicht eine spätere Vereinfachung ist (schon vorklassisch, insofern ist "spät" relativ aufzufassen). Nämlich ein Verschleifen des Diphthongs zu einem Monophthong, als Dauergebrauchsabnutzungsphänomen. "Heu" ist ja ein Begriff der in aller Munde war, weshalb Abnutzungsspuren nicht verwunderlich wären. Bei uns auf dem Land sagt man z. B. "des Hee 's drogge". Da wird auch kein Diphthong mehr bemüht, damit es weniger Sprechmühe macht.
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Re: fenugreek, wie ist die gute klass. Schreibung?

Beitragvon iurisconsultus » Sa 14. Nov 2020, 16:51

Hallo Laptop,

zum Abrunden noch Walde/Hofmann, falls du den nicht ohnehin bereits eingesehen hast:

https://archive.org/details/walde/page/n511/mode/1up
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Re: fenugreek, wie ist die gute klass. Schreibung?

Beitragvon Laptop » Sa 14. Nov 2020, 18:33

Ja, und wie ist Deine Meinung bzw. Beurteilung dazu?
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Re: fenugreek, wie ist die gute klass. Schreibung?

Beitragvon iurisconsultus » Sa 14. Nov 2020, 19:22

Ich äußere mich grundsätzlich nicht über Sachen, von denen ich nichts verstehe: „Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen“. Ich bin schon froh, wenn ich alles halbwegs gerade übersetzen kann. Zur Zeit plage ich mich gerade mit Lucretius herum. :lol:

Aber wenns gefällt, sage ich dir trotzdem in aller Kürze, was mein Eindruck (nicht mehr) ist:

Ich denke, die Sache lässt sich nicht abschließend klären. Man kann also nur theoretisieren. Gefühlsmäßig erscheint es mir, wie auch dir, plausibler, dass im Laufe der Zeit ein Diphtong (ae) zu einem Vokal (e) abgeschliffen wird als vice versa. Das ist aber eine bloße Behauptung und streitet für sich allein noch nicht für den Diphthong. Der Diphthong in Inschriften hinwieder hilft kaum weiter. Der reflektiert jedenfalls die gelebte Aussprache, aber womöglich auch nicht mehr.

Vale!
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Re: fenugreek, wie ist die gute klass. Schreibung?

Beitragvon Laptop » Sa 14. Nov 2020, 23:36

"... ist mein Gefühl" ist durchaus ein zulässiges Argument, es ist weder falsch, noch unlogisch, noch polemisch oder eristrisch. Insofern danke für Deine Einschätzung, das hilft mir auf jeden Fall! Die gelebte Aussprache ist auch ein wichtiges Puzzlestück.
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