Mein Geist stolperte heute morgen auf seiner endlosen Wanderung durch den Urwald der Sprache über eine Liane und schwupps stand die Frage, warum Strafen wohl geahndet würden im Raume. Eine Strafe hat ohne Zweifel mit einer Straffung der Lebensverhältnisse zu tun, was im allgemeinen als wenig die Lebensqualität fördernd angesehen wird. Was wir als Leben bezeichnen, gleicht ja gemeinhin dem munteren hinabplätschern einiger kühler Wässer in einem Lauf mittleren Gefälles, wie wir es anhand eines Gebirgsbaches betrachten können. Es möge tunlichst immer lustig sein und der Spaß solle ja nicht zu kurz kommen. Soviel zur Strafe, aber nun warum ahnden?
ahnden steht unmittelbar neben ahnen und Ahnen neben Ahne, daneben gibt es den anderen und ändern. Grimm meint zwar auch, daß ahnden und ahnen nur Versionen seien, vindicare und praesagire, aber er vergisst, ein gültiges und plausibles TC anzugeben. Welcher Vorgang oder welches Bewußtsein bewirkte, daß sich der Stamm spaltete? Die Wirkung der Strafe soll ja sein, daß sich eine Untat nicht verbreitet, daß sie nicht zur Unsitte anwächst. Wenn man davon ausgeht, daß die Majores meinten, jede Tat des Vaters sei der Sohn gezwungen zu wiederholen, dann sind wir schon ganz in der Nähe von Ahne, denn der Vorvater ist der Ahne. Wenn jemand also etwas ahnt, erinnert er sich der Taten (s)eines Vorfahren. Denn der Ahne ähnelt dem Andern, und der ist auch nur einer, der dem Ahnen ähnelt, Enkel gleich Opa Redivivus, weil sich sich ähneln. Und es kann sein, daß genau diesen Prozess das ahnden verhindern soll.
(Hoffentlich ist es verständlich)
Übrigens ist die Wendung "mir schwahnt" ein bloße Anlehnung an ahnen. Ein TC zum Tiere kann ich nicht finden, außer über schwanger und Leda, der wohl auch schwante, daß sie schwanger war, was je erst mal beim Kontakt mit einem Tier so nicht zu erwarten ist.