Saurier

Beiträge zu Themen, die in keine andere Kategorie passen

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Re: Saurier

Beitragvon Zythophilus » So 25. Feb 2024, 19:52

Ich weiß es, da ich auch weiß, dass ein Geschlecht, das ein Tier oder auch ein Mensch aufgrund der Grammatik hat, nicht zwangsläufig mit der Biologie korreliert. Ob das entsprechende Urtier jetzt Saurus oder Saura heißt, hat - anders als bei asinus und asina - keinen Einfluss darauf, dass es in zwei Geschlechtern existierte. Eines der wenigen Ausnahmen könnte freilich die Große Sägeschrecke sein, die sich parthenogenetisch vermehrt und bis 2014 nur in weiblicher Form bekannt war.
Das Ungarische kennt gar kein Genus, und dennoch können sich Ungarn auch über solche Dinge unterhalten. Ob sie philosophieren, kann ich nicht sagen, aber ich philosophiere hier nicht wirklich, und den Hinweis auf Wörter, die nach der O- und A-Deklination verschiedene Geschlechter haben, rechne ich nicht zur Philosophie. Das war auch nicht meine Intention: Ich wollte wissen, ob es Hinweise darauf gibt, warum man bzw. der als "Old Bones" bekannte Richard Owen in der Mitte des 19. Jh.s den Namen der neu entdeckten Urzeitwesen maskulin gestaltete, obwohl die weibliche Form plausibler gewesen wäre. Das hat mit dem Themen dieses Forums durchaus zu tun, weil es darum geht, welche neuen lateinischen bzw. griechischen Namen vergeben und warum sie vergeben wurden. Die Namen sind im Laufe der Zeit teilweise seltsam - wie Carnotaurus - geworden, müssen aber, zumindest im Gattungsnamen, lateinisch deklinierbar sein.
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Re: Saurier

Beitragvon mystica » Mo 26. Feb 2024, 10:27

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Re: Saurier

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 26. Feb 2024, 10:40

Bei Nomenklaturen, egal ob in der Medizin, Zoologie, Botanik usw. , könnte man bei einigen Namen, die z.T. zusammengesetzt sind (aus Griechisch/Latein), immer Kritik aus klassischer Sicht üben.
Dennoch haben sie sich eingeprägt über Generationen.
Im Übrigen denke ich auch, dass der maskuline Name der damaligen Zeit geschuldet war.
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Re: Saurier

Beitragvon ille ego qui » Mo 26. Feb 2024, 12:14

Es scheint eine Krankheit unter den gelehrten Philologen zu sein, die vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen:

Asinus= der Esel und Asina= die Eselin. Hier stimmen natürliches und grammatisches Geschlecht überein! Was gibt es da noch groß zu philosophieren???!!!


Immer dieses unnötige Berufsgruppen-Bashing. Das ist die Krankheit - um die Formulierung aufzugreifen - dieses Forums. :D

Ich habe hier nur das Geschlecht von "der Esel" etymologisch erklärt. Das bleibt m.E. von dem, was du schreibst, unberührt.

"Asinus" wurde wohl antik im Sinne eines generischen Maskulinums auch dann benutzt, wenn das Geschlecht des Tiers im Zusammenhang keine Rolle spielte. Umgekehrt sagte man bei Affen in der analogen Situation "simia". Legte man aber aufs männliche Geschlecht wert, hatte man "simius" zur Verfügung.

Vor allem bei Tierbezeichnungen, wo es nur eine Form gab, konnte man das natürliche Geschlecht durch Hinzufügung von "mas" und "femina" spezifizieren.
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Re: Saurier

Beitragvon mystica » Mo 26. Feb 2024, 14:17

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Re: Saurier

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 26. Feb 2024, 18:08

Ich sehe das so ähnlich, mystica. :)
Interessant ist, dass solche Kommentare sofort von den „Betroffenen“ als Bashing gesehen werden. Ist da nicht doch etwas Wahres dran?
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Re: Saurier

Beitragvon Sapientius » Mo 26. Feb 2024, 19:17

... Senecae plane assentior ...


Liebe Mystica, bekannter ist sein Zitat: "Non vitae, sed scholae discimus", aber im Hintergrund musst du den stoischen Doktrinär erkennen, der Gegenmeinungen bekämpfen muss.
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Re: Saurier

Beitragvon mystica » Mo 26. Feb 2024, 20:18

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Re: Saurier

Beitragvon Zythophilus » Mo 26. Feb 2024, 22:26

Auf die psychologischen Analysen antworte ich lieber nicht, denn sie sagen wohl mehr über die, die sie geäußert haben, als über die angeblich Analysierten aus.
Es ist interessant, dass Owen, der vermutlich "im patriarchalen Denken verankert" war, deswegen das Geschlecht der Dinosaurier, die er mit einem nicht besonders schönen Namen belegt, als maskulin festlegt.
Immerhin wird der Name des Fingertieres etwa aufgrund der falschen Gattungsbezeichnug vorher von Sciurus madagascariensis zum femininen Daubentonia madagascariensis. Da scheint das Patriarchat geschlafen zu haben.
Die Taxonomie ist tatsächlich wie eine Kunstsprache zu verstehen, die verschiedene Bausteine für die Bildung von Namen liefert. Der Beschreiber einer Art muss die neu zu benennende Art tatsächlich mit ihren Eigenschaften in ein sprachliches Muster pressen. Gesellschaftliche Bedenken sind da nicht relevant.
Ich weiß nicht, warum Dinosaurier meist maskuline Bezeichnungen erhalten haben, aber eine Antwort habe ich nicht erhalten, wenn ich einmal die sinngemäße Aussage, meine Frage wäre unnötig, weglasse. Natürlich kann Owen solche Rücksichten gehabt haben - vielleicht war sein Welt- oder Gottesbild hier wichtig -, doch ich das bleibt ohne konkrete Hinweise Spekulation. Die patriarchale Denkweise alleine schließe ich als Grund aus. Am ehesten kann ich mir vorstellen, dass Owen aus irgeneinem Grund einen maskulinen "Archetyp" postulierte, aber das ist auch nur Spekulation meinerseits.
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Re: Saurier

