Hallo,
1) Es ist ja bekannt, dass eἶναι als Kopula enklitisch ist (insb. zur Erstellung von Nominalsätzen durch Substantive und Adjektive im Nominativ, aber auch im Genitiv).
Als Vollverb soll εἶναι immer orthotoniert sein. Das gilt in der Verwendung als Verbum existenziale sowie in der verwandten Bedeutung "es ist möglich" (= ἔξεστιν). Wie sieht es mit der Bedeutung "sich befinden" aus? Meiner Meinung nach müsste das Verb dann ebenso orthotoniert werden, weil das Verb in der Bedeutung "sich befinden" auch Vollverb ist.
Beispiel: Ἀθήνησί ἐστιν.
2) Lindemann-Färber spricht reiht Genetivattribute wie "τῆς Χερσονήσου ἐν Ἐλαιοῦντι" oder "ποῦ γῆς" in die Gruppe "Genetiv als Adverbiale" ein. Ich finde diese Zuordnung relativ schwierig: Semantisch vielleicht, aber syntaktisch handelt es sich ja um Attribute, die ein Objekt (oder Adverb) näher bestimmen, aber auf keinesfalls das Prädikat an sich.
In "Die Schiffe der Ahener" wird "die Athener" zumindest als Genitivattribut gesehen.
Nach der Logik müsste man "Landespolitik" als Genitivattribut (die Politik des Landes), Straßensperre als Adverbiale sehen (Die Sperre auf der Straße).
"Die Furcht der Athener" wird ebenso als Genitivattribut gesehen. Da es sich um ein Verbalsubstantiv handelt, könnte man dem Genitiv auch adverbialen Charakter zuschreiben (Gen sub. / obi.).
3) In meines Erachtens übereifrigem Analogiebestreben wird in den Grammatiken "binden an etwas" mit "δέειν έκ τινος" übersetzt. Nach Sichtung des Pape und des LS bin ich jedoch zu der Erkenntnis gekommen, dass nach Xenophon "πρός τινα" die einzig richtige Möglichkeit ist. Was meint ihr?
4) Wir würdet ihr "treten vor" übersetzen? "πρό" drückt ja keine Richtungsangabe aus.
Mein Vorschlag: Das Heer trat vor die Stadt. Ὁ στρατὸς ἔστη πρὸς πόλιν.
Danke für eure Meinungen und Anregungen schon im Voraus.