Fiducia supplicans

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Fiducia supplicans

Beitragvon mystica » Mo 25. Dez 2023, 11:28

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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon Zythophilus » Mo 25. Dez 2023, 16:09

Das mag an meinem Computer bzw. meiner Internetverbindung liegen, aber bei mir scheint der Hinweis, dass Youtube die Verbindung verweigert, auf, wenn ich die beiden Links anklicke.
Außerdem wäre es praktisch, wenn wir zuerst deine Meinung dazu hören würden, weil wir doch nicht mit den beiden Heiligenkreuzern diskutieren können. Wenn einer von den beiden deine Meinung stützt bzw. du Anregungen von ihnen beziehst, ist das ja in Ordnung.
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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon mystica » Mo 25. Dez 2023, 18:33

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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon Zythophilus » Mo 25. Dez 2023, 21:10

Ich sehe das sehr ähnlich: So sehr man das Dokument in Kreisen, die ich jetzt als progressiv bezeichne, lobt, muss man bedenken, dass die Möglichkeit des Segens nur dann gegeben ist, wenn sich die Partner nicht sexuell betätigen. Das anzunehmen, ist naiv. Obwohl sie bis jetzt nicht erlaubt gewesen sind, hat es ähnliche Segensfeiern schon gegeben, und die aktuelle Einschränkung, sie sollen nicht an Trauungen erinnern, werden die beteiligten Geistlichen schon kreativ umgehen. Was wird ein Toni Faber, der ohnedies alles segnet, wenn eine Kamera dabei ist, einem Paar - homosexuell oder nicht - sagen, wenn es um seinen Segen bittet: Die EInschränkung wird, wie ich vermute, bestenfalls einen Scherz bewirken.
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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon ClaudiaK » Di 26. Dez 2023, 09:33

Ich habe keine Meinung dazu, da mir der Segen der katholischen Kirche zu meinen eigenen Beziehungen gleichgültig ist. Nur der Neugierde halber stellen sich mir dennoch folgende Fragen:

mystica hat geschrieben: gegenüber Papst Franziskus als dem Oberhaupt der katholischen Kirche loyal zu sein und seine Schwächen geduldig zu ertragen.

Inwiefern ist der Papst in deinen Augen schwach? :help:

mystica hat geschrieben:drängende Evangelisierung

Was verstehst du unter Evangelisierung ganz praktisch und warum und wen drängt sie? :nixweiss:
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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon mystica » Di 26. Dez 2023, 10:21

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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon marcus03 » Di 26. Dez 2023, 11:15

mystica hat geschrieben:Die Schwächen von Papst Franziskus sind für versierte Theologen offensichtlich, da er während seines Pontifikats oft äußerst fragwürdige und widersprüchliche Aussagen formuliert hat, die nur schwer mit der Kontinuität des katholischen Lehramtes in Einklang zu bringen sind. Die jüngste Verlautbarung "Fiducia supplicans" verdeutlicht gegenwärtig die offensichtlichen Schwächen von Papst Franziskus, die auch in seinen anderen Lehrschreiben immer wieder festgestellt werden können.

Kannst du dafür bitte konkrete Beispiele nennen?

mystica hat geschrieben:Im Vergleich zu Papst Benedikt XVI. ist Papst Franziskus eher ein pastoraler Hirte als ein herausragender Theologe.

Deswegen ist Ratzinger auch als Papst gescheitert. Als Volltheoretiker musste er das.
Liebe ist keine bloße, idealistische Theorie, sondern konkrete erfahrbare Praxis.
Alle hehren Theorie scheitern letztendlich an der Realität. Und Ratzinger ist als Kirchenführer gescheitert
mit seiner abgespaceten Theorie und vollmundigen, brilliant klingenden Schönredereien gescheitert.

Ein großer Theologe ist nicht automatisch ein großer Kirchenführer. Hier sind Managerqualitäten gefragt,
keine utopischen Idealvorstellungen. Ratzinger hatte persönlich andere Pläne für seinen Lebensabend.
Im Übrigen kann man vieles, was er in hochtrabenden und hochgeistigen, von Leerformeln nicht freien Worten sagte, viel einfacher sagen: Glaube trotz allem an die Macht und Kraft der Liebe und TUE sie.
AN DEN FRÜCHTEN ...
Und lass dich überraschen - nicht erst in der Ewigkeit, von der er genauso wenig Konkretes weiß wie alle Menschen. Alle Vorstellung über sie sind menschl. Gedankenkonstrukte, Metaphern, Wunschdenken etc.,
für die es kein einzigen Beweis gibt. Es ist ein Hoffnung, nicht mehr und nicht weniger.


mystica hat geschrieben:Die Neuevangelisierung erfordert von allen Katholik*innen, ihren katholischen Glauben wahrhaft zu leben und persönlich zu bezeugen. Die Neuevangelisierung Europas kann nur durch ein intensives Gebetsleben und persönliches Glaubenszeugnis aller gläubigen Katholik*innen gelingen.

