von Brakbekl » Do 19. Jul 2012, 10:00
Es ist vielen nicht deutlich was ein Ereignis ist. Viele Sprachen bezeichnen es anders. Die Engländer meinen, es sei ein Vorkommnis, event, die Hunnen meinen, es sei eine Fallung, esemeny, die Spanier sprechen vom Einfall Incidencia. Das schöne am Ereignis ist, daß es eben nicht nur passiert, wie das Vorkommnis, das esemeny, die Incidenz. Das Ereignis, im Gegensatz zu den Begriffen zitierter Sprachen, geht nicht an uns vorbei, es passiert nicht, sondern betrifft uns. Es wird ein Teil von uns, eben Teil unseres Selbstes, welches wir später mitteilen dürfen, ohne zu stehlen, denn es ist uns zu eigen. Das Ereignis bedarf unserer Teilnahme, ohne die es keines ist, sondern eben ein bloßer Vorfall, Hinfall und wie es eben andere Sprachen noch bezeichnen mögen. Ebenso legt das Wort offen, woraus unser Selbst besteht, eben aus dem Bewußtsein von der Kette von Ereignissen, an welchen wir teilgenommen haben. Das ist unsere Geschichte. Und Gott sei Dank eben nur die und keine andere. Also: Laßt Euch keine Geschichte(n) aufschwatzen! Übrigens trifft das Ereignis meistens auf Passive. Mich dünkt, daß die Zahl derjenigen, die leben, unendlich kleiner ist gegenüber der derjenigen, die erleben. Denn ein Ereignis erleben drückt sowas von Passivität aus, daß man meinen könnte die geschriebene Geschichte sei eventuell ein Konstrukt Dabeigewesener, nicht aber ein Bericht Handelnder, wie es etwa das bellum gallicum darstellt. Das ist auch der Unterschied zum Evangelium, welches Ereignisse berichtet, aber nicht aus der Perspektive des Handelnden, sondern nur aus der der Dabeigewesenen. Denen kommt das alles nämlich ein bisschen zauberhaft vor, während der Kaiser erklärt wie es funktioniert hat. Zwischen beiden Perspektiven besteht ein gigantischer Unterschied. Der Täter bedarf nicht des Zeugnisses der Augen, die Dabeigewesenen haben nur dies. Dies jetzt, ohne die Zeugnisse der Sinne zu discreditieren. Ein Täter würde auch nie eine von ihm begangene Tat als Ereignis beschreiben, dies tun nur die Dabeigewesenen.
fide et virtute famam quaere