Ersetzungstheologie

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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon marcus03 » Mi 18. Dez 2019, 11:42

Prudentius hat geschrieben:aber wir können brüderlich und mitmenschlich denken und handeln.

Im Privatbereich mag das noch möglich sein.
In der globalisierten Wirtschaft geht man damit unter. Denn dort wird v.a. gehauen und gestochen,
was das Zeug hält. Beim Geld hört die Nächstenliebe schnell auf.
Und in Sachen Religion sind die Fundamentalisten z.T. moderne Sachsenschlächter.
Religion kann weiterhin verdammt grausam sein. :(
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon sinemetu » Mi 18. Dez 2019, 18:03

marcus03 hat geschrieben:Religion kann weiterhin verdammt grausam sein. :(

Die einen haben auf der Festplatte: "Liebe Deinen Nächsten", die anderen "Hau deinen Nächsten dod!" Das kann man nicht unter ein Wort fassen.Vor allem so wie es keine Computer ohne Bios, so keinen Menschen ohne Religion. Irgendwas muß auch der auf der Festplatte haben, und das nennt man Religion!
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon Willimox » Mi 18. Dez 2019, 18:16

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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon marcus03 » Mi 18. Dez 2019, 18:55

sinemetu hat geschrieben:Vor allem so wie es keine Computer ohne Bios, so keinen Menschen ohne Religion.

Wo fängt bei dir Religion an?
Ist Atheismus oder reine Naturwissenschaft auch eine Religion?
R. Dawkins religiös?
Oder der Herr hier:
https://www.youtube.com/watch?v=4a8ZXREQzac

Religion (von lateinisch religio ‚gewissenhafte Berücksichtigung, Sorgfalt‘, zu lateinisch relegere ‚bedenken, achtgeben‘, ursprünglich gemeint ist „die gewissenhafte Sorgfalt in der Beachtung von Vorzeichen und Vorschriften“)[1] ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher Weltanschauungen, deren Grundlage der jeweilige Glaube an bestimmte transzendente (überirdische, übernatürliche, übersinnliche) Kräfte ist,[2] sowie häufig auch an heilige Objekte.[A 1]
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon sinemetu » Mi 18. Dez 2019, 19:05

marcus03 hat geschrieben:Wo fängt bei dir Religion an? Ist Atheismus oder reine Naturwissenschaft auch eine Religion?
R. Dawkins religiös?

....natürlich, grade die Atheisten von der Bruno-Stiftung sind superreligiös. Die müssten nur langsam mal ihre aus dem 18. Jahrhundert stammende Munition updaten... Sprache ist übrigens auch Religion.

...die gewissenhafte Sorgfalt in der Beachtung von Vorzeichen und Vorschriften

das ist schon eine gute Definition. Wir müssen nur die religiöse Brille absetzen und zu erkennen, daß die Annahme und Überzeugung, es gäbe keinen Gott, auch nur eine religiöse Überlieferung ist. Und vor allem die Überzeugung von der Arbeitsweise des eigenen Intellektes, ... Oh ein solches ich hat sich ja noch nicht einmal selber entdeckt ... wie will es da Aussagen über die Welt machen.
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon Willimox » Do 19. Dez 2019, 08:01

Latin is back.

Bild
SZ 19.12.19


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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon mystica » Do 19. Dez 2019, 19:51

.
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon Prudentius » Sa 21. Dez 2019, 09:06

Franziskus enttäuscht, er hat doch bei Amtsantritt Erwartungen erweckt, und jetzt muss er ein Impeachment befürchten, und seine Gegenspieler weisen ihn mit dem knöchernen Finger auf seinen gelobten Kadavergehorsam hin, der ihm als Jesuit vertraut ist.
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon marcus03 » Sa 21. Dez 2019, 12:10

Was kann man von einem 83-Jährigen Großartiges erwarten? Es gehört einer anderen Zeitepoche an und
ist mit den Herausforderungen der Welt von heute hoffnungslos überfordert.
Er soll im Vatikan mehr Gegner als Unterstützer haben.
Warum müssen Leute über 75 noch so ein Amt übernehmen?
Zudem ist er gesundheitlich eingeschränkt (ein Lungenflügel).
Da hat der Hl. Geist wohl daneben geblasen bzw. "ist daneben geblasen worden" aus welchem
Machterhaltungskalkül auch immer.
Auf den großen, weltfremden Theologen Benedikt folgt ein mittelmäßiger bis naiver Kirchenmanager,
der zu retten versucht, was nicht mehr zu retten ist.
Was helfen ständige, ewig gleiche Appelle an das Gewissen einer Welt, deren Profitorientiertheit
gewissenorientiertem Handeln wenig Chancen lässt.
Zudem ist der Vatikan zu sehr mit dem Mammon verquickt, als dass er sich ernsthaft mit ihm
anlegen würde. Auch Franziskus weiß: Ohne Moos nix los!
Der Mammon gewinnt immer, wenns drauf ankommt, auch wenn er den Planeten dabei zugrunde
richtet.
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon Willimox » So 22. Dez 2019, 12:36

Die Alternative Zauberer versus Papst in dem Comicbild könnte gewisse Unterströmungen ausblenden, was man einer solchen Bildbotschaft nicht vorwerfen muss, hier wird vielleicht deutlicher, was ich meine:

(1) Irreguläre Situationen

Bei der Unterscheidung_der_sogenannten_„ irregulären“_Situationen liefert Franciscus in "amoris laetititae" doch eine gar nicht so verächtliche Milderung:

„Daher ist es nicht mehr möglich zu behaupten, dass alle, die in irgendeiner sogenannten ›irregulären‹ Situation leben, sich in einem Zustand der Todsünde befinden und die heiligmachende Gnade verloren haben.“

Immerhinque. Das stimuliert dann auch erhebliche innerkirchliche Kritik an AL, hier ein Beispiel:

Weihbischof Athanasius Schneider sieht in AL erhebliche Probleme:

Bezüglich des Prozesses der pastoralen Begleitung von Paaren in irregulären Situationen kann nach den Worten von Papst Franziskus "die Unterscheidung niemals von den Erfordernissen der Wahrheit und der Liebe des Evangeliums, die die Kirche vorlegt, absehen" (AL, 300). In AL, 6 sagt der Papst, dass er an die "Grundfragen der Lehre der Kirche über Ehe und Familie erinnern" möchte. In den Nummern 67 - 75 erläutert er die Wahrheiten über Ehe und Familie anhand der Dokumente des Lehramtes. Die Lehre von Humanae vitae wird bekräftigt. Auch wenn die entscheidende Aussage von Humanae vitae (Nr. 14) nicht zitiert wird, findet man in AL, 80 dennoch die folgende Formulierung: Die eheliche "Vereinigung ist »durch ihre natürliche Eigenart« (Gaudium et spes, Nr. 48) auf die Zeugung ausgerichtet".

Die wiederverheiratet Geschiedenen sind "lebendige Glieder der Kirche" (AL, 299). Die Kirche lehrt jedoch: "Die Ehescheidung ist ein schwerer Verstoß gegen das natürliche Sittengesetz ... Der Ehepartner, der sich wieder verheiratet hat, befindet sich dann in einem dauernden, öffentlichen Ehebruch" (KKK 2384).
"Niemand darf auf ewig verurteilt werden, denn das ist nicht die Logik des Evangeliums! Ich beziehe mich nicht nur auf die Geschiedenen in einer neuen Verbindung, sondern auf alle, in welcher Situation auch immer sie sich befinden" (AL, 297). Im Evangelium mahnt uns Jesus allerdings ausdrücklich und oftmals vor der realen Gefahr der ewigen Verdammnis. Die Kirche lehrt: "In Todsünde sterben, ohne diese bereut zu haben und ohne die barmherzige Liebe Gottes anzunehmen, bedeutet, durch eigenen freien Entschluss für immer von ihm getrennt zu bleiben. Diesen Zustand der endgültigen Selbstausschließung aus der Gemeinschaft mit Gott und den Seligen nennt man "Hölle" (KKK 1033) und "wenn die Todsünde nicht durch Reue und göttliche Vergebung wieder gutgemacht wird, verursacht sie den Ausschluss aus dem Reiche Christi und den ewigen Tod in der Hölle" (KKK 1861).

