ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

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ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

Beitragvon Laptop » Sa 6. Feb 2021, 02:37

Kleine Frage, soweit ich weiß spricht man den altgr. Diphthong ευ so ähnlich wie "ju", also εὖγε als "juge", richtig? Wie kam es dann zu unsrer ganz andren dt. Aussprache Evanglium mit "v"? Müßte es nicht eher "Ju-Angelium" lauten? Selbst eine römische Aussprache mit halbvokalischem u wäre ja noch ganz weit weg vom "ju".
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Re: ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

Beitragvon Sapientius » Fr 9. Apr 2021, 08:00

Wie kommst du auf "ju"? Das ist ja englisch! Man spricht ihn aus wie "oi", oder historisch-echt wie "e-u", was uns schwerfällt.
Das gr. Ypsilon wurde als u geschrieben, und zwischen Vokalen als spitzes u, also v.
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Re: ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

Beitragvon Laptop » Fr 9. Apr 2021, 10:16

Sapientius hat geschrieben:Wie kommst du auf "ju"? Das ist ja englisch! Man spricht ihn aus wie "oi", oder historisch-echt wie "e-u", was uns schwerfällt. Das gr. Ypsilon wurde als u geschrieben, und zwischen Vokalen als spitzes u, also v.


Soweit ich weiß ist die Aussprache "oi" völlig falsch, weil es lautlich nicht mal in die Nähe dessen kommt was die Altgriechen sprachen. "Ju" ergibt sich dagegen aus schnell gesprochenem "e-u", und z. B. unser Fremdwort eutroph im Deutschen als "jutroph" auszusprechen ist um Längen näher am Altgriechischen als "oitroph". Auch die Römer sahen das als guten Kompromiß, und bildeten z. B. Wörter wie "Julia". Das ist kein Hinweis auf die gr. Aussprache, aber es zeigt, daß zw. dem Gesprochenem "e-u" und "ju" nur eine Haaresbreite war.

Jedenfalls, und darum geht es mir hier, wird das v als f mißinterpretiert, und zwar von allen, Priestern, Ärzten, Intellektuellen, ausgenommen einer handvoll Gräzisten. Da ist es doch geradezu dringend _nötig_ das Wort "Euangelium" oder "Juangelium" zu schreiben (denn das u ist Vollkvokal, nicht?). Sonst richtet sich die Schreibung von Fremdwörtern auch eher nicht nach der Original-Schreibung, warum ausgerechnet hier, wo es als Fußangel den meisten Schaden anrichtet?
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Re: ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

Beitragvon Sapientius » Sa 10. Apr 2021, 16:54

Laptop, ich würde das Evangelium bestehen lassen, es ist ja durch langen Gebrauch eingebürgert (usus magister optimus).
Wenn man die Aussprache kritisiert, sollte man aber auch sagen, dass die beiden e von Evangelium bei uns fälschlich lang ausgesprochen werden, weil sie in offener Silbe stehen.
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Re: ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

Beitragvon Laptop » Sa 10. Apr 2021, 17:39

Sapientius hat geschrieben:Wenn man die Aussprache kritisiert, sollte man aber auch sagen, dass die beiden e von Evangelium bei uns fälschlich lang ausgesprochen werden, weil sie in offener Silbe stehen.

Guter Hinweis, das werde ich verarbeiten: Juangĕllion. Daher bin ich ein Freund von ächt-deutschen Wörtern. Mit denen macht sich nicht zum Narren, weil man sie auch ohne Nachforschungen richtig ausspricht: "Frohe Botschaft".
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Re: ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

Beitragvon Tiberis » Di 13. Apr 2021, 15:10

Laptop hat geschrieben:Ju-Angelium

:hairy:
demzufolge müssten wir dann auch Zjus sagen oder Odussjus. :lol:
sorry, aber das ist kompletter Unsinn.
υ zwischen Vokalen wurde halbvokalisch gesprochen, vergleichbar dem lateinischen u/v , das lässt sich aus der lateinischen Transskribierung griechischer Wörter einwandfrei ableiten.
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Re: ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

Beitragvon Laptop » Di 13. Apr 2021, 15:28

OK, dann ist meine Annahme falsch, bleibt nach wie vor die falsche Aussprache "Efangelium", die ja weit verbreitet ist, auch hier beim Pfarrer im Dorf.
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Re: ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

Beitragvon Tiberis » Di 13. Apr 2021, 17:09

eFangelium ist natürlich genauso falsch. Das v wird ja nicht konsonantisch, sondern eben halbvokalisch gesprochen, vergleichbar dem anlautenden w im Englischen (why, what usw) bzw. dem v im Lateinischen oder auch im Slowenischen.
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Re: ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

Beitragvon ille ego qui » So 18. Jul 2021, 14:14

Evangelium spricht man im Deutschen hochsprachlich mit stimmhaftem v. In der Umgangssprache und im Dialekt kann es wieder anders aussehen.

Nebenbei: Das griechische Zeta (wie in Zeus) - so die offenbar mittlerweile vorherrschende Meinung - sprach man nicht /dz/, sondern /zd/ (vgl. Athenaze < Athenas-de). Sehr ungewohnt.

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Re: ευ (εὖγε εὐαγγέλιον)

Beitragvon ille ego qui » So 18. Jul 2021, 14:18

Hat Iulia etwas mit Eu- zu tun? Ich glaube nicht :)
Wohl aber man kann hier einen Wandel von /i/ nach /j/ beobachten.
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