Homoiorhizität

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Homoiorhizität

Beitragvon sinemetu » So 28. Jul 2019, 15:58

Sind die beiden Worte nun homorhiz oder nicht?

Platte f. ‘ebenes, flaches Gebilde, Scheibe, Hochfläche, Ebene, flache Schüssel, Glatze’. Zugrunde liegt wohl ein zu vlat. *plattus ‘flach’ (s. ↗platt) gebildetes vlat. *platta bzw. mlat. plat(t)a ‘ebene Fläche’, das ahd. platta, blatta ‘Stein-, Marmorplatte’ (um 900), ‘Tonsur’ (um 1000), mhd. platte, blatte ‘Fels-, Steinplatte, Tonsur’ ergibt. Gleicher Herkunft ist afrz. plat m. ‘ Teller, Schüssel’, plate f. ‘Metall-, Panzerplatte, Brustschutz der Ritterrüstung’, woraus mhd. plate, blate ‘Schüssel, metallener Brustharnisch, Panzer’ entlehnt sein dürfte. Bereits im Mhd. fallen beide Formen zusammen und setzen sich in nhd. Platte fort. ... Weniger


und

Blatt n. ‘flächenförmig ausgebildetes, meist grün gefärbtes Organ höherer Pflanzen, Stück Papier’, ahd. (8. Jh.), mhd. blat, asächs. blad, mnd. mnl. blat, nl. blad, aengl. blæd, anord. blað (germ. *blada-) wird auf die Schwundstufe der unter ↗blühen (s. d.) behandelten Wurzelerweiterung ie. *bhlē-, *bhlō- ‘Blume, Blüte, Blatt, blühen, üppig sprießen’ zurückgeführt, während die verwandten Bezeichnungen griech. phýllon (φύλλον), lat. folium ‘Blatt’ zu der nicht erweiterten Wurzel ie. *bhel- (s. ↗blühen) gebildet sind. Schon in ahd. Zeit wird mit Blatt auch das ‘Papier-, Pergamentblatt’ und die ‘einzelne Seite eines Buches’ benannt. Als Bezeichnung für ‘Zeitung’ wird Blatt Anfang des 19. Jhs. allgemein üblich; früher begegnet es in der Zusammensetzung Intelligenzblatt (Mitte 18. Jh.), einer Übersetzung von engl. intelligencer ‘Nachrichtenüberbringer, Kundschafter’ (im Engl. seit 1641 als Zeitungsname). Das Wort wird auf viele einem Blatt vergleichbare, dünne, flache Gegenstände übertragen, wie Säge-, Ruder- oder Tischblatt (älter für Tischplatte); in der Jägersprache heißt Blatt die ‘Klinge vom Weidmesser, Hirschfänger’ und der ‘vordere Rumpfteil mit Schulterblatt beim Schalenwild’; dazu Blattschuß m. ‘Schuß auf das Blatt (den Bug) des Wildes’ (19. Jh.). Oft in Wendungen, deren Ursprung nicht immer deutbar ist: kein Blatt vor den Mund nehmen ‘ohne Scheu sprechen, geradeheraus reden’, vgl. schon mhd. dehein blat legen vür mīnen munt; das Blatt hat sich gewendet ‘die Lage hat sich völlig geändert’ (16. Jh.) könnte vom Umwenden der Blätter eines Buches, eines Kartenblatts beim Wahrsagen, vom Drehen der Blätter einer Pappel um den Johannistag oder von bestimmten abergläubischen Bräuchen mit Laubblättern herrühren. blättern Vb. ‘bedruckte, beschriebene Blätter flüchtig ansehen und umwenden, abbröckeln, in dünnen Schichten auseinandergehen’, mhd. bleteren ‘Blatt für Blatt umwenden’. abblättern Vb. ‘sich in dünnen Blättchen ablösen, Blätter verlieren, entfernen’ (17. Jh.). Blätterteig m. ‘Teig aus mehreren Schichten’ (Anfang 18. Jh.). ... Weniger


Ggenseitige Beeinflussung ist in jedem Fall, wie auch immer die obige Frage beantwortet wird, anzunehmen.
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Re: Homoiorhizität

Beitragvon marcus03 » So 28. Jul 2019, 17:53

sinemetu hat geschrieben:Ggenseitige Beeinflussung ist in jedem Fall, wie auch immer die obige Frage beantwortet wird, anzunehmen.

Warum? Bitte um nachvollziehbare Begründung! :?
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Re: Homoiorhizität

Beitragvon sinemetu » So 28. Jul 2019, 18:33

Weil die bildliche Assoziation einer ebenen Fäche in Latenz als Tertium Comparationis vorliegt. Man kann die Klangfolge - Phonemfolge nicht von ihren Bildern trennen. Die Wort sind so ähnlich, daß ein sofortiges unbewußtes gegenseitiges Assoziieren bei akust. Mißverständnissen zum Verständnis beiträgt (Redundanzhaftung), besonders in den Gegenden, wo B von P nicht artikulatorisch geschieden wird.
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Re: Homoiorhizität

Beitragvon marcus03 » So 28. Jul 2019, 18:48

sinemetu hat geschrieben: Die Wort sind so ähnlich, daß ein sofortiges unbewußtes gegenseitiges Assoziieren bei akust. Mißverständnissen zum Verständnis beiträgt


Was hat das mit Beeinflussung zu tun? Was meinst du mit "Beeinflussen"?
Dass Blätter meist platt/flach sind und Blatt wie Platte klingt ist rein zufällig. :?
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Re: Homoiorhizität

Beitragvon sinemetu » So 28. Jul 2019, 19:00

Marcus03. Du darfst Dich von der Vorstellung, die Sprache sei ein lautliches Phänomen, lösen. Sie ist genau wie das Sehen, ein cerebraler Vorgang. Verständnis passiert im Gehirn, nicht im Ohr! Das wir nur die akustischen Gegebenheiten analysieren, hängt mit unseren physischen Gegebenheiten zusammen. Verstehen ist aber trotzdem ein cerebraler Vorgang. Die Sprache ist der Klang des Bildes. Lingua clangor imaginis!
Zuletzt geändert von sinemetu am So 28. Jul 2019, 20:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Homoiorhizität

Beitragvon sinemetu » So 28. Jul 2019, 23:29

@Marcus03

Ich vermute auch, daß die Info, ob nun Platt oder Blatt mit dem Phonem gemeint ist, gar nicht mit dem Phonem selber übertragen wird, sondern kontextbezogen vom Gehirn erarbeitet wird. Das ist dieselbe Leistung des Gehirns wie beim Sehen, d. h. daß wir das Bild cerebral besser erzeugen, als die Info vom Sehnerv geliefert wird. Ich werde mir dazu Versuche ausdenken. Wozu gäbe es sonst Grammatik?
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