ich schließe mich den ausführungen von Zythophilus an, möchte aber noch auf ein paar dinge hinweisen.
1. das von seiten der beschneidungsbefürworter ins treffen geführte recht auf religionsfreiheit wird geradezu pervertiert. die eltern nehmen es für sich in anspruch und entziehen es gleichzeitig dem neugeborenen , der durch den irreversiblen eingriff lebenslänglich stigmatisiert ist.
2. im zitierten spiegel-artikel schreibt die autorin u.a. :"der Sohn wird kurz nach der Geburt beschnitten. Damit zu warten, würde bedeuten, ihm eine wichtige Orientierung vorzuenthalten"
welche "wichtige orientierung" da vorenthalten würde, erfahren wir naturgemäß nicht. kein vernünftiger mensch , der nicht im geschlossenen , argumentationsresistenten system religiös-traditionellen denkens gefangen ist, versteht wohl, warum man mit dem eingriff nicht warten sollte, bis der betroffene von sich aus in die prozedur einwilligt.
3. eine sachliche diskussion zu diesem thema wird gerade von jüdischer seite oft erschwert bzw. von vornherein unmöglich gemacht. bloßes fuchteln mit der antisemitismuskeule (das erstaunlicherweise immer noch manche zeitgenossen beeindruckt) genügt da nicht; vielmehr fährt man schwerstes geschütz auf und redet schon einmal von einer "zweiten shoah" (Ariel Muzikant) bzw. von einer "vertreibung der juden", die das beschneidungsverbot zur folge hätte.