aggrammatische Lautangleichung

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aggrammatische Lautangleichung

Beitragvon Odinus Thorus » Fr 12. Nov 2021, 20:36

Hallo, heute ist mir wieder ein Beispiel für agrammatisch motivierte Lautangleichung aufgefallen. Im Deutschen heisst es heute der Trotz und trotzig aber man findet in der festen Wendung das Wort Schutz- und Trutz (Bündnis) etwa. Trutz gibt es sonst nicht. Jeder versteht auch Trotz hier. Das u entsteht aus Assimilationsgründen. Die Bedeutungen beider Worte sollen enger zusammengehörend dargestellt werden. Gl= und = gesellt sich gern! - Das gilt auch auf Lautebene. Wollte man Gegensätzliches darstellen bzw. insinuieren, dann macht man sowas: Zick-Zack Da ist das Auf und Ab lautmässig eingebaut, indem ein dunkler Vokal einem Hellen folgt. Siehe auch Heckmeck <-> Hick-hack. Im Ungarischen etwa icike-picike (ganz Kleines) gegen pitteg-pattog. (schnelles aufbrausen und abtörnen. Ich habe den Eindruck, dass die tausend und eine Geminationen im Ungarischen meistens nur eine Verstärkung der ursprünglichen Bedeutung sind, als ein Intensiv, wobei auch die hell-dunkelvokalisierten, wie bei uns Zick-Zack eine wie auch immer geartete Auf, ab, hin, her Bewegung in sich tragen. Ich glaube nicht, dass es im Lateinischen keine Geminationen gab. Die Sprachwissenschaft hat zu diesen interjektionsartigen Bildungen ein schlechtes Verhältnis. Hier im Ungarischen sind z.B. die wenigsten in den Wörterbüchern zu finden, und viele sind zumindest in Richtung Deutsch kaum direkt zu übersetzen.
https://hu.wikipedia.org/wiki/Ikerszók (Viele Beispiele)

Vllt noch eine Beobachtung: wenn der Deutsche eine Uhr ticken hört, und man ihn animiert, den Klang nachzuahmen, wird er zu 99 % Ticktack sagen. Die Wirklichkeit ist aber, - dass das kann man mit dem Phonogramm zeigen - dass die Lautäusserung des mechanischen Werkes der Uhr vollkommen gleich sind, falls sie nicht bewusst Klangproduzent, etwa in verschiedenen Tonlagen (Terz) konstruiert sind. Das i und a des Ticktack beruhen also auf andern Ursachen. Ich vermute, die Lautdifferenz zwischen i und a ist durch das Hin und Her des Pendels bei den Pendeluhren motiviert. Wie alt ist das Ticktack? (Jetzt sehe ich Ticktack im DWDS, und da sehe ich meine Theorie wiederholt. Hat sich also schon jemand Gedanken darüber gemacht. Ich dagegen beantworte auch die Frage nach der Lautdifferenz, die dort nicht berührt wird.
Zuletzt geändert von Odinus Thorus am Fr 12. Nov 2021, 23:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: aggrammatische Lautangleichung

Beitragvon marcus03 » Sa 13. Nov 2021, 08:57

Ich bitte dich, das Ungarische hier aus dem Spiel zu lassen.
Mit dem Finno-Ugrischen dürfte kaum jemand vertraut sein, auch wenn ich Folgendes lese:

Es besteht kein Zweifel daran, dass die finno-ugrischen Völker schon früh Kontakte zur indogermanischen Sprachwelt hatten, wie sich anhand zahlreicher Entlehnungen beweisen lässt. So ist das Zahlwort für 100 im Finnischen sata, im Mordwinischen sada, im Mansischen sad, im Ungarischen száz, das als Entlehnung aus dem Indoiranischen gilt (vgl. altindisch śatám, avestisch satəm '100'; verwandt mit lateinisch centum, vgl. Kentum- und Satemsprachen).


https://de.wikipedia.org/wiki/Finno-ugrische_Sprachen
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Odinus Thorus hat geschrieben:Ich vermute, die Lautdifferenz zwischen i und a ist durch das Hin und Her des Pendels bei den Pendeluhren motiviert.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Es ist m.E. eine typische Lautmalerei mit den hellen Vokalen.
Das Geräusch einer Pendeluhr klingt gewöhnlich hell, nicht dunkel. Sonst würfe man es vermutlich
Tocktuck oder Tucktock nennen.
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Re: aggrammatische Lautangleichung

