Was ist in Österreich los?

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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon medicus » Sa 25. Jan 2020, 20:40

sinemetu hat geschrieben:Ist das Verschwörung oder nicht?

Das war freilich eine Verschwörung; aber die Zeiten sind zum Glück vorbei!
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon sinemetu » Sa 25. Jan 2020, 20:51

medicus hat geschrieben:Das war freilich eine Verschwörung; aber die Zeiten sind zum Glück vorbei!

Und Du glaubst wirklich, diese Zeiten seien vorbei? Dazu sage ich: Felix Austria!
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon sinemetu » Sa 25. Jan 2020, 22:04

Longipes hat geschrieben:– Es ist egal, ob du Altossi bist oder nicht, du hättest in dieser Frage allenfalls mehr Expertise, wenn du Grenzsoldat oder Funktionär auf irgendeiner Ebene gewesen wärst. Es gab de facto einen Schießbefehl bis zum Frühjahr 1989, und es ist gut möglich, dass es ihn auch danach gegeben hat, aber du WEIßT es eben nicht, es passt nur in dein Weltbild.

Hier verstehe ich deine Argumentation nicht, Langfuss. Abgesehen davon, Langfuss, daß ich etliche Leute kannte, die persönlich an der Zonengrenze "Dienst" getan haben, und die vieles erzählt haben, was da so gang und gäbe war. Traust Du denn der menschlichen Schlusskraft nichts zu? Wenn in einem Streifen Land Tausende mit der Waffe patroullieren, und immer wieder wird mal einer abgeschossen wird, meinst Du dann, man dürfe aus diesen Meldungen nicht auf einen Befehl schließen? Wie weltfremd ist denn das? Jeder DDR-Bürger wusste, was da abläuft. Man wusste es nicht im Detail, aber insgesamt schon. Wenn den Patrouillierenden gesagt wurde, "in dem und dem Fall haben Sie von der Schusswaffe Gebrauch zu machen" wußten die auch, was damit gemeint war, auch wenn Sie es nicht schwarz auf weiss überreicht bekamen für den Sprint zum Anpinnen.
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon sinemetu » Sa 25. Jan 2020, 23:44

Longipes hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:Schade, daß Du mit so einer Totschlagsvokabel reagierst.

Sätze wie "Die Macht agiert immer aus dem Dunklen" lassen nicht an "viele kleine Absprachen, Agreements, Konventionen" denken – es klingt nach dem ganz Großen. Deswegen magst du mir die Vokabel nachsehen.

... absolvo te!


Longipes hat geschrieben:Um noch einmal auf deine anfänglichen Ausführungen zu sprechen zu kommen: Ich habe keinen Zweifel daran, dass es in Bezug auf Sellner "Absprachen, Agreements, Konventionen" gegeben hat. Aber daraus auf einen Totalitarismus in Österreich zu schließen, ist unzulässig.

Ich hab's ein bisschen mit dem Krähen, und hoffe Du lässt mir meine Sünden auch nach ... :hail:

Schlaf gut! .. und lass uns lieber über die lingualen Probleme reden.... das ist erquicklicher...
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Tiberis » Sa 25. Jan 2020, 23:50

Longipes hat geschrieben:Wo siehst du hier einen qualitativen Unterschied zu radikal linken Blogs?


Ich weiß jetzt nicht, was du damit sagen willst. Etwa, dass Andreas Unterberger rechtsradikale Ansichten verbreitet? :hairy:
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Tiberis » So 26. Jan 2020, 01:16

Longipes hat geschrieben:"Linke Nazis", die die "ganze Macht" übernehmen, eine "linke SA", die "kriminellen Terror" verbreitet, und "Meinungsterror" der Sozialdemokraten gegen Sarrazin – ich bitte dich! Das hat doch mit politischer Analyse nichts mehr zu tun. Es ist einfach nur plump – was du daran "lesenswert" findest, erschließt sich mir nicht.


