Existenz

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Existenz

Beitragvon Odinus Thorus » Mi 27. Dez 2023, 10:46

Hallo,
DWDS
Existenz f. ‘Vorhandensein, Dasein’, im 17. Jh. als philosophischer Terminus entlehnt aus spätlat. exsistentia ‘Bestehen, Dasein’, Abstraktbildung zu lat. exsistere ‘heraustreten, vorhanden sein, stattfinden’ bzw. zum Part. Präs. exsistēns (Genitiv exsistentis) ‘bestehend, vorhanden’; zu lat. sistere ‘(fest)stehen machen, (ein)stellen, hemmen’. Verb und Part. werden ins. Dt. entlehnt in den Formen existieren Vb. ‘vorhanden sein, dasein’ (17. Jh.) und existent Adj. (18. Jh.). Existentialismus m. subjektiv-idealistische Strömung der Philosophie, die in ihren Betrachtungen von der individuellen Existenz des Menschen ausgeht (1919), danach frz. existentialisme (1925, später aufgenommen von J.-P. Sartre).


Wer hat denn im 17 Jahrhundert das erste mal das Wort in unserem Sinne benutzt? Der Eistenzialismus kann es ja nicht gewesen sein? Und warum genau exsistere?

Danke
Odinus Thorus
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Re: Existenz

Beitragvon Sapientius » Mi 27. Dez 2023, 17:42

Da musst du unter "scholastische Philosophie" forschen, da gibt es das Paar Essenz und Existenz; Essenz ist das Wesen, das Begriffliche und Abstrakte, und Existenz ist das Konkrete, Anschauliche, Materielle; das Sein und das Werden; das ist das Erbe des platonischen Begriffspaares "Idee und sinnlich Wahrgenommenes".

Der "Existentialismus" stellt eine Umpolung dar; bisher war die Essenz das Maßgebliche; und nun ist es die Existenz; für die Moderne ist das Werden vorrangig gegenüber dem Sein.
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Re: Existenz

Beitragvon marcus03 » Mi 27. Dez 2023, 18:02

Sapientius hat geschrieben:und nun ist es die Existenz;

Und um die geht es: unsre nackte Existenz

Sapientius hat geschrieben: für die Moderne ist das Werden vorrangig gegenüber dem Sein.

Schon im At geht es bei Gott nicht um Sein.
Der Gottesname Jahwe ist ein dynamischer: Ich bin der, als der ich mich erweisen werde.
Gott ist also nicht der ewig gleiche, sondern im Wandel begriffen.
Wäre er unveränderlich, wozu dann die Schöpfung.
Allerdings: Wenn Gott = die Liebe gilt, will sie sich mitteilen, braucht ein DU.
Den beiden Herrschaften in der Trinität war wohl ein DU zuwenig und nach dem Motto:
Da müssen noch mehr DUs her ließ man es richtig krachen = urknallen.
Und nun haben die prosopa ihren Telos-Salat Mensch, an dem ihnen vlt. der Appetit längst vergangen ist,
und man weint bitterlich, wie Jesus weiland über Jerusalem, das einfach nicht kapieren konnte oder wollte,
wie Liebe aussehen sollte um göttliche Qualität zu erreichen.

PANTA RHEI, et Deus in se ipso filio Spirituque Sancto inclusis. :D
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Re: Existenz

Beitragvon mystica » Mi 27. Dez 2023, 18:08

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Zuletzt geändert von mystica am Do 29. Feb 2024, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Existenz

Beitragvon marcus03 » Mi 27. Dez 2023, 18:40

Auch was Decartes sagt, ist ein menschl. Gedankenkonstrukt.
Es ist eines unter vielen.

Moderne Philosophen würde das als sinnfreies Geschwafel abtun und fragen: Was meint er bloß damit?
Was soll ich mir darunter vorstellen? Und wie soll ich das tun?

Große Namen heißt nicht immer große Philosophie. Du klebst an Autoritäten wie eine Fliege am klebrigen
Fliegenfänger.

mystica hat geschrieben:Nun will ich meine Augen schließen, meine Ohren verstopfen, alle meine Sinne will ich abwenden, sogar die Bilder von körperlichen Gegenständen will ich alle aus meinem Denken vertilgen

Welcher Mensch kann das ohne verrückt zu werden und den Verstand an der Garderobe abzugeben?
Was erreicht er damit? Gott herbeizwingen?
Viel schöner ist es von einem Menschen, den ich liebe und der mich liebt, gestreichelt zu werden
und das Gefühl zu haben: Es ist gut dazusein (Ulrich Hommes).
Das hat mehr mit Gotteserfahrung zu tun als Decartes Ausblenden all dessen, was genau dieses Gefühl
verhindert: Angenommen zu sein, geliebt zu sein. Keine Spiritualität der Welt kann dieses Gefühl überbieten, meine ich, auch nicht der Anblick schönster Naturdinge oder großartigster Musik.
Denn jeder Mensch will spürbar geliebt sein und verzichtet dafür gerne auf mystisches Sich-Hineinsteigern
in imaginierte Wunsch-oder gar Wahnvorstellungen, die nicht lange herhalten.

Du musst Gott in dir selber finden, mystica, und das gelingt dir nur in der Erfahrung autenthsicher, echter,
zärtlicher Liebe, eine Erfahrung, die auch du so noch nicht gemacht zu haben scheinst.

Zur Entspannung (eine meiner Lieblingsgruppe aus meiner Jugend):

https://www.youtube.com/watch?v=ekZ6TxqH5Zs

https://www.youtube.com/watch?v=g8Fd_nMycLs

Ihr größter Hit:
https://www.youtube.com/watch?v=WkOy4T3jRIY

Nemo amore carens vere beatus vivere potest, si mente et animo est sano.

Auf ihn hin ist alles geschaffen = auf einen Menschen mit seiner Liebesfähigkeit, das wäre die Vollendung des Menschen, das Telos der Evolution, der Sinn von Seins, der esse vere humanum = Deo similem esse.
Die Welt ist/wäre der Raum der Möglichkeit dazu, die in Freiheit ergriffen werden muss ohne Druck, Zwang und Androhung von Strafe.
Leider geht es in Religionen ohne das alles nicht.
Sollte das jemals der Fall sein, hat sich jede Religion von selbst aufgelöst.
marcus03
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Re: Existenz

Beitragvon Odinus Thorus » Mi 27. Dez 2023, 19:22

Danke Sapientius, kommt denn hyparxis von hyparcho, welches einfach inei bedeutet, oder?
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Re: Existenz

Beitragvon marcus03 » Mi 27. Dez 2023, 20:21

Kierkegaard ist der Vater der Existenzphilosophie.
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Re: Existenz

Beitragvon marcus03 » Mi 27. Dez 2023, 20:31

Odinus Thorus hat geschrieben:Danke Sapientius, kommt denn hyparxis von hyparcho, welches einfach inei bedeutet, oder?


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