Beitragvon medicus » Sa 13. Nov 2021, 09:03

marcus03 hat geschrieben:Ich bitte dich, das Ungarische hier aus dem Spiel zu lassen.
Aber Odinus lebt doch zur Hälfte in jenem schönen Land. :-D
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Re: aggrammatische Lautangleichung

Beitragvon marcus03 » Sa 13. Nov 2021, 09:30

Und die Sprache?
https://www.youtube.com/watch?v=6Obs2ZH ... yglotPablo

Ich vermute, dass ein Ungar leichter Deutsch lernt als umgekehrt.
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Re: aggrammatische Lautangleichung

Beitragvon medicus » Sa 13. Nov 2021, 10:04

marcus03 hat geschrieben:Ich vermute, dass ein Ungar leichter Deutsch lernt als umgekehrt.
Da kann Odinus Thorus uns sicher aufklären. :D
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Re: aggrammatische Lautangleichung

Beitragvon Odinus Thorus » Sa 13. Nov 2021, 11:19

@Marcus03

Dein verlinktes Video, hab nur kurz reingehört, ist 100 % von keinem ungarischen Muttersprachler hergestellt. Die Aussprache der Phrasen ist durch den Akzent einer anderen Sprache geprägt. (vermutlich Urdi/Hindi, aber wirklich nur Vermutung) Ob Ungarn leichter Deutsch als Deutsche Ungarisch lernen - (haha, Ungarn lernen deutsch, Ungarn lernen Deutsch - feiner Unterschied!) ist eine wenig sinnvolle Frage, wofern man nicht spezifiziert. Fakt ist, Ungarn können Deutsche eher gebrauchen als umgekehrt, deswegen lernen garantiert mehr Ungarn Deutsch, als Deutsche Ungarisch. Wenn man aber spezifizieren will, dann sollte man unterscheiden zwischen phonetischen Aspekten, grammatischen Erscheinungen (Anpassungsfähigkeit intracerebralen Formulierungsapparates), und Wortschatzschwierigkeiten (Lernaufwand) u. a m. (Alle deutschen Geschlechter zu wissen ist für Nicht-Muttersprachler schwieriger, als akzentfrei sprechen! Ich kenne Ungarn, die jahrelang in D. gelebt, dort fast fehlerfrei sprachen, und nun, zurückgekehrt ins Mutterland, dort mit der deutschen Sprache konfrontiert, andauernd Genusfehler begehen. Das will ich aber hier nicht machen. Ich zitiere das Ungarische hier in diesem Block nur soweit, soweit es zur Erhellung allgemeingültiger Aspekte der Sprache an sich dienlich ist, bzw. zur Demonstration von Sprachphänomenen, die aus dem Blickwinkel einer Sprache allein nicht verständlich sind.
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Re: aggrammatische Lautangleichung

Beitragvon medicus » Sa 13. Nov 2021, 11:52

Odinus Thorus hat geschrieben:Alle deutschen Geschlechter zu wissen ist für Nicht-Muttersprachler schwieriger, als akzentfrei sprechen!
Man muss nur bis drei zählen können. :shock: Kennst du mehr als drei?
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Re: aggrammatische Lautangleichung

Beitragvon Odinus Thorus » Sa 13. Nov 2021, 13:04

medicus hat geschrieben:
Odinus Thorus hat geschrieben:Alle deutschen Geschlechter zu wissen ist für Nicht-Muttersprachler schwieriger, als akzentfrei sprechen!
Man muss nur bis drei zählen können. :shock: Kennst du mehr als drei?

Ein Nicht-Muttersprachler muss zu jedem Substantiv das Geschlecht wissen. Errät er es, macht er viele Fehler.
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Re: aggrammatische Lautangleichung

Beitragvon marcus03 » Sa 13. Nov 2021, 13:10

Odinus Thorus hat geschrieben: Errät er es, macht er viele Fehler.

Er kann auch richtig raten. :)

Odinus Thorus hat geschrieben:Ein Nicht-Muttersprachler muss zu jedem Substantiv das Geschlecht wissen

Es gibt Orientierungshilfen und Regeln.
Zudem entwickelt er ein Sprachgefühl.
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Re: aggrammatische Lautangleichung

Beitragvon medicus » Sa 13. Nov 2021, 13:21

marcus03 hat geschrieben:Es gibt Orientierungshilfen und Regeln.
Wie baust du diese Regeln beim Gendern ein?
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