unbekannter Denkprozess.

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unbekannter Denkprozess.

Beitragvon Laptop » Fr 20. Jul 2012, 00:47

Nobelpreisträger Eric Kandel sagt (er spricht nur schlecht Deutsch) in einem Interview über die Limitationen des Verstands, insb. Sinnestäuschungen:
» Die Information in der Welt ist wahrscheinlich genug,
» aber das Gehirn nimmt nur ein Fraktion von dem hinein,
» es benützt nur ein Fraktion. Und es macht das Bild komplett mit innere Guesses.
» Man sagt, das Gehirn ist das ratlose Prozess par excellence.

Wie nennt man diese ‘inneren Guesses’ die das Bild vervollständigen? Zuerst kam mir dafür die Bezeichnung ‘Klischee’ in den Sinn, doch scheint mir die unpassend, da der beschriebene mentale Vorgang allzu grundlegend und häufig ist: wir nehmen unsere Umwelt ja nicht permanent in Klischees (Schubladen) wahr. Wie könnte man diesen mentalen Vorgang möglichst treffend bezeichnen?

Bild

Was ein Prachtexemplar!
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Re: unbekannter Denkprozess.

Beitragvon Willimox » Fr 20. Jul 2012, 12:33

Interessant als Einstieg, Blutners Vorlesung, Abschnitt symbolische Repräsentation (und die anderen auch)
http://www.blutner.de/philos/index.html

Ansonsten:

kognitves Schema
kognitiv-ikonisches Frame
Geonenmodelle und semantische Netzwerke
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Re: unbekannter Denkprozess.

Beitragvon consus » Fr 20. Jul 2012, 17:34

Laptop hat geschrieben:...Was ein Prachtexemplar!
Spontaner Einfall am Rande: Als ich das Photo sah, dachte ich sofort an einen gewissen Blatter :grins:
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Re: unbekannter Denkprozess.

Beitragvon Prudentius » Sa 21. Jul 2012, 17:58

Wie könnte man diesen mentalen Vorgang möglichst treffend bezeichnen?


"Konstruktivismus" würde ich vorschlagen, ist nicht ganz so unbekannt.

Was meint Kandel mit "Information in der Welt" und mit "genug"? Kommt mir unklar vor.

Dass wir nur einen Bruchteil (fraction) aufnehmen, ist nicht gut gesagt, denn das setzt den Begriff eines Informationsganzen voraus, aber was soll das heißen?

Dass wir das Bild vervollständigen, ist richtig: wenn es im Gebüsch raschelt, schließen wir auf einen herannahenden Bären und denken ans Überleben.

Dass das Gehirn ratlos ist, ist zu negativ, es ist offen für Möglichkeiten.

Klischees (Schubladen)


das Klischee kommt eigentlich aus dem alten Buchdruck, das ist ein vorgeformter Textbestandteil, auf den der Setzer gern zurückgreift, weil er dabei nicht jeden Buchstaben einzeln in die Hand nehmen muss, für uns ist es nur noch in der metaphorischen Anwendung der abgenutzten Redewendung gebräuchlich.

P. :)
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Re: unbekannter Denkprozess.

Beitragvon Laptop » Sa 21. Jul 2012, 18:58

@Prudentius Ich glaube Kandel meint mit ‘die Information ist genug’, daß wir die Unmengen an Informationen in der Umwelt filtern, indem wir Dinge schon anhang der Umrrisse einordnen, ohne die Details in Augenschein zu nehmen, weil wir dafür keine Zeit haben. Selbst wenn ein Auto fünf Räder hätte, dann würde wir es gar nicht bemerken, weil es so seltsam ist.

Du sagst, ‘Klischee’ war ein Begriff aus dem Buchdruck, der urspr. soviel bedeutete wie unser modernes ‘Makro’? Das ist interessant zu erfahren.
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