Auch hier die Frage:
Wo heißt das konkret?
Welches Glaubensleben, welches Zeugnis wie geben?
Mehr als ein liebevoller Mensch zu sein und zu bleiben, geht in terris nicht und zu tun, was Goethe sagte:
Edel sei der Mensch, Hilfreich und gut!

Wallners aggressiver Werbes und überhebliches Idealisieren alles Katholischen voller Leerformeln ist manchmal unerträglich.
Viele Wege führen zu Gott, der katholische ist einer davon und in vielen Punkten ein höchst fragwürdiger
(Geld, Macht, Priviligien, Diskriminierung, Betonung von Nebensächlichen, Fordern von bedingungsloser
Unterwerfung, Zwangstaufe, und und und).

Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn die Gebote: Du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren!, und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Und das geht auch ohne die allein seligmachende kath. Kirche. 100%!

Das Wort SÜNDE könnte man heute ersetzen durch: jede Form von Lieblosigkeit (Sölle) und jeder Verstoß gegen das Biophilie-Prinzip (Rupert Lay).
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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon Sapientius » Di 26. Dez 2023, 16:41

Wallners ... überhebliches Idealisieren alles Katholischen ... ist manchmal unerträglich.


Marce, du hast offensichtlich Schwierigkeiten, anzuerkennen, dass sie in Heiligenkreuz einen besonderen Draht zu Got dem Allerhöchsten haben.
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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon ClaudiaK » Di 26. Dez 2023, 16:43

Vielen Dank, Mystica.
Eines würde ich noch gerne wissen: Warum sollte es unbedingt zu einer Wieder- bzw. Neuevangelisierung deiner Meinung nach kommen?
:?
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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon mystica » Di 26. Dez 2023, 18:18

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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon marcus03 » Di 26. Dez 2023, 18:45

Sapientius hat geschrieben:Marce, du hast offensichtlich Schwierigkeiten, anzuerkennen, dass sie in Heiligenkreuz einen besonderen Draht zu Got dem Allerhöchsten haben.

Den sollen sie mir mal bitteschön erklären! Gibt es dort Privatoffenbarungen oder spricht der Herr dort
persönlich mit einzelnen Auserwählten? Mit wem und v.a. wie genau? Hört man dort Stimmen?
Oder gibt es Visionen im Traum?
Was bilden sich diese Leute dort eigentlich ein, wer sie sind, die knallhart Gregorianische Choräle vermarktet
haben? Wallner war sogar bei Wetten, dass? und spricht von naiven "lieben Gott" in einer fast infantilen Weise.
Dauernd wird um Spenden geworben. Es gibt prächtige Säle dort, alles vom Feinsten.
Statt zur inhaltsleeren Missionierung aufzurufen brauchen sie selber mMn eine Missionierung mit dem Ziel:
Besinnt euch aufs Wesentliche, verzichtet auf euere publicity-süchtiges Selbstdarstellung und bildet die Theologe aus wie an normalen Unis mit knallharter historisch-kritischer Exegese ohne dogmatische Rücksichten und das gekünstelte, spirituelle Geschwafel.
Spiritualität kommt von spiritus = Geist, hier: Heiliger Geist = Geist der Gottes-und praktischen Nächstenliebe, die Zeichen setzt und nicht nur von der Notwendigkeiten deren Setzung abgespacet daherlabert immer wieder mit dem Verweis auf die Wichtigkeit von Ritualen und Sakramenten, die der moderne Mensch nicht mehr verstehen kann.
Denkt über die Vereinbarkeit von Glaube und grausamer Evolution und hört mit euerer hohlen Gefühlsduselei auf, die einlullt und suggeriert, dass das Erfüllen der kirchl. Pflichten zum Heil führt.
Sagt, wie Christsein heute konkret in jeder Lebenssituation "geht" und worauf es primär ankommt.
(vgl. Hans Küng, Christsein)
Und hört auf in eurer Wahrheitsarroganz Leute wie Drewermann und andere zu dämonisieren,
die euch helfen könnten, den Karren aus dem neurotischen, unverständlichen dogmatischen Chaos herauszuziehen und Naturwissenschaft und Glaube wenigsten ein wenig zu versöhnen.
Ratzingers allgemeines, unkonkretes Geschwafel hilft nicht weiter und wirft neue Fragen auf statt
auf bestehende Antworten zu suchen.
Der katholische Glaube voller Ananankasmen, hohler, süßlicher, vagen Phrasen ist nicht DER WEG zu Gott,
sondern ein möglicher mit vielen Schwachstellen, wilden Behauptungen, Spekulationen, überholter biblischer Begründungen, oft geradezu dümmlich, naiv oder schlicht sachlich falsch, modern exegetisch nicht mehr haltbar,ja sogar lächerlich (Naturwunder, Außerkraftsetzen von Naturgesetzen, Unterdrücken
einfachster, logisch leicht nachvollziehbarer Erklärungen wie bei der Brotvermehrung, die zudem mit dem
Zentrum der christlichen Botschaft nichts zu haben, ja irrelevant und nutzlos sind).

