Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

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Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon TimeWillTell » Fr 7. Jun 2013, 12:38

Salve,

wäre es korrekt fogendes zu behaupten: Das Etruskische ist keine indogermanische Sprache, hat aber größtenteils das damalige griechische (Griechisch ist hingegen eine indogermanische Sprache) Alphabet übernommen; das Lateinische hat, obwohl es zu den indorgermanischen Sprachen gehört, Wörter etc. aus dem Etruskischen übernommen. Was mich bei meinen Studien diesbezüglich etwas stutzig gemacht hat, ist das anscheinende Faktum, dass das Etruskische, obwohl es selbst keine indogermanische Sprache war, ein Alphabet einer Sprache, nämlich Griechisch, übernommen haben soll, die zu einer komplett anderen Sprachfamilie gehört.

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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon Zythophilus » Fr 7. Jun 2013, 15:17

SALVE
Etruskisch ist tatsächlich keine indogerman. Sprache, aber die Nähe und die zumindest anfangs vorhandene kulturelle Überlegenheit der Etrusker bedingten die Übernahme etruskischer Wörter ins Lateinische.
Was die Alphabete betrifft, so hatte man vermutlich nicht viel Auswahl, also nahm man das verfügbare griechische Alphabet und adaptierte es etwas. Wenn man die Laute damit wiedergeben kann, dann ist es prinzipiell egal, ob das Alphabet von einer Sprache aus der selben Sprachfamilie stammt. Auch das griechische Alphabet stammt mit Änderungen von einer semitischen Sprache.
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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon RM » Fr 7. Jun 2013, 22:47

TimeWillTell hat geschrieben:Was mich bei meinen Studien diesbezüglich etwas stutzig gemacht hat, ist das anscheinende Faktum, dass das Etruskische, obwohl es selbst keine indogermanische Sprache war, ein Alphabet einer Sprache, nämlich Griechisch, übernommen haben soll, die zu einer komplett anderen Sprachfamilie gehört.

Vietnamesisch und Ungarisch werden auch mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Tja, warum macht man das nur? :wink:

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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon Zythophilus » Fr 7. Jun 2013, 23:03

Beim Vietnamesischen weiß ich es nicht, aber ins Ungarische sind durchaus Wörter aus indogermanischen Sprachen übernommen wurden.
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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon Laptop » Sa 8. Jun 2013, 04:40

Ja, das Alphabet sagt wenig über den Verwandtschaftsgrad von Sprachen aus. Die Slawischen Sprachen z. B. sind auch recht fern im Verwandtschaftsgrad zum Lateinischen, und dennoch verwenden sie lateinische Lettern, einfach nur als Notbehelf. Man hat die Lettern an die eigenen Bedürfnisse angepaßt, aber ein eigenes Schriftsystem hat man nie entwickelt.
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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon Zythophilus » Sa 8. Jun 2013, 07:27

Ein Alphabet, das den slawischen Sprachen wahrscheinlich besser angepasst ist als das lateinische, gibt's schon, das kyrillische, es wird aber nicht von allen benutzt. Wenn in vielen slawischen Sprachen das lateinische Alphabet benutzt wird, das dann um etliche Sonderzeichen ergänzt werden muss, so hat das historische und politische Gründe.
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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon Prudentius » Sa 8. Jun 2013, 08:52

Beim Vietnamesischen weiß ich es nicht


Das vietnamesische Alphabet geht auf die Kolonialzeit zurück, frazösische Missionare haben es geschaffen, mit vielen Punkten und Strichen. Auch das koreanische ist ein Kunstprodukt, eine Silbenschrift aus einfachen chinesischen Elementen gebildet. Diese beiden Länder versuchten, sich dem beherrschenden Einfluss des Chinesischen zu entziehen.
Zu den slawischen Sprachen: man kann noch teilweise genau die Grenze des ost- und des weströmischen Reiches erkennen: die Serben schreiben kyrillisch und sind orthodox, die Kroaten schreiben lateinisch und sind katholisch, das Serbo-Kroatische ist aber ein und dieselbe Sprache; ähnlich die Grenze zwischen Polen und Rußland, die Schriftgrenze ist auch eine Religionsgrenze.
Atatürk hat in den 20er Jahren das arabische Alphabet durch das lateinische ersetzt, da machte er schon den ersten Schritt zur Bewerbung um EU-Mitgliedschaft :-D .
Vergessen wir uns selber nicht: D hat einen Alphabet-Wechsel hinter sich, ca. 1941 ersetzte Hitler das deutsche durch das lateinische Alphabet.
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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon RM » Sa 8. Jun 2013, 10:24

Zythophilus hat geschrieben:..., so hat das historische und politische Gründe.

