Antisemitismus

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Re: Antisemitismus

Beitragvon Zythophilus » Sa 4. Aug 2012, 09:26

Was da zu lesen ist, klingt nicht so harmlos http://www.beschneidung-von-jungen.de/h ... idung.html
Selbst wenn es früher einmal in manchen Regionen sinnvoll gewesen sein könnte - da könnte man aber auch andere Körperteile abschneiden, um sie nicht reinigen zu müssen -, verursacht die Beschneidung vermutlich heutzutage mehr Schaden. Lange Zeit kümmerte sich eben keiner darum. Die Witwenverbrennung in Indien hatte im gesellschaftlichen Kontext auch ihren Sinn.
Dürfen Staaten eine zumindest potenzielle körperliche und seelische Schädigung unmündiger Bürger durch einen irreversibllen Eingriff im Rahmen von Religionsfreiheit in Kauf nehmen? Vielleicht nicht alle, aber ein gewisser Prozentsatz wird beeinträchtigt, wobei der jeweils Betroffene natürlich oft keinen Vergleich zu einem Normalzustand hat.
Wer noch immer meint, dass dieser Eingriff zu erlauben sei, der darf sich nicht gegen Schönheitsoperationen an Minderjährigen - Ist dein Glaube wichtiger als mein Schönheitsideal? - und ähnliche Eingriffe aussprechen. Hier geht es ja nicht um eine gesellschaftlich zu begrüßende Form von Religion.
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Re: Antisemitismus

Beitragvon RM » Sa 4. Aug 2012, 11:27

Zythophilus hat geschrieben:Selbst wenn es früher einmal in manchen Regionen sinnvoll gewesen sein könnte

Meine muslimischen Bekannten stammen aus dem heutigen Afrika, nicht von "früher".
Ich habe ja schon gesagt, dass die Ursprünge solcher Sitten oft nicht in der Religion selbst liegen. Es handelt sich um Erfahrungswissen, das im Rahmen der Religion ritualisiert wurde. So etwas findet sich durchaus auch in christlichen Riten, aber das wisst ihr ja selbst.
Aber erklär mir doch bitte mal, warum das Thema in den U.S.A. wesentlich nüchterner diskutiert wird als bei uns (s. z.B. http://www.mothersagainstcirc.org/).

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Re: Antisemitismus

Beitragvon Zythophilus » Sa 4. Aug 2012, 16:58

Heutztage sind hygienische Gründe nur mehr ein Vorwand.
Wenn Riten, die durch die Autorität einer Religion eingeführt wurden, nicht nur ihren zumindest vermuteten Sinn eingebüßt haben, sondern deutlich wird, dass sie schaden, dann muss man eben darauf verzichten.
Ein ähnliches religiös begründetes Gebot haben die Zeugen Jehovas, die das Verbot von Bluttransfusionen mit der Bibel begründen. Hier wird freilich mit der Religionsfreiheit dieser Gruppe nicht so zaghaft umgegangen - Eltern, die ihren Kindern aus religiösen Gründen Bluttransfusionen verweigern, wird zumindest temporär das Sorgerecht entzogen. Sobald dem Kind ein Schaden droht, hat der Staat einzugreifen. Leider wird Religionsfreiheit missbraucht, und es ist beschämend, dass Religionsvertreter Eltern dazu bringen können, ihre Kinder körperlich und seelisch zu verstümmeln. Wenn Gott gewollt hätte, dass männliche Angehörige seiner Religion keine Vorhaut haben, hätte er ihnen keine Wachsen lassen. Wie kann ein gläubiger Mensch Gott so einen Fehlgriff, den der Mensch mittels Beschneidung zu korrigieren hat, unterstellen?
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Re: Antisemitismus

Beitragvon RM » Sa 4. Aug 2012, 17:17

Zythophilus hat geschrieben:Heutztage sind hygienische Gründe nur mehr ein Vorwand.

Das mag in manchen Regionen der Welt zutreffen. Leider leben nicht alle im Schlaraffenland - und auch dort (s. U.S.A.) wird genau dieser Aspekt nicht selten diskutiert.

8) RM

P.S.: Hier noch ein aktueller Artikel zum Thema aus der WAZ: http://www.derwesten.de/gesundheit/religion-oder-gesundheit-beschneidung-ist-haeufigste-op-id6821504.html
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Re: Antisemitismus

Beitragvon Brakbekl » Do 23. Aug 2012, 08:12

Eine abschließende Bemerkung zur Beschneidung in Deutschland:

"qui enim tetigerit vos tangit pupillam oculi eius"
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Re: Antisemitismus

Beitragvon Brakbekl » Di 28. Aug 2012, 19:50

Der durchaus lesenswerte Artikel sei empfohlen: http://www.welt.de/debatte/article10884 ... Juden.html
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Re: Antisemitismus

Beitragvon Zythophilus » Di 28. Aug 2012, 20:44

Der Autor dieses sehr sachlichen Artikels steht hoffentlich nicht im Verdacht, Antisemit zu sein. Nicht jeder, die Beschneidungspraxis als Körperverletzung kritisiert, wil damit den Juden oder Moslems eins auswischen, und die, die das wollen, haben, wenn diese Praxis sich als Körperverletzung herausstellt, ein wunderbares Vehikel dafür. Das Beharren darauf, aus religiösen Gründen Unmündige verletzen zu dürfen, ist wahrscheinlich gar nicht so gut für das Image.
Die katholische Kirche kommt bei einem viel harmloseren Thema meist nicht so gut weg. Der Plichtzölibat katholischer Priester, den ich zwar auch für verzichtbar halte, bietet ein gefundenes Fressen für all jene, die ihr zumindest Rückständigkeit vorwerfen. Dabei handelt es sich um eine Entscheidung erwachsener Männer.
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Re: Antisemitismus

Beitragvon Brakbekl » Di 28. Aug 2012, 21:46

Zythophilus hat geschrieben: Der Plichtzölibat katholischer Priester, den ich zwar auch für verzichtbar halte, bietet ein gefundenes Fressen für all jene, die ihr zumindest Rückständigkeit vorwerfen. Dabei handelt es sich um eine Entscheidung erwachsener Männer.


Da sieht man mal, wie weit es mit dem Erwachsen sein und mit der Entscheidung her ist ..... im Übrigen hat es die Multioptionsgesellschaft überhaupt mit Entscheidungen schwer, denn Entscheidungen diskriminieren ....
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Re: Antisemitismus

Beitragvon Zythophilus » Di 28. Aug 2012, 21:54

Entscheidungen sind unumgänglich im Leben eines Menschen, aber Kinder gewinnen oft den Eindruck, dass sie alles haben können. Entscheidungen und auch die Erfahrung von Niederlagen werden ihnen "erspart"; die Folge ist, dass sie als Erwachsene damit nur schwer umgehen können.
In Religionsgemeinschaften ist es nichts Unübliches, dass man von allen oder manchen Mitgliedern Verzicht erwartet. Die Einschränkungen betreffen oft den sexuellen Bereich wie auch die Nahrung. Die Entscheidung sollte freiwillig sein, auch wenn sie schädliche Konsequenzen auf die Gesundheit hat, wie der Fastenmonat Ramadan, besonders wenn er im Sommer einzuhalten ist.
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