Ferner stößt mich das elitäre Gehabe der Heiligenkreuzler ab, wo wohl einige auch deswegen studieren,
weil man mit Frömmelei und Nachplapperei dessen,was man dort hören will, durchkommt ohne größere
geistige Leistungen erbringen zu müssen, v.a. wenn man Priester werden will.
Da die Nachfrage hoch ist, senkt man das Niveau ab. Man kann jeden so prüfen, dass er nicht durchfällt.
Ich würde gern wissen, wie hoch dort die Durchfallerquote ist und welche Studenten das sind.
V.a. Priesteramtskandidaten wird man darunter kaum finden.

Mir kommt dieses Bildungszentrum wie ein Unterkirchenstaat im Kirchenstaat vor, stockkonservativ, papst-
linien- und v.a. Wallnertreu, dem Aushängeschild, Chefkommunikator, Oberpropagandisten und knallharten
Geldeintreiber mit hohen Suggestionspotentential und Selbstgefälligkeit bis zum Abwinken.
Der medienwirksame, theologische Hans-Dampf-in-allen Gassen produziert sich fast täglich in TV
(Mittagsmesse in KTV in Prachtgewand, Stunde der Seelsorge = katholisches Hardlining) gibt sich als großen Retter und Einpeitscher ein überholter Katholizität mit manipulativer Angstpyschologie gepaart mit
naiven Bitten um Gebetserhörung).

Ja, ja, Heiligenkreuz ist ein katholisches Kapitel für sich. Auch dort wird nur mit Wasser gekocht,
geweihtem freilich. ;-)

https://www.deutschlandfunk.de/priester ... t-100.html
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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon Sapientius » Di 26. Dez 2023, 19:38

Marce, was du alles auf ihnen abladen willst! Erkenne doch an, dass sie erfolgreich sind!

Aber was anderes geht mir durch den Kopf, das ist der Begriff der Gegenreformation, der den Katholizismus stark geprägt hat. Es gibt die Länder, in denen er durchgezogen wurde, Österreich und Frankreich, und Deutschland, wo nach 1648 eine Gleichberechtigung der Konfessionen durchgeführt wurde. In F. gab es einen Voltaire und eine "französische Revolution", in A. den krassen Umschlag 1780 mit dem Kaiser Joseph, mit dem ein Kirchenfeind auf den Thron kam. In diesen Ländern gab es eine Frontlinie gegenüber der Kirche; in D. dagegen wurde die Religion aus dem politischen Leben herausgehalten ("Privatsache"), und die deutschen Katholiken blieben nicht unberührt von dem lutherischen Ringen um die Gnade Gottes. In diesem Umfeld kann man das Phänomen Heiligenkreuz vllt. besser verstehen. Dazu gehören auch die Päpste Woityla und Ratzinger, aber nicht Borgoglio.
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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon Zythophilus » Di 26. Dez 2023, 21:09

Das Dokument Fiducia supplicans scheint mir als eine Antwort auf ein Problem, das zwar existiert, aber nur eine Minderheit betrifft; wie hoch ist der Anteil der homosexuellen Katholiken, die sich durch den status quo vor Fiducia supplicans benachteiligt gefühlt haben? In Europa ist er etwas höher, aber für die meisten ist Fiducia supplicans eher ein Triumph über ein System einer "bösen" Kirche, mit der sie ohnedies nichts zu tun haben. Die ukrainisch-katholische Kirche unter ihrem Oberhaupt Schewtschuk lehnt solche Ideen überhaupt ab, und konservativere Katholiken können damit nichts anfangen. In Malawi u.ä. fragt man sich, was der Papst damit will, und man liest öfter, dass der Teufel seine Hand im Spiel habe. Den sah übrigens auch der Erzbischof von Buenos Aires, Bergoglio, in Bezug auf die Ehe Homosexueller aktiv. Religion ist i.d.R. eher ein Programm für konservativere Geister, und die progressiveren Katholiken finden sich bald bei den Grünen (bzw. Kommunisten) wieder.
Papst Franziskus geht m.E. stark auf die Reformer zu, ohne zu bedenken, dass er große Teile seiner eigentlichen Gefolgschaft vergrämt, doch die nimmt das nicht mehr ohne Protest zur Kenntnis. Dazu kommt die mangelnde Konsequenz: Als man allgemein nach der Amazonas-Synode die Erlaubnis für viri probati Ende 2019 erwartete und der Wiener Erzbischof Schönborn in derselben Erwartung sogar seine Mitarbeit zusagte, kam auf einmal das Nein aus Rom; als Österreicher hörte man ein leises "Ätsch".
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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon ClaudiaK » Mi 27. Dez 2023, 06:38

mystica hat geschrieben:Ohne eine Neuevangelisierung wird sich die Kirche in Europa früher oder später auflösen.