Beitragvon Tiberis » Mo 26. Feb 2024, 22:48

mystica hat geschrieben:Das Hauptinteresse der Altphilologen gilt der lateinischen und/oder griechischen Morphologie und Syntax sowie der metrischen Verskunst, die als Königskunst der Latinisten und Gräzisten betrachtet wird. Vor allem aber betrachten sich die Altphilologen in ihrer narzisstischen Hybris als ein geschlossener elitärer Verein. Bei dem kleinsten Fehler exkommunizieren sie jeden sofort und brandmarken ihn als unverbesserlichen Dilettanten, den es zu verachten gilt

:D
Gut gebrüllt, Löwin! Nach diesem Pauschalverdikt über die "hochgeschätzten Altphilologen", die du da generell als eine Zunft von engstirnigen Pedanten abqualifizierst, müsstest du dich ja richtig befreit fühlen, oder ? Aber wenn du philologische Gewissenhaftigkeit mit Beckmessertum gleichsetzt, solltest du bedenken, dass deshalb nicht gleich jeder Hobbylateiner oder Hobbygräzist ein Walther von Stolzing ist, als den du unseren MD offenbar verehrst.
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Re: Saurier

Beitragvon Zythophilus » Di 27. Feb 2024, 07:37

Ich staune darüber, dass man von einem Thema, dass die Philologie nur am Rande berührt und offenbar nicht alle interessiert, nicht nur zu einer psychologischen Analyse des Fragestellers, sondern gleich der Philologen und Lateinlehrer allgemein kommen kann. Sollte ich jetzt über den frustrierten ehemaligen Hausarzt oder über den Frust in der Ärzteschaft allgemein dozieren? Ich könnte auch Schlüsse aus immer wieder unter "Nugae" geposteten romantischen oder eher naiven Bildern von Nonnen mit nicht immer passenden, gelegentlich nicht einmal fehlerfreien lateinischen Sprüchen ziehen. Das tue ich bewusst nicht, zumindest nicht öffentlich hier im Forum, auch wenn es in den Stellungnahmen der Betreffenden Material genug gibt.
Meine Interessen kreisen nicht bloß um die Taxonomie von Sauriern. Das ist ein eher unwichtiges Thema, das mir aufgefallen ist, und ich hoffte hier sinnvolle Antworten zu erhalten. In Bezug auf manche Antworten sehe ich ein, dass diese Hoffnung falsch gewesen ist.
Man weiß offenbar ein bisschen über mich bzw. meine berufliche Situation, aber so genau sind die Kenntnisse nicht, wenn ich lese, ich sei "verbeamtet". Beamte werden die Lehrer in Österreich seit ca. 25 Jahren nicht mehr, sodass die letzten verbeamteten Lehrer in den kommenden Jahren in Pension gehen werden.
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Re: Saurier

Beitragvon Odinus Thorus » Di 27. Feb 2024, 10:27

Au, Bierfreund, jetzt bist du mal dran gewesen. Offensichtlich gleicht mein langes Fehlen dem Fehlen eines Blitzableiters und nun hat der Himmel mit seiner Mystik einen Hammer gegen Dich geschleudert? Nimm es auf die leichte Schulter...

Schade ist nur, dass das ständige Derailing hier so anhält. Hab ja nichts gegen gelegentliche Witze und Sticheleien, aber das Forum erübrigt sich, wenn der Fragesteller keine Antwort auf seine Frage erhält. Dies allerdings setzt die Demut vorraus, sich auf das Niveau des Fragestellers positiv einzulassen.

Kopf hoch!
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Re: Saurier

Beitragvon Sapientius » Di 27. Feb 2024, 10:38

Hier stimmen natürliches und grammatisches Geschlecht überein! Was gibt es da noch groß zu philosophieren???!!!


Liebe Mystica, ich versuche einmal, dir einen Tip zu geben, um zum großen Philosophieren zu kommen; mach dir klar, das grammatische Geschlecht, genus, dient in der Syntax dazu, Kongruenz zu ermöglichen; die Genus-Numerus-Kongruenz ist die Art, wie das Subjekt das Prädikat bindet (das Gegenstück ist die Kasus-Rektion: die Nominativ-Rektion ist die Art, wie das Prädikat das Subjekt bindet). Diese beiden Satzteile bilden den Kernsatz, "S ist P", z.B. "Finalsätze stehen im Konjunktiv". Das ist eine wahre Aussage, und du siehst, mit diesen beiden Hilfsmitteln produzieren wir Wahrheit (oder Falschheit), und Wahrheit ist einer der zentralen Begriffe der Philosophie, ganz oben in der Werteskala.
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Re: Saurier

Beitragvon mystica » Di 27. Feb 2024, 13:21

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Re: Saurier

Beitragvon Medicus domesticus » Di 27. Feb 2024, 13:40

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