Ersetzungstheologie

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Ersetzungstheologie

Beitragvon sinemetu » Mi 11. Dez 2019, 10:10

https://haolam.de/artikel/Europa/39615/ ... wegen.html

Der Autor des hergewinkten Artikels konstatiert ein starken Antiisraelismus und Antisemitismus in Norwegens "linker" Seite, speziell den Kirchen. Hinter diesem Antiisraelismus steckt die christliche Ersetzungstheologie.

Behaupten wir einmal, daß ein Christ jemand ist, der die Bibel liest, weil er Gottes Wort vernehmen will, nicht weil er dafür bezahlt wird. Die Obrigkeit der protestantischen Kirche ist doch, deshalb fand die "Reformation" statt, seit 1517 staatshörig, daß heißt ihre Funktionäre werden vom Staat bezahlt. Sie repräsentieren die Kirche. Die orthodoxe Kirche war zu Stalins Zeiten besetzt mit Leuten, die dem Geheimdienst verbunden waren. das ist heute nicht anders. Man sehe sich Lenins Kirchendefinition an. In meine Augen gibt es da keinen Einzigen mehr, der der auch nur irgendein Senfkorn an Glauben hat. Es sind alles Funktionäre der, sagen wir mal, westlichen Liberalen Staatsideologie, mit christlichem Mäntelchen. Deren Kenntnis der Geschichte des Christentums ist nicht so doll. Und daß diese Leute speziell das Wort Ersetzungstheologie schon mal gehört hätten, ist absolut unglaubwürdig, und wenn sie es schon einmal gehört hatten, wäre es ihnen einfach Schnuppe. Sie, das Establishment sind Funktionäre einer Partei. Aber: Die Kirche ist schuld! Ein Singsang, der seit 2000 Jahren klingt! Und weil er so alt ist, wissen wir auch, von wem er kommt!
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon marcus03 » Mi 11. Dez 2019, 11:18

sinemetu hat geschrieben:Behaupten wir einmal, daß ein Christ jemand ist, der die Bibel liest,

Tat und tut unter Katholiken kaum einer, auch bei den Protestanten nimmt die Zahl wohl ab.

sinemetu hat geschrieben:In meine Augen gibt es da keinen Einzigen mehr, der der auch nur irgendein Senfkorn an Glauben hat.

Was genau meinst du mit Glauben? Welche Inhalte?

Im Übrigen gilt: Wes Brot ich ess/Wer mich bezahlt, des Lied ich sing.

sinemetu hat geschrieben: Hinter diesem Antiisraelismus steckt die christliche Ersetzungstheologie.

Arroganz löst Arroganz ab.
Grundsätzlich ist Vorsicht vor Leuten, Gruppen und Völkern geboten, die sich erwählt fühlen und gleichzeitig behaupten, dass doch alle Menschen Kinder Gottes und gleich seien.
Der Erwählte fühlt sich als priviligiert mit einer nicht nachprüfbaren, schwammigen Berufung auf Gott.
Motto: Haste keine Argumente, beruf dich einfach auf Gott oder eine Tradition, auch wenn diese
fragwürdig, widersprüchlich, voller Grausamkeit, gefakter oder geschönter Fakten und Unlogik ist.
Erwählung ist realpolitisch primär ein lukratives Geschäftsmodell für die Erwählten.
Die christliche Kirche ist dadurch immens reich geworden.
Erwählung ist psychologisch wohl auch der Wunsch, etwas Besonderes sein zu wollen infolge eines
Minderwertigkeitskomplexes und dient zudem der Identitätsstiftung von inferioren Gruppen in
einer "feindlichen" Umgebung.
Besonders profitieren die Funktionäre, weil weit oben im System und Gehaltsklasse und gut abgesichert.

PS:
Heute in den Nachrichten:
Ein Minister in der BRD, egal wie lange er im Amt war, hat einen Pensionsanspruch von mindestens 28% seines Gehaltes (ca. 4000 Euro). Dafür braucht der Durchschnittrentner etwa 3 Leben a 45 Jahre Beitragszeit. :-o
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon Willimox » Mi 11. Dez 2019, 11:39

Ich vermute mal, Intimidus hat irgendwo in seinem Lebensvertrag eine Verschrobenheitsklausel eingepflegt, um so seinen Mitteilungsdrang zu legitimieren.
All dies erfüllt sich nun nun volatil und voller Inbrunst.
IQPPP.
Aus Interesse: Wie lautet die genaue Formulierung der Klausel?
Wie? Soll latent bleiben?
Soll bei Goethe nachlesen?
Auch gut.
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon mystica » Mi 11. Dez 2019, 13:07

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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon Willimox » Mi 11. Dez 2019, 13:38

@mystica
Nun denn, wo in dem verlinkten Artikel wird die katholische Tradition des früher starken Konzepts der "Judenmission" ins Spiel gebracht?
Wie stark ist in lutherisch-norwegischen Kreisen die Revision der Substitutionstheologie?
Wie virulent ist etwa in polnisch-katholischen Kreisen das Modell der "verstockten Juden und Gottesmörder"?
Eine Differenzierung ist in glaubwürdigen Plädoyers von Nutzen.
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon marcus03 » Mi 11. Dez 2019, 14:25

Aus den großen Fürbitten (Schott 1957)

Für die Bekehrung der Juden

Oremus et pro perfidis Judà¦is: ut Deus et Dominus noster auferat velamen de cordibus eorum; ut et ipsi agnoscant Jesum Christum, Dominum nostrum.
Oremus.
Flectamus genua.
Levate.

Lasset uns auch beten für die treulosen Juden: Gott, unser Herr, möge den Schleier von ihren Herzen wegnehmen, auf daß auch sie unsern Herrn Jesus Chrisus erkennen.
Lasset uns beten.
Beuget die Knie.
Erhebet euch.

Omnipotens sempiterne Deus, qui etiam judaicam perfidiam a tua misericodia non repellis; exaudi preces nostras, quas pro illius populi obcà¦catione deferimus; ut, agnita veritatis tuঠluce, quঠChristus est, a suis tenebris eruantur. Per eundem Dominum nostrum …
Amen.

Allmächtiger, ewiger Gott, Du schließest auch die jüdische Untreue nicht aus von Deiner Erbarmung: erhöre unsere Gebete, die wir ob der Verblendung jenes Volkes vor Dich bringen: mögen sie das Licht Deiner Wahrheit, das Christus ist, erkennen und ihrer Finsternis entrissen werden. Durch Ihn, unsern Herrn …

vgl auch:
http://www.kathpedia.com/index.php?titl ... bitte_1959
http://www.juedisches-recht.de/rec_prozess_jesu.php
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon Willimox » Mi 11. Dez 2019, 14:45

Nun ja, seit 1959 ist doch einiges an Abmilderungen im Katholischen Raum passiert (Nostra aetate ff. ).Allerdings eben mit einer für Skeptiker handgreiflichen Komik in der kunstvollen Auslegung. Viele Musterbeispiele für capillar traktierte Texturen und Traktate in der Genese und im vorläufigen :chefren: Endzustand.

https://de.wikipedia.org/wiki/Karfreita ... _die_Juden
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon mystica » Mi 11. Dez 2019, 17:42

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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon Willimox » Mi 11. Dez 2019, 18:12

Seltsam, woraus ist zu schließen, dass der Artikel nicht sorgfältig gelesen wurde? Sollte die protestantische Kirche in Norwegen hier nicht gemeint sein? Hat es im Protestantismus das Modell der Substitution und das Modell der Gottesmörder nicht gegeben? Gibt es das nicht mehr?
Lektüre zum norwegischen Protestantismus ist durchaus vorhanden und nachvollziehbar.
Greetse
Thras.
N.B.
Wenn ich das Expektorat von Intimidus sorgfältig gelesen hätte, würde ich sagen, seine These laute, dass die markierten Kirchenoberen politische Funktionäre sind und dass ihnen die Substitutionstheorie so wurscht wie unbekannt ist.
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon sinemetu » Mi 11. Dez 2019, 18:54

Willimox hat geschrieben:..., dass die markierten Kirchenoberen politische Funktionäre sind und dass ihnen die Substitutionstheorie so wurscht wie unbekannt ist.

Nagel und Kopf!
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon mystica » Mi 11. Dez 2019, 19:11

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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon Willimox » Mi 11. Dez 2019, 19:43

:chefren: :smile: :chefren:
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon mystica » Do 12. Dez 2019, 20:20

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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon sinemetu » Di 17. Dez 2019, 17:48

Es wird das Zepter von Juda nicht entwendet werden noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis daß der Held komme; und demselben werden die Völker anhangen.

Nie weicht von Juda das Zepter, / der Herrscherstab von seinen Füßen, / bis Schilo kommt, / dem der Gehorsam der Völker gebührt.

Nie weicht von Juda das Zepter, / der Herrscherstab von seinen Füßen, / bis der kommt, dem er gehört, / dem der Gehorsam der Völker gebührt.

Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der komme, dem es gehört, und ihm werden die Völker anhangen.


Alles: Gen 49:10
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Re: Ersetzungstheologie

Beitragvon Prudentius » Mi 18. Dez 2019, 11:24

Auf dem Markt herrscht Verdrängungswettbewerb, d.h. es geht mit Hauen und Stechen zu, das ist auch auf dem Markt der Religionen so, da ist nichts schönzureden. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, aber wir können brüderlich und mitmenschlich denken und handeln.
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