Einverstanden. Und weiter? Mich interessiert ganz praktisch, welche Auswirkungen das Verschwinden kirchlicher Strukturen hätte. An welcher Stelle fehlte den Menschen dann etwas?

Klosterleben bedeutet: Man gibt komplett sein Vermögen und seine Arbeitskraft an der Pforte ab. Ich aber sage: Im Zeitalter fehlender Absicherung im Alter mag es eine gute Aussicht gewesen sein. Heutzutage gibt es Rente nach Leistung.

Seelsorge fehlt. Ich sage: An einer unserer wenigen katholischen Schule gibt es neben dem Bruder auch eine Sozialpädagogin, die sich um emotionale Nöte der Schüler kümmert.

Aus der Seelsorge des Krankenhauses in katholischer Trägerschaft hat sich vergangenes Jahr die letzte Schwester in den Ruhestand verabschiedet. Es gibt konfessionslose psychologische Beratung.

Wenn jemand unter psychologischen Problemen leidet und mit der Welt nicht zurecht kommt, geht er zum Psychologen, nicht aber zum Beichten. Niemand möchte ein schlechtes Gewissen bekommen, sondern verstehen, wie er sich ein Gefühl der Akzeptanz erschließen kann.

Die Caritas bietet auch Beratung: Ich sage: Sie ist in Bezug auf die Jugendberatung eine von vielen Anlaufstellen.

Seelenheil erkaufen. Ich sage: Wenn jemand bei uns freie Zeitkapazität für gute Taten hat, dann geht er in einen Vereinen oder meldet sich bei der Freiwilligenagentur.

Kirchenbesuche und Rituale erheben die Seele. Ich sage: Wenn jemand das Gefühl metaphysischer Erhebung braucht, stellt er sich auf einen Felsen, macht Bunjeejumping oder er geht in ein Konzert.

Lebensübergänge brechen weg. Ich sage: Die jungen Menschen wählen bei uns zwischen Jugendweihe und Lebenswende oder andere Formen entwickeln sich.

Sie stiftet Gemeinschaft. Ich sage: Frauen treffen sich in der Volkshochschule, der Weiberwirtschaft, Quartiertreffs, verabreden sich über SMS und Chats zu gemeinsamen Unternehmungen. Es gibt soziale Bande, Familienfeste, Kinderfreundschaften, Ferienfreizeiten, Nachbarschaftsgespräche und konfessionslose Hilfe. Niemand würde einen Gedanken daran setzen, dafür katholische Gemeindestrukturen aufzubauen. Im Gegenteil: Vieles von der Freiwilligkeit, Ungezwungenheit und personaler Eigenart ginge verloren und Ritualisierung und Vorgaben hielten Einzug.

Mein Fazit: Die Kirche als Institution wird schon nicht gleich untergehen, sie hat finanzielle Puffer. Soll sie mal ruhig ihren bamrherzigen Auftrag in Afrika umsetzen und die Europäer zu ihren mitmenschlichen Pflichten ermahnen. In Bezug auf soziale Gerechtigkeit hat der deutsche Staat seit dem 19. Jahrhundert soviele Fortschritte erreicht, dass niemand mehr auf Barmherzigkeit angewiesen ist, sondern ein Recht auf Fürsorge hat. Selbst katholische Fürsorgeeinrichtungen, die den Ruhm und den barmherzigen Ruf der Kirche fortleben lassen, werden staatlich subventioniert bis komplett finanziert.

Sicher ist: Wenn es wieder mehr Arme und (sozial) Ausgeschlossene in Deutschland geben wird, für die kein Recht mehr gilt und keine Fürsorge mehr zuständig ist, dann kann sie sich wieder als eine Kirche der Armen und der Barmherzigkeit erweisen. Da kann sie ihr Geld in die Hand nehmen. Da können Katholiken Tatkraft zeigen. Und genau darauf bin ich gespannt, wie evangelisierte Neu- und Wiederatholiken in unseren militarisierten Krawallecken sich um die Flüchtlinge kümmern und den Kern der Botschaft tragen:
Habt Vertrauen, ihr seid (wenn schon sonst niemandem) dem Himmlichen Vater willkommen.

Also nochmal die Frage: Was ist so dringend daran, sich um die Evangelisierung und den Fortbestand der Kirche in Europa zu bemühen?
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Re: Fiducia supplicans

Beitragvon mystica » Mi 27. Dez 2023, 09:53

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