im Studium lernte ich von einem Dozenten (der oft interessante, aber wohl nicht immer konsensfähige Thesen vertrat), das Wort "item" könne eigentlich nur dann verwendet werden, wenn zwei prädikatsgleiche, aber hinsichtlich des Subjekts verschiedene Aussagen miteinander verbunden würden. Dasselbe war zu lesen im alten Menge und - wie ich gerade sehe - auch im Georges.
Ich war schon damals skeptisch, ob das immer so ganz hinhaut. Und auch Georges scheint sich gleich selbst zu widersprechen:
item, Adv. (zu ita)
[ita : item = id : idem , ILLE]
, zur Bezeichnung der Wiederkehr eines u. desselben Prädikats bei verschiedenen Subjekten = ebenso, ebenfalls, desgleichen auch, I) im allg.: hunc meum esse dico. Tr. Et ego item aio esse meum, Plaut.: Le. Quaeso aequo animo patitor. Li. Patitor tu item, Plaut.: Romulus augur, ut apud Ennium est, cum fratre item augure, Cic.: te esse hominem divitem, me item hominem pauperum pauperrimum, Plaut. – mit Weglassung des (dann [469] hinzuzudenkenden) Prädikats bei item, zB. hoc in Libera servant, in Libero non item, Cic.: litterae mittuntur isti a patre vehementes, ab amicis item, Cic.: spectaculum uni Crasso iucundum, ceteris non item, Cic. – huic item Menaechmo nomen est, Plaut.: ipse cum telo esse, item (es ebenfalls tun) alios iubere, Sall.: ipse armatus intentusque item (es ebenfalls zu sein) milites cogebat, Sall. – aiunt nonnuli, Sallustius item, me oportuisse accusare, Cic. –
Zuerst überlegte ich, ob "Subjekt" eben auch sog. logische Subjekte umfassen solle (den Akkusativ im AcI, das Agens im Passiv ...). Aber auch das erfasst wohl nicht alle Beispiele im Georges.
Meine Frage also: Welchen Subjektbegriff legen Georges et al. hier zugrunde? Einen, der an das herankommt, was die neuere Linguistik Thema bzw. Topik (vgl. Satzgegenstand) nennt (also eine tatsächlich nicht zwingend fallabhängige, sondern semantisch-pragmatische Kategorie)? Denn auch was Wikipedia an einer Stelle als für ein Subjekt sprachenunabhängig konstitutiv ansieht, nämlich die Kongruenz mit dem Prädikat, greift bei den oben markierten Beispielen ja nur teilweise ...
So übrigens definiert das Grimm'sche Wörterbuch den Begriff "Subject" im grammatischen Sinne:
4) im grammatikalisch-logischen sinn als grundwort eines satzes oder grundbegriff eines urteils. die grammatik braucht das ursprünglich logische kunstwort subiectum seit Schottel, häufiger aber erst seit der mitte des 18. jh., vgl. Jellinek gesch. d. nhd. gramm. 2, 469, seitdem auch als eingedeutscht nachweisbar: was ist denn hier unnatürliches? etwa dieses, dasz das subject hinter seinem zeitworte steht? Lessing 8, 49 L.-M.; diese auffassung in urtheilen mit subject und prädicat niederzulegen Lange gesch. d. materialism. 247.
Quid vos censetis?
Bene valete!
ILLE