Strigonum

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Strigonum

Beitragvon sinemetu » Di 9. Jul 2019, 07:39

Strigonum ist ein mittelalterlich belegter Name der heute ungarischen Stadt namens Esztergom. Die liegt flußabwärts steuerbord direkt am Eingang des Donauknies. Man könnte es mit Käuzchenknie übersetzen, wenn man neben Strix, dem Käuzchen in assoziativer Präsenz noch griech. Knie erkennen will. Immerhin spricht man ja bis heute vom Donauknie im Deutschen, die Ungarn sagen kanyar, also Kurve. Man kann nun in den ersten beiden Silben von Esztergom das Käuzchen wiedererkennen, es erfolgte offensichtlich eine Neumotivation durch den hebr. Namen Ester. Die letzte Silbe -gom hat imho keine Bedeutung. Sie wird unmotiviert mitgeschleppt. Vielleicht entwickelt sich das Wort mal in Richtung Gomb (Knopf) oder Gomba (Pilz).

Auf Deutsch hieß die Stadt Gran. Gran ist eine Verdeutschung des slowakischen Hron, wie der Fluß Ipoly, der gegenüber in die Donau mündet, slovakisch genannt wird. Nun ist Gran auch die Silbe, die im Wort Granitza auftaucht. Unser altes deutsches Wort für Grenze (Mark) ist ja merkwürdigerweise durch ein slav. Wort (graniza, hranice) verdrängt worden.

Die Endung (Nitz) ist eine slav. Wasserbezeichnung. Sie taucht von Triest bis Stettin in tausend Toponymen auf, primär als Flussname, sekundär als Ortschaft. Löcknitz, Loscniza, Recknitz, Recknitza, Ribnitz, Rybnitza etc. Kann es sein, daß diese Endung auch die Endung von Gran-nitza ist, denn Flüsse waren oft auch Grenze? Auch der Rivale hat sein Wurzeln in Rivus. Dann wäre Gran allein ein Synonym für Fluß und Grenze und Granitza sozusagen ein Pleonasmus.
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Re: Strigonum

Beitragvon marcus03 » Di 9. Jul 2019, 12:14

sinemetu hat geschrieben:Dann wäre Gran allein ein Synonym für Fluß und Grenze und Granitza sozusagen ein Pleonasmus.

Als Grenzfluß drückt das Wort eine Doppelfunktion aus: ein Fluss, der eine Grenze bildet
Das ist kein Pleonasmus. Nicht alle Flüsse bilden territoriale Grenzen. :?
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