Wortakzente.

[Laptop]

Chairete. Eine Sache, die mir beim Altgriechischen immer noch befremdlich ist, sind die Wortakzente, die bei jedem Wort anders sind, scheinbar ohne jedes System. Wie sind die zu erklären, wie sind die entstanden? Hat nicht jede Sprachgemeinschaft das Bestreben einer gewissen Regelhaftigkeit zu folgen? Selbst die Römer hatten ja ein System, nach dem sie Wortakzente setzten. Ein wahlloses Durcheinander bei den Wortakzenten erscheint mir unnatürlich ...

[cultor linguarum antiquarum]

Das ist eine interessante Frage. Es gibt Regeln, auf welchen Silben die einzelnen Akzente stehen können. Die Akzentsetzung unterscheidet gewisse Formen: παίδευσον (erziehe!; Imperativ Aorist Aktiv) und παιδεῦσον (etwas erziehen werdendes; Partizip Futur); παἰδευσαι (erziehe für dich!; Imperativ Aorist Medium), παιδεὐσαι (er erziehe; Optativ Aorist Aktiv) und παιδεῦσαι (erziehen; Infinitiv Aorist Aktiv) (Hellas-Grammatik S. 62). Ein Altgriechisch-Diktat möchte ich definitiv nicht schreiben.

[Laptop]

Hallo Altsprachenfreund, wenn ich dich richtig verstehe, sagst du, es gibt ein System bei der Konjugation. Das verstehe ich. Was ich vielmehr meinte war der scheinbar(?) systemlos unterschiedliche Wortakzent auf Nominativen, wie ὀδοὺς und σκύτος.

[Prudentius]

der scheinbar(?) systemlos unterschiedliche Wortakzent auf Nominativen, wie ὀδοὺς und σκύτος.

Ein Teil der gr. Akzentregeln sind Kann-Regeln: "Der Akut kann auf einer der drei letzten Silben stehen": auch Kann-Regeln sind systematisch und eindeutig auf ihre Weise, sie haben die oder-Verknüpfung: "Der Akut steht auf der letzten oder vor- oder drittletzten Silbe".

Die beiden von dir aufgeführten Wörter fügen sich in das System; ὀδοὺς sollte den Akut haben; es ist entstanden aus odont-s, wobei -nt- vor Sigma lautgesetzlich schwindet mit Ersatzdehnung des Omikron; der gleiche Stamm wie l. dens; es gibt im Gr. auch die Form odOn, mit Omega, also Nominativbildung mit Dehnung des Schlussvokals.

Schau dir die Akzentregeln in den Schulgrammatiken an, da wