Das Problem dabei sind nicht die Wörterbücher, sondern dass die Lateiner - ich schließe ausdrücklich Professoren und Studenten mit ein (Lehrer sowieso) - sich absichtlich auf ein einziges Gebiet konzentrieren, das ca. 1,5% des Lateinischen ausmacht. Ich meine, wie könnte es anders sein, die "Schullektüre", von der nicht viel mehr übrig geblieben ist als ein bisschen Caesar und wenig Cicero, manchmal Ovid, einige Streusel Vergil und Catull und ansonsten tabula rasa. Von wirklich wichtigen, weltbewegenden, unklassischen Werken wie "De Revolutionibus ..." etc. sieht und hört man nichts, die Neuzeit gefällt der Klassischen Philologie nicht, weshalb sich die Germanisten darum bemühen müssen, über das Mittelalter rümpft die Klassische Philologie im Allgemeinen die Nase. Ja, wozu braucht's dann ein großes Wörterbuch wie den Georges, ob elektronisch oder nicht? Es sind nicht die Wörterbücher, die fehlen, sondern die Philologen, die sich auch mal abseits des Mainstreams bewegen, lange Vergessenes ausgraben und sich nicht zu schade sind, Fachfremdes anzuschauen. Was wir bräuchten, wenn's besser liefe, wäre ein umfassendes Wörterbuch, das nicht nur den Zeitbereich der Antike einschließt, aber ich fürchte, davon sind wir noch etwas entfernt. Deshalb werden die Leute weiterhin ihre Listen mit Spezialvokabular pflegen.
RM