Hippolyt

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Re: Hippolyt

Beitragvon marcus03 » Di 12. Apr 2022, 07:46

Medicus domesticus hat geschrieben:zu 90% ein reines Lehramtsstudium ohne Kompetenz)

Was genau meinst du damit? Welche Kompetenz? Die der angehenden Lehrer?
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Re: Hippolyt

Beitragvon Sapientius » Di 12. Apr 2022, 17:32

Welche Kompetenz?


Die Fähigkeit, auf Fragen zu der Antike eine begründete Antwort geben zu können.
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Re: Hippolyt

Beitragvon marcus03 » Di 12. Apr 2022, 18:38

Sapientius hat geschrieben:Die Fähigkeit, auf Fragen zu der Antike eine begründete Antwort geben zu können.

Das antike Weltbild wirft für den modernen Menschen viele Fragen auf und ist schwer vermittelbar, weil
sehr weit weg von den Problemen der Welt von heute.
Die Götterwelt hat reinen Unterhaltunscharakter und ist nur psychologisch interessiert, weil
es nunmal nie Götter gegeben hat bzw. diese nur Gedankenkonstrukte sind.
Auch der Gott der Christen/ Jesu Christi muss neu gedacht werden vor dem Hintergrund unseres
naturwissenschaftlichen Weltbildes.
An die Stelle des Schöpfers ist das Quantenvakuum als Basis der Umwandlung von reiner Energie
in Materie getreten und die immer besser nachvollziehbare Anthropogenese im Rahmen eines
unsäglich grausamen Evolutionsgeschehens, das auch das Phänomen LIEBE hervorgebracht hat
und das wohl wieder verschwinden wird, wenn es keine langfristigen Überlebensvorteile enthält.
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Re: Hippolyt

Beitragvon Sapientius » Mi 13. Apr 2022, 07:33

Medicus domesticus hat geschrieben:Dann Latein dümpelt vor sich hin ...


Ich lasse sie ja gerne dümpeln, aber es gibt immer wieder Stolpersteine ... :)
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Re: Hippolyt

Beitragvon marcus03 » Mi 13. Apr 2022, 07:50

Sapientius hat geschrieben:aber es gibt immer wieder Stolpersteine ...

Für viele Schüler:innen zuviele. Drum legen die meisten Latein bei erster Gelegenheit ab.
Die Schule ist immer weniger geeignet, die Schönheit und das Potential dieser Sprache zu vermitteln.
Wer u.a. nie mehr ins Lateinische übersetzen muss, entwickelt kein echtes Sprachgefühl.
Den Rest erledigt der gesellschaftliche, ubiquitär durchökonomisierte Kontext, der jeden
lover of Latin zum Anti-mainstream-Vollexoten macht, während Latin lovers im Kurswert
zu steigen nicht aufhören und weitere oberflächliche, hohle Spaßgesellschafts-Circenses mit ihnen.
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Re: Hippolyt

Beitragvon Odinus Thorus » Mi 13. Apr 2022, 08:21

marcus03 hat geschrieben:Das antike Weltbild ...

Ob es das je gegeben hat?
marcus03 hat geschrieben: von den Problemen der Welt von heute.

....sind es nicht dieselben?
marcus03 hat geschrieben:Die Götterwelt hat reinen Unterhaltungscharakter und ist nur psychologisch interessiert, weil es nunmal nie Götter gegeben hat bzw. diese nur Gedankenkonstrukte sind.

Das "nur" hat es in sich. Es sollte personalisiert werden, im Sinne von "nur für mich".

marcus03 hat geschrieben:Auch der Gott der Christen/ Jesu Christi muss neu gedacht werden vor dem Hintergrund unseres naturwissenschaftlichen Weltbildes.

Es "muss" gar nix! Was soll am nat. WB anders sein, als am antiken Weltbild?


marcus03 hat geschrieben:An die Stelle des Schöpfers ist das Quantenvakuum als Basis der Umwandlung von reiner Energie in Materie getreten und die immer besser nachvollziehbare Anthropogenese im Rahmen eines
unsäglich grausamen Evolutionsgeschehens, das auch das Phänomen LIEBE hervorgebracht hat
und das wohl wieder verschwinden wird, wenn es keine langfristigen Überlebensvorteile enthält.

... pessimistischer Darwinismus
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Re: Hippolyt

Beitragvon marcus03 » Mi 13. Apr 2022, 08:56

Odinus Thorus hat geschrieben:Es "muss" gar nix! Was soll am nat. WB anders sein, als am antiken Weltbild?

Man hat damit längst begonnen, die Religion in einen wahren Humanismus aufzulösen, weil alternativlos:

Die anthropologische Kurzformel
„Der Mensch kommt nur wirklich in echtem Selbstvollzug zu sich, wenn er
sich radikal an den anderen wegwagt. Tut er dies, ergreift er (unthematisch
oder explizit) das, was mit Gott als Horizont, Garant und Radikalität solcher
Liebe gemeint ist, der sich in Selbstmitteilung (existenziell und geschicht-
lich) zum Raum der Möglichkeit solcher Liebe macht.
Diese Liebe ist intim
und gesellschaftlich gemeint und ist in der radikalen Einheit dieser beiden
Momente Grund und Wesen der Kirche. (...) Diese Selbstmitteilung Gottes
an den Menschen, die dessen Nächstenliebe trägt, hat ihren eschatologisch
siegreichen, geschichtlichen Höhepunkt in Jesus Christus, der darum in je-
dem anderen Menschen mindestens anonym geliebt wird.“

Dem ist mMn kaum noch etwas Essentielles hinzuzufügen.

oder hier:
Die Futurologische Kurzformel
„Das Christentum ist die Offenhaltung der Frage nach der absoluten Zu-
kunft, die sich als solche selbst in Selbstmitteilung geben will, diesen ihren
Willen in Jesus Christus eschatologisch irreversibel festgemacht hat und
Gott heißt.
Die in freiem geschichtlichen Walten sich mitteilende absolute Zukunft
des Menschen, die Gott ist, ist aber in einer besonderen Weise der ‚Geist’
Gottes, weil er als Liebe, Freiheit,
immer überraschende Neuheit
charakterisiert werden kann.“


„theologischen Kurzformel“:
„Das unumfassbare Woraufhin der menschlichen Transzendenz, die exis-
tenziell und ursprünglich – nicht nur theoretisch oder bloß begrifflich –
vollzogen wird, heißt Gott und teilt sich selbst existenziell und geschicht-
lich dem Menschen als dessen eigene Vollendung in vergebender Liebe
mit.
Der eschatologische Höhepunkt der geschichtlichen Selbstmitteilung
Gottes, in dem die Selbstmitteilung als irreversibel siegreich offenbar wird,
heißt Jesus Christus.“


https://bonndoc.ulb.uni-bonn.de/xmlui/b ... sequence=1

Welch schöne Worte entflohen dem Gehege der Rahnerschen Zähne (anno 1976)!
Wenn da nur nicht diese "gottverdammte" Realität wäre!

PS:
Das o.g. Sich-radikal-Wegwagen scheint v.a. in der Politik unmöglich zu sein,
wenn man kein potentieller Selbstmörder sein will.
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