lieben + Dat od. Akk?

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lieben + Dat od. Akk?

Beitragvon sinemetu » Mi 29. Okt 2014, 11:06

Was ist schöner?

Hochdeutsch ist es ganz klar, "Ich liebe dich!" muß es heißen. Du bist das direkte Akkusativ-Objekt. Man könnte es so verstehen: Durch meine Liebe wirst Du erste geschaffen, gibt es dich überhaupt. Die Berliner sagen: Ik liebe dia. Wenn man den Dativ recht versteht, meint es einen Commodi. Ich liebe - ist ja an sich gut und ausreichend Aussage, aber dir zu Nutzen. Das ist der eigentliche Vorteil des Dativs. Da ist keine Hoheitsfrage drin versteckt. Die Liebe ist ja die große Gleichstellungs- und Rechtfertigungskraft auf Erden sicut in caelis. Insofern plädiere ik dialektästhetisch "dem Dativ".
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Re: lieben + Dat od. Akk?

Beitragvon Zythophilus » Mi 29. Okt 2014, 17:05

Prinzipiell wird auch im Berlinerischen nicht wirklich der Dativ statt des Akkusativs verwendet, auch wenn es so klingt. http://de.wikipedia.org/wiki/Berlinisch ... leichklang
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Re: lieben + Dat od. Akk?

Beitragvon consus » Mi 29. Okt 2014, 19:56

Als civis cisrhenanus habe ich zwar wenig im Sinn mit der Redeweise, wie sie rechts des Rheins :lol: gepflegt wird, aber es ist trotzdem interessant, dass es in der Sprache des Ruhrgebiets nur den Nominativ und Akkusativ gibt und nach Präpositionen der Akkusativ gesetzt wird. Hier ein paar typische Beispiele*:
"Wie lange stellze dich die Rumgurkerei so vor?"
"Merk dich dat, du Köttel!"
"Komm du mich bloß nich untere Aung!"
"Dat kamman den Hotte onnoch zutraun."
"Dabei wa die Marion dat piepegal."
Man muss in dieser Region nur genau hinhören, um weitere Beispiele zu finden.
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* Vgl. Sprick, Claus: Hömma! Sprache im Ruhrgebiet, 2. Aufl. Straelen [Dehnungs-e!!], 1984, S. 141.
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Re: lieben + Dat od. Akk?

Beitragvon Zythophilus » Mi 29. Okt 2014, 22:05

Handelt es sich um einen Accusativus Rurensis?
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Re: lieben + Dat od. Akk?

Beitragvon Oedipus » Do 30. Okt 2014, 01:06

dass es in der Sprache des Ruhrgebiets nur den Nominativ und Akkusativ gibt und nach Präpositionen der Akkusativ gesetzt wird.


Da muss ich entschieden widersprechen!

Oft (besonders nach Präpositionen) wird auch bewusst der Dativ gesetzt, ja sogar den Akkusativ verdrängt:
- Man gewöhnt sich an allem - auch am Dativ (http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfis ... 71051.html)
- Ihr müsst Ruhe im Spiel bringen!
- Das Fahrrad is meim Vadda seinet! (Possessiv)
Alternativ: Das ist dem consus Frau ihr Stowasser.

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Re: lieben + Dat od. Akk?

Beitragvon consus » Do 30. Okt 2014, 11:51

Oedipus hat geschrieben:...Da muss ich entschieden widersprechen! Oft (besonders nach Präpositionen) wird auch bewusst der Dativ gesetzt ...

Salve, Oedipus!
Völlig berechtigter Widerspruch! Sehe mich veranlasst, noch einmal genauer in das kleine Buch von Claus Sprick zu schauen. Und siehe da! Auf S. 141f. lese ich unter Regel 18 Folgendes:
Der ... Dativ... wird - auch nach ... einer Präposition ... - nur dann gebraucht, wenn man sich den Endpunkt der Handlung, das Am-Ziel-Angelangtsein vorstellen will oder kann:
da mussedich eemt annem Kutti halten
komm du im Bett
...
da kanner widder im Gaaten

Dein Beispiel "Das Fahrrad is meim Vadda seinet! (Possessiv)" bedarf aber auch einer leichten Korrektur, und zwar in Bezug auf das "meim"; denn in Regel 19 heißt es:
Der ... Genitiv... existiert nicht. Zum Ausdruck der Eigentümer- oder Besitzer-Beziehung stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:
meines Vaters Haus wird mein Vatta sein Haus oder dat Haus von mein Vatta
Wer statt "mein" (= 'meinen, 4. Fall) "meim" (= 'meinem') sagt gilt schon als hochnäsig.

Ach wie is dat schön anne Ruhr...
:stretch:
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