von Willimox » Mo 25. Apr 2011, 00:27
Salute, Hippomenes,
interessantes Phänomen die "außer-Sache":
I Präposition und Konjunktor :
Hier noch einmal die Duden-Perspektive
1. Das Wort außer kann man sowohl als Präposition wie auch als Konjunktion verwenden.
2. Die Präposition außer
2.1 regiert in der Bedeutung „ausgenommen, abgesehen von†den Dativ: „Außer einem kleinen Fleck auf der rechten Bauchflosse wies der Koi keinen Makel auf.†„Es ist nichts gewesen – außer den Spesen.â€
2.3. In der Bedeutung außerhalb verlangt sie ebenso den Dativ: „Ich war außer mir.â€
2.4 Steht aber in dieser Bedeutung außer in Abhängigkeit von einem transitiven Verb der Bewegung, wird meist der Akkusativ verwendet: „Die Fanatikerin hat sich selbst außer jede staatliche Ordnung gestellt.â€
3. Daneben kann außer auch als Konjunktion aufgefasst werden.
Als solche verlangt außer keine Rektion. Der Kasus des folgenden Substantivs bzw. der folgenden Wortgruppe wird vom Verb bestimmt. Das heißt, dieser Kasus entspricht dem des Bezugswortes: „Außer einen kleinen Fleck auf der rechten Bauchflosse wies der Koi keinen Makel auf.†„Es ist nichts gewesen – außer die Spesen.†„Der hysterische Messdiener verdächtigte den Küster fast aller Verbrechen außer des Opferstockdiebstahls.â€
II Ostern
a) Alle feiern Ostern außer ich. Konjunktor-Typus, gleicher Kasus wie Alle
b) Alle feiern Ostern außer meiner. Präpositionstypus. Wohl im heutigen Deutsch nicht mehr möglich
c) Alle feiern Ostern außer mir. Präposition mit Dativ, genauso gut möglich wie Konjunktortyp a, wohl sogar besser möglich.
III Zeuge
a) Außer diesen Zeugen suchte ich in Wien niemanden.
b) Außer diesem Zeugen suchte ich in Wien niemanden.
c) In Wien suchte ich niemanden außer diesen Zeugen.
c´) In Wien wurde niemand gesucht außer dieser Zeuge.
d) In Wien suchte ich niemanden außer diesem Zeugen
b) und d) weisen jeweils die Dativ-Präposition auf.
a) und c) arbeiten mit einem Konjunktor.
Vom Sprachgefühl her scheinen mit alle vier Sätze die gleiche Aussage zu treffen.
Die Formulierung in a) scheint mir etwas wacklig zu sein, jedenfalls eher ungebräuchlich.
Wahrscheinlich zieht man c) vor.
Einen Genitiv im Setting b und d zu setzen ist wohl eher ungebräuchlich.
c´zeigt vergleichsweise deutlich, dass in c und c´keine Präposition vorliegt, sondern Rektion durch das Verb. Im anderen Fall müsste man als Ergebnis akzeptieren, dass "außer" als Präposition den Akkusativ und den Nominativ regiert. Das ist ein echtes Problem für die Präpositionsthese, weil der Nominativ als Standardkasus fungiert und Präpositionen dadurch definiert sind, dass sie einen Nichtstandardkasus hervorrufen.
Eine Formulierung wie "In Wien gedachte ich keines Menschen außer des Zeugen XY" scheint mir recht holprig, aber wohl möglich. Auch das ist dann ein Argument, bei "außer" im Präpositionalstatus die Dativrektion als Standard anzuerkennen.
Was meinst du?
Vale
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Willimox am Mo 25. Apr 2011, 07:30, insgesamt 3-mal geändert.