Was daran "plump" sein soll, erschließt sich mir wiederum nicht. Ja, auch ich würde mir im politischen Diskurs des Öfteren eine moderatere Wortwahl wünschen, aber die mitunter deftige Ausdrucksweise sollte gerade die Linken nicht verwundern, die bekanntlich vor üblen Diffamierungen (Nazi! Rassist! Antisemit! Islamfeind! etc.etc.) keineswegs zurückschrecken.
In der Sache selbst hat Dr.Unterberger freilich recht. Solltest du anderer Ansicht sein, möchte ich dich bitten, entsprechende Argumente vorzubringen.
p.s.
Ich denke, der Ausschluss Sarrazins wird der ohenhin schon stark zerzausten SPD wenig Wählerstimmen bringen, aber es wird sie viele Wählerstimmen kosten. Die Roten haben leider immer noch nicht kapiert, dass ihr "heldenhafter antifaschistischer Kampf" (schließlich wimmelt es ja nur so von Nazis!) letztlich kontraproduktiv ist.
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Tiberis » Mo 27. Jan 2020, 01:00

Longipes hat geschrieben:Daher hat Herr Unterberger in der Sache völlig Unrecht.

Soso.
Es ist also nicht wahr, dass Herr Sarrazin aus der SPD ausgeschlossen wurde, u.a. weil er an einer Veranstaltung der FPÖ teilnahm?
Es ist also nicht wahr, dass Personen, die Räumlichkeiten an die AfD vermieteten, massiven Bedrohungen und Einschüchterungen von extrem linker Seite ausgesetzt waren?
Es ist also nicht wahr, dass aufgrund ebensolcher Einschüchterungen den kritischen Wissenschaftern des EIKE-Instituts bereits zugesagte Räumlichkeiten für ihren Kongress nicht zur Verfügung gestellt wurden?
:shock:
Longipes hat geschrieben:Die Grünen sind keine linke Partei.

ach ja. Und was sind sie dann? Sie mögen sich von radikalmarxistischen ökonomischen Theorien mittlerweile verabschiedet haben, gesellschaftspolitisch stehen sie linker als je zuvor. Zahlreiche namhafte Grüne wurden in radikalmarxistischen Bewegungen politisiert. Der Ungeist der 68-Bewegung hat mittlerweile den "langen Marsch durch die Institutionen" erfolgreich durchlaufen und deklariert sich heute als Zeitgeist.
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Zythophilus » Mo 27. Jan 2020, 11:17

Anders als in Deutschland sind die Grünen die am weitesten links positionierte Partei im Parlament; die Kommunistische Partei ist nur regional sehr begrenzt erfolgreich. Das mag auch an ihrem Namen liegen.
Die Grünen schaffen es freilich, mit Themen wie Umweltschutz oder Menschenrechte auch Bürgerliche "mit schlechtem Gewissen" oder kirchlich Engagierte anzusprechen. Dass sie u.a. prinzipiell ein Verbot religiöser Symbole, das de facto die Kreuze in Gerichten und Schulen treffen würde, in öffentlichen Gebäuden verfolgen, sagen sie in diesem Zusammenhang nicht.
Parallel zu Deutschland laufen auch in Österreich die Grünen den Sozialdemokraten den Rang als der führenden Linkspartei ab. In ländlichen Regionen wie dem Burgenland oder in wirklichen Industrieregionen trifft das noch kaum zu, aber in im weitesten Sinn als "urban" zu verstehenden Gebieten geht diese Entwicklung zur Zeit recht rasch.
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Willimox » Mo 27. Jan 2020, 16:41

Man muss Andreas Unterberger als eine formidable rhetorisch außerordentlich beschlagenene Person ansehen.

Unwissenden (bundesdeutschen), aber politisch interessierten Freunden lese ich am Telefon seine Stückerln regelmäßig vor und ernte selten weniger als Fassungslosigkeit und/oder Begeisterung.

Es mag zunächst nicht verständlich sein, warum. Aber nach der Lektüre Unterbergers lausche ich meistens den einfachen Akkorden von Celentanos "Il Ragazzo della Via Gluck" und dann fühlt sich das Leben wieder besser an.