"Aufgrund der Bedingtheiten oder mildernder Faktoren ist es möglich, dass man mitten in einer objektiven Situation der Sünde - die nicht subjektiv schuldhaft ist oder es zumindest nicht völlig ist - in der Gnade Gottes leben kann, dass man lieben kann und dass man auch im Leben der Gnade und der Liebe wachsen kann, wenn man dazu die Hilfe der Kirche bekommt." (AL, 305) - Die Kirche lehrt jedoch: "Die negativen Gebote des Naturgesetzes sind allgemein gültig: Sie verpflichten alle und jeden Einzelnen allezeit und unter allen Umständen. Es handelt sich in der Tat um Verbote, die eine bestimmte Handlung immer und für immer (semper et pro semper) verbieten, ohne Ausnahme" (VS, Nr. 52).

Über die Geschiedenen, die mit neuen Kindern in einer neuen Verbindung leben und die aus ernsthaften Gründen - zum Beispiel wegen der Erziehung der Kinder - der Verpflichtung zur Trennung nicht nachkommen können, steht in der Fußnote 329 von AL: "Viele, welche die von der Kirche angebotene Möglichkeit, "wie Geschwister" zusammenzuleben, kennen und akzeptieren, betonen, dass in diesen Situationen, wenn einige Ausdrucksformen der Intimität fehlen, » nicht selten die Treue in Gefahr geraten und das Kind in Mitleidenschaft gezogen werden [kann]. « (Gaudium et spes, Nr. 51) Hier wird das Konzil leider auf eine unkorrekte Weise zitiert, weil das Konzil sich in diesem Fall allein auf die gültige christliche Ehe bezieht. Die Anwendung dieser Aussage auf die Geschiedenen kann den Eindruck erwecken, dass die gültige Ehe, wenn nicht in der Theorie, so doch in der Praxis einer Verbindung von Geschiedenen gleichgestellt wird.

Im Hinblick auf die Integration jener Geschiedenen, denen man nach AL, 305 keine, bzw. keine schwere subjektive Sünde anrechnen kann, wird in Fußnote 351 gesagt: "In gewissen Fällen könnte es auch die Hilfe der Sakramente sein." - Die beständige Lehre und Praxis der Kirche lässt hier keine Ausnahme zu und verlangt als Bedingung das Leben in völliger Enthaltsamkeit und das Vermeiden des Ärgernisses (vgl. Familiaris consortio, Nr. 84 und Sacramentum caritatis, Nr. 29).

Bezüglich des vom Göttlichen Recht im Bußsakrament verlangten Vorsatzes, in Zukunft nicht mehr zu sündigen, wird in der Fußnote 364 unvollständig und missverständlich eine lehramtliche Erklärung von Johannes Paul II. zitiert, welche besagt, dass die Furcht um die eigene Schwäche in der Zukunft" der Echtheit des Vorsatzes keinen Abbruch tut". Es wird nur den halben Satz zitiert und die folgenden wichtigen Worte ausgelassen: "sofern mit dieser Furcht der vom Gebet unterstützte Wille verbunden ist, alles Mögliche zu tun, um die Sünde zu meiden" (Schreiben an die Apostolische Pönitentiarie vom 22. März 1996).
"Irregulär lebende" Katholiken ("Jene, die nur zivil verheiratet, oder geschieden und wieder verheiratet sind oder einfach so zusammenleben") zu den Sakramenten zuzulassen, ohne von ihnen zu verlangen, in völliger Enthaltsamkeit zu leben, bedeutet, eine Kategorie von Scheinchristen einzuführen, die ständig in Selbsttäuschung leben. Jene kirchlichen Hirten, die so etwas tun, würden sich eines großen geistlichen Verbrechens schuldig machen, weil sie diese Seelen mutmaßlich in deren Irrtum und in deren Widerspruch zum Willen Gottes belassen und sie somit der Gefahr der ewigen Verdammnis aussetzen. Es würde eine Anmaßung bedeuten, das unzweideutige Wort Gottes zu korrigieren und sich letztlich dadurch an die Stelle Gottes zu setzen. Solch ein Verhalten wäre die unüberbietbare Höhe des Klerikalismus.

In "irregulären Situationen" lebenden Menschen Schuldminderung bzw. Nichtschuld zuzusprechen und sie folglich in Ausnahmefällen zur Heiligen Kommunion zuzulassen, wäre Betrug, wäre ein öffentliches Anti-Zeugnis gegen die Unauflöslichkeit der Ehe und die ausnahmslose Gültigkeit des sechsten Gebotes Gottes. Das würde bedeuten, in der Kirche einen Lebensstil gutzuheißen, welcher mit den Geboten Gottes im öffentlichen Widerspruch steht. Das würde bedeuten, eine wieder aufgelebte Kategorie von "gnostisch" bzw. gemäß der lutherischen Irrlehre des "Gerechter uns Sünder zugleich" (simul iustus et peccator) lebenden Christen einzuführen.

http://www.kathpedia.com/index.php?titl ... aetitia%22


(2) Homosexualität

Auch der Fall von Carlos Cruz lässt eine gewisse Milderung erkennen: Franziscus redete im April 2018 mit Juan Carlos Cruz, einem Opfer des sexuellen Missbrauchs durch einen chilenischen Priester. Cruz hatten sich als homosexuell geoutet.

„Weißt du, Juan Carlos, das spielt keine Rolle. Gott hat dich so gemacht. Gott liebt dich so. Der Papst liebt dich so, und du solltest dich selbst lieben und dir keine Sorgen darüber machen, was die Leute sagen.“

Vgl. Delia Gallagher, Hada Messia, »Pope Francis Tells Gay Man: ›God Made You Like That and Loves You Like That‹«, CNN (USA), 21. Mai 2018.

https://edition.cnn.com/2018/05/21/euro ... index.html

(3) Zwischenfazit

Man kann das alles als Herumgeeiere, Widersprüchlichkeit oder Verlogenheit oder was weiß ich betiteln, immerhin generieren solche Aktionen gewisse Freiräume in der Pastorale.
Vielleicht zu wenig? Aber, nun ja. Irgendwie trotz hohen Alters des Papstes - man verzeihe den saloppen Umgangston - eine ziemlich clevere Matrix in AL. Vielleicht auch wegen des?

:chefren:

p.s.

Die Netflix-Produktion "Die zwei Päpste" finde ich - nach zweimaligem Ansehen und partieller, oberflächlicher Sichtung der Quellen - bei aller sich andeutenden Hagiographie und Kontrastdramatik sehr anregend und irgendwann auch differenziert.

Ungewöhnlich gutes Script von Anthony McCarten, scheint mir.

Begegnung Ratzinger - Bergoglio im Garten von Castell Gandolfo

RATZINGER:
Ultima qua convénimus occasione, Latine locuti sumus
BERGOGLIO:
Conventus brevissimus erat. Obsecro, non Latine. Numquam studiosus fui ut tu, Sancte Pater.
Ratzinger humorously agrees to slip into English. He displays his sense of humour about the irritable cardinals.
RATZINGER:
Latin is useful. Especially when I have to announce bad news to Cardinals. Only 20% become angry as only 20% know what I have said.

I’m sorry to have kept you waiting. I know you value punctuality.

https://pmcdeadline2.files.wordpress.co ... script.pdf


https://www.netflix.com/de/title/80174451
Zuletzt geändert von Willimox am So 22. Dez 2019, 13:29, insgesamt 3-mal geändert.
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