sub sigillo taciturnitatis

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sub sigillo taciturnitatis

Beitragvon Brakbekl » Do 6. Sep 2012, 18:17

Dieses Siegel hat keinen guten Ruf. Ist Ihnen nicht auch schon mal etwas hinter vorgehaltener Hand zugetragen worden mit der Aufforderung, daß man es nicht weitersagen dürfe. Ich fand das immer ziemlich frech. Der Zuträger kann seinen Mund nicht halten, aber erwartet vom mit der Nachricht Beglückten, daß dieser aus seinem Herzen eine Mördergrube mache. Hier gilt voll und ganz Nietzsches Imperativ: Ein für alle mal: Ich will vieles gar nicht wissen!

Wenn man sich von weitem Flüsternden nähert, so ist der erste Laut, den das lauschende Ohr deutlich aus der amorphen Geräuschflut deutlich herausfiltert, das scharfe S. Das Flüstern ist ja so ein halblegales Reden unter dem Sigel der Verschwiegenheit. Wahrscheinlich wird man mich in diesem Forum noch einmal hängen wegen der vielen falschen Etymologien, obwohl ich gar kein Etymologe bin und auch gar nicht behaupte einer zu sein, zumindest glaube ich nicht an sie. Nichtdestotrotz finde ich oft deren Gedanken interessant. Und ein solch nicht gerade weiterführender Gedanke in diesem Zusammenhang ist die Beobachtung, daß viele Worte des Schweigens mit s beginnen. Silere, σῑγάω, silentium, σῑγαλέος und Sigel - obwohl manche meinen, es käme vom hebr. שקל, der blanken Münze.
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Zuletzt geändert von Brakbekl am Do 6. Sep 2012, 21:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: sub sigillo taciturnitatis

Beitragvon Tiberis » Do 6. Sep 2012, 20:46

brakbekl hat geschrieben:obwohl ich gar kein Etymologe bin

jetzt bin ich aber überrascht. :D
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Re: sub sigillo taciturnitatis

Beitragvon Zythophilus » Do 6. Sep 2012, 21:06

Besonders beim Wort sigillum ist diese Deutung nicht ganz nachvollziehbar. Dieses Wort hat wie seine deutsche Übersetzung "Siegel", die ja als Lehnwort sich davon herleitet, im eigentlichen Sinn nichts mit Reden oder Schweigen zu tun. Es ist die Verkleinerungsform von signum.
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Re: sub sigillo taciturnitatis

Beitragvon Brakbekl » Do 6. Sep 2012, 21:14

Zythophilus hat geschrieben:Besonders beim Wort sigillum ist diese Deutung nicht ganz nachvollziehbar. Dieses Wort hat wie seine deutsche Übersetzung "Siegel", die ja als Lehnwort sich davon herleitet, im eigentlichen Sinn nichts mit Reden oder Schweigen zu tun. Es ist die Verkleinerungsform von signum.


wer nicht redet, gibt Zeichen, Bierfreund ....

Mal was andres: Wo kommt denn das Bild her: Siegel der Verschwiegenheit - Apokalypse?
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Re: sub sigillo taciturnitatis

Beitragvon Zythophilus » Do 6. Sep 2012, 21:28

Ich vermute, dass "Siegel" im konkreten Fall in Hinblick auf das Versiegeln eines Briefes verwendet wird. So eingeschlossen, bleibt der Inhalt geheim, sollte das Siegel nicht durch Gewaltanwendung erbrochen werden. Etwas, das "unter dem Siegel der Verschwiegenheit" jemand anderem gesagt wird, soll ebenfalls geheim bleiben.
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Re: sub sigillo taciturnitatis

Beitragvon Brakbekl » Do 6. Sep 2012, 21:37

Weiß man was über den Erstnutzer bzw. Präger der Wendung?
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