Das ist wohl die entscheidende Erklärung. Da gab's also bei den Etruskern Kontakte zu schreibkundigen Griechen - naja, nicht besonders erstaunlich.
Was das Deutsche betrifft, so wurde es schon im Mittelalter mit dem lateinischen Alphabet geschrieben.

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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon TimeWillTell » Do 20. Jun 2013, 12:05

Salve,

erneut vielen Dank für die interessanten Kommentare!

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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon sinemetu » Sa 22. Jun 2013, 17:09

TimeWillTell hat geschrieben:Was mich bei meinen Studien diesbezüglich etwas stutzig gemacht hat, ist das anscheinende Faktum, dass das Etruskische, obwohl es selbst keine indogermanische Sprache war, ein Alphabet einer Sprache, nämlich Griechisch, übernommen haben soll, die zu einer komplett anderen Sprachfamilie gehört.


nimm "das Phänomen"

Vergessen wir uns selber nicht: D hat einen Alphabet-Wechsel hinter sich, ca. 1941 ersetzte Hitler das deutsche durch das lateinische Alphabet.


Naja, unser Alphabet war schon aus dem Lateinischen hervorgegangen, bevor Es wieder gecanzelt wurde ..

Die Frage des Zeichensatzes (Alphabet) hat mit der Sprachverwandschaft wohl nichts zu tun. Übernommen wurde das Alphabet auch nicht, um Nachrichten zu vermitteln, sondern um Flüche rituelle in die Welt zu setzen. Dazu kamen aesthetische Gründe ....
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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon Zythophilus » Sa 22. Jun 2013, 22:08

D hat einen Alphabet-Wechsel hinter sich, ca. 1941 ersetzte Hitler das deutsche durch das lateinische Alphabet.

Was 1941 vollzogen wurde, war kein Alphabet-Wechsel, da die sog. "deutsche" Schrift ja kein eigenes Alphabet ist, sondern lediglich ein anderer Schriftsatz.
Einen Alphabet-Wechsel gab es in der Türkei - auch in anderen Ländern mit Turksprachen -, wo 1928 das lateinische Alphabet mit einigen Sonderzeichen das arabische ablöste.
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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon Lubomir » Sa 20. Jul 2013, 22:27

WIe Sinemetu treffend gesagt hat, sind Sprache und Schrift zweierlei. In manchen altgermanischen Sprachen waren Runen (für kürzere Gebrauchstexte auf festem Beschreibmaterial) und Lateinalphabet teilweise nebeneinander in Gebrauch.
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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon Zythophilus » Di 23. Jul 2013, 15:48

Auch für das Serbische gibt es neben dem kyrillischen Alphabet eine durchaus auch in Serbien verbreitete Schreibweise in lateinischen Buchstaben. Selbst wenn man annimmt, dass Serbisch und Kroatisch verschiedene Sprachen sind, war es einfach, das Alphabet von den Kroaten zu übernehmen. Je nach Kulturkreis wurden einer Sprache oder eben zwei ganz ähnlichen zwei verschiedene Alphabete zugeordnet.
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Re: Verwandtschaft zwischen Etruskisch, Latein u. Griechisch

Beitragvon Prudentius » Di 23. Jul 2013, 17:05

Anscheinend verlief die Grenze zwischen dem ost- und dem weströmischen Reich zwischen Serbien und Kroatien, und so waren die Serben auf Konstantinopel ausgerichtet, später nach dessen Fall auf Moskau, und so sind sie auch orthodox; die Kroaten umgekehrt, auf Rom ausgerichtet, schon allein weil Venedig für den Orienthandel auf die dalmatinische Küste angewiesen war.
war es einfach, das Alphabet von den Kroaten zu übernehmen

So einfach auch wieder nicht, denn Ostrom übernimmt nichts von Westrom :-D .
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