Thras. :chefren:

https://www.youtube.com/watch?v=iVa4WeZ3wJE

l ragazzo della via Gluck
Adriano Celentano

Questa è la storia
Di uno di noi
Anche lui nato per caso in via gluck
In una casa, fuori città
Gente tranquilla, che lavorava
Là dove c'era l'erba ora c'è
Una città
E quella casa
In mezzo al verde ormai
Dove sarà
Questo ragazzo della via gluck
Si divertiva a giocare con me
Ma un giorno disse
Vado in città
E lo diceva mentre piangeva
Io gli domando amico
Non sei contento
Vai finalmente a stare in città
Là troverai le cose che non hai avuto qui
Potrai lavarti in casa senza andar
Giù nel cortile
Mio caro amico, disse
Qui sono nato
In questa strada
Ora lascio il mio cuore
Ma come fai a non capire
È una fortuna, per voi che restate
A piedi nudi a giocare nei prati
Mentre là in centro respiro il cemento
Ma verrà un giorno che ritornerò
Ancora qui
E sentirò l'amico treno
Che fischia così
"Wa wa"
Passano gli anni
Ma otto son lunghi
Però quel ragazzo ne ha fatta di strada
Ma non si scorda la sua prima casa
Ora coi soldi lui può comperarla
Torna e non trova gli amici che aveva
Solo case su case
Catrame e cemento
Là dove c'era l'erba ora c'è
Una città
E quella casa in mezzo al verde ormai
Dove sarà
Ehi, ehi
La la la la la la la la
Eh no
Non so, non so perché
Perché continuano
A costruire, le case
E non lasciano l'erba
Non lasciano l'erba
Non lasciano l'erba
Non lasciano l'erba
Eh no
Se andiamo avanti così, chissà
Come si farà
Chissà
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon sinemetu » Mo 27. Jan 2020, 18:32

Longipes hat geschrieben:Die politische Lage, die Andreas Unterberger beschreibt, lässt an das Deutschland der späten Weimarer Republik denken, wo Straßenkämpfe der radikalen Parteien das Stadtbild beherrschten und Präsidialkabinette die Politik mit eiserner Faust zu bestimmen versuchten. Das ist in Deutschland 2020 bei weitem nicht der Fall.

Ich habe auch den Eindruck, daß die Lage anders ist. Ich gehe grundsätzlich davon aus, daß nach der Devise "Full Spectrum Dominance" es amerikanische Thinktanks sind, welche die Kulisse in D zeichnen, die Akteure stellen und Regie führen. Und zwar in D noch mehr, weil Europas Zentrallage, als in den anderen Ländern Europas.

Die Art und Weise, wie die Tanks das Thinking - sie heißen nicht Thinktanks, weil in ihnen gedacht wird, sondern weil sie das Denken in den Kolonien lenken und bestimmen - regieren, unterscheidet sich doch erheblich von dem der 20-iger Jahre. Mir scheint, daß man damals als Mittel der Politik nur Geld und die Zeitungen hatte, während alles bequemer und glatter geht - Es gibt keinen Hunger! Während es in den 20 Jahren wirklicher Bürgerkrieg auf kleiner Flamme war, ist es bis heute jetzt Bürgerkriegssimulation. Der heiße Krieg, wenn er denn kommen sollte, wird nicht zwischen den "demokratischen" Parteien oder der AFD stattfinden. Und zwar aus dem Grunde, weil eine wirkliche Opposition gar nicht zu sehen ist. Die Regie führt alles und erreicht alles, Regierung und Opposition, und der Terror braucht gar nicht installiert zu werden. Man geht sogar mal zwei Schritte zurück, nur um eine Sache noch lautloser als bisher, durchdrücken zu können. Das Kriegsziel, Sabotage der wirt. und polit. Potenz des Kontinentes, wird, ganz offensichtlich, diesmal nicht mit Bomben, verwirklicht. Vielleicht wird's auch nichts ganz so schlimm wie 1945-50, aber mal abwarten. Broders Devise, "Das Elektroauto ist nur ein Zwischenschritt zu keinem Auto" und damit der Massen-Immobilität, scheint mir zukunftsweisend.

Longipes hat geschrieben:Sicherlich gibt es einige Herausforderungen und auch Unruhen: In einigen Ruhrgebietstädten und anderswo marschieren Neonazis auf, es hat eine beispiellose Terrorserie von rechts gegeben (NSU)

Es gibt keine Bewegung von rechts und von links, in der nicht die lenkenden Kräfte bezahlte und bei Geheimdiensten geführte Personen sind. Und wenn Mitläufer-Idioten was planen, weiss man davon, und wie im Fall Amri offensichtlich, läßt sie machen. Ganz deutlich ist dies bei der NSU-Sache gewesen. Man kann davon ausgehen, kommt was in den Zeitungen groß, hat das was mit Think-Design zu tun. Merke: Es gibt kein Theater ohne Aktionen. Wenn man das Denken lenken will, muß man die Stücke schreiben.

Longipes hat geschrieben:Das Hauptproblem der Berliner Republik ist aktuell, dass die alten Volksparteien SPD und CDU nicht mehr das breite Spektrum der Politik abbilden, sondern in den letzten Jahrzehnten beide so intensiv um die Mitte gebuhlt haben, dass ihre politische Linie nicht mehr erkennbar ist. ....t, sich an der Mitte glattzureiben.

Genau das ist der Fall, und deswegen stottert die Demokratie. In der Provinz können wir von der faktischen Ein-Parteien-Herrschaft sprechen. Dort geht die Politik nach der Devise: The winner takes all. Bei den Wahlen wird manipuliert, was das Zeug hält. Es bilden sich Mafias quer durch die Parteien unter dem Schutz der Justiz. Speziell im Osten schämt man sich dessen nicht mal. Es ist wie zu Zonenzeiten.

Longipes hat geschrieben:Denn wer hätte gedacht, dass es unter einem SPD-Kanzler die neoliberale Agenda 2010-Politik und den ersten deutschen Auslandskriegseinsatz (Kosovo) geben würde, unter einer CDU-Kanzlerin hingegen die Abschaffung der Wehrpflicht und die Abschaltung der Kernkraftwerke?

Das ist doch Standard, daß die Schweinerei derjenige durchsetzen muß, in dessen Partei sie am wenigsten gehört.

Longipes hat geschrieben:Nochmals: Wo sind diese "Roten", die in Deutschland das Sagen haben? Ja, unter den Journalisten und an den Universitäten gibt es einen links-grünen Mainstream, das steht außer Frage, aber nicht in der Politik. Zudem wird die öffentliche politische Diskussion derzeit massiv von der AfD bestimmt: Ihre Thesen und Provokationen sind es, über die täglich berichtet und diskutiert wird– für die Linkspartei interessiert sich, wie gesagt, kaum jemand. Die Grünen, die ebenfalls die öffentliche Diskussion bestimmen, sind keine linke Partei.

Rot ist natürlich eine politischer Kampfbegriff. Nolte sprach einmal im Bürgerkrieg von der "säkularen Welttendenz" Aber das ist alles Unsinn. Es gibt aber weder Rot noch irgendwo eine mysteriöse "säkulare Welttendenz" sondern die Macht. Und die Macht macht, was sie will, und setzt es auch durch. Denn die Definition der Macht ist, daß sie durchsetzt, was sie will, gegen den Willen aller anderen.

In Diskussionen mit Nicht-Ossis merkt man immer, daß diese kein Gefühl für die Gegenwart okkulter Kräfte haben, oder solche Angst darüber zu reden, daß man das Thema umgeht.
Zuletzt geändert von sinemetu am Di 28. Jan 2020, 10:33, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Willimox » Mo 27. Jan 2020, 19:37

Merke:
:klatsch:
Kein Intimidus ohne die von Think-Tanks induzierte Paranoia.
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon sinemetu » Mo 27. Jan 2020, 23:05

Hast Du noch nie gehört, daß der Fisch vom Kopfe her stinkt?
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Willimox » Mo 27. Jan 2020, 23:57

Du bist doch gar kein Fischkopp?
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon Tiberis » Di 28. Jan 2020, 02:13

Longipes hat geschrieben:Wenn wir uns darauf einigen können, dass es in unseren beiden Ländern zunehmend totalitäre und extremistische Tendenzen gibt, weil das Vertrauen in die liberale Demokratie erschüttert wird, dann teilen wir vielleicht doch noch eine politische Ansicht

Darauf können wir uns ohne Weiteres einigen. :)
Über die politische Lage in Deutschland bist du naturgemäß weit besser informiert als ich, ich maße mir daher ein allgemeines Urteil darüber nicht an. Vielleicht ist meine Einschätzung zu sehr von den Verhältnissen in Österreich beeinflusst, wo Gott sein Dank weder von rechter noch von linker Seite nennenswerte Gewalt ausgeht.
Worüber ich mir allerdings ernste Sorgen mache, ist die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit.
Wenn vermummte linke "Aktivisten" die Vorlesung eines Professors verhindern, seine Entlassung fordern und ihn als Nazi beschimpfen, bloß weil ihnen seine (keineswegs extremen) politischen Ansichten nicht passen, und dazu noch gegenüber den Hörern physische Gewalt anwenden, schrillen bei mir alle Alarmglocken. Schlimmer ist nur noch, dass Rektorat und Institutsleitung sich von diesen "antifaschistischen" Aktionen nicht nur nicht klar distanzierten, sondern vielmehr den Professor kritisierten, der angeblich "zu wenig zur Deeskalation beigetragen" habe.
Vorfälle wie dieser sind mit den Prinzipien einer liberalen Demokratie, zu der auch ich mich uneingeschränkt bekenne, absolut nicht vereinbar.
Dass es um die Meinungsfreiheit schon einmal besser bestellt war, zeigt auch dieser Bericht einer deutschen Zeitung:https://www.welt.de/politik/article193977845/Deutsche-sehen-Meinungsfreiheit-in-der-Oeffentlichkeit-eingeschraenkt.html
Longipes hat geschrieben:Ich gewinne langsam den Eindruck, dass "links" bei dir gleichbedeutend ist mit "totalitär" und "extremistisch".

Das stimmt schon deshalb nicht, weil mit der Bezeichnung "links" ganz unterschiedliche Gesellschaftsmodelle gemeint sein können. Den Sozialdemokraten wird man schwer vorwerfen können, "extremistisch" zu sein. Aber das linke Spektrum umfasst eben auch zahlreiche andere Varianten, die sehr wohl "extremistisch" genannt werden können, auch wenn man Linksparteien dieser Art nicht in Deutschland oder Österreich vorfindet. Die Übergänge sind fließend, und nicht wenige "unserer" Linken sympathisieren mit linkstotalitären Regimen wie beispielsweise Kuba.
Allen Linken gemein ist jedenfalls das Streben nach einer Gesellschaft, in welcher der Staat über die Bürger bestimmt und sie mehr oder weniger bevormundet. Nicht alles an diesem Streben ist schlecht, wichtige soziale Errungenschaften sind der Sozialdemokratie zu verdanken. Selbst die KPdSU - zweifellos eine linke Partei :D - durfte so manchen sozialen Fortschritt für sich reklamieren.
Aber staatliche Gängelung und individuelle Freiheit passen leider sehr schlecht zusammen. Und der Keim des Totalitarismus ist auch in den linken Parteien unserer (noch) liberalen Demokratien existent.
Es gibt übrigens eine Ausnahme von der Regel: Unter Bruno Kreisky (auch ich habe ihn gewählt! :D )war Österreich tatsächlich eine in jeder Hinsicht freie Gesellschaft, an die ich mitunter geradezu wehmütig zurückdenke...
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Re: Was ist in Österreich los?

Beitragvon sinemetu » Di 28. Jan 2020, 10:37

Tiberis hat geschrieben:Es gibt übrigens eine Ausnahme von der Regel: Unter Bruno Kreisky (auch ich habe ihn gewählt! :D )war Österreich tatsächlich eine in jeder Hinsicht freie Gesellschaft, an die ich mitunter geradezu wehmütig zurückdenke...


Es kann natürlich sein, Freunde, daß wir älter geworden sind, unser Blick schärfer, und wie die damals idealisierten Zustände heute nicht wiederfinden. Der Mensch wird konservativer, deswegen auch zu Ende steif, und starr und stirbt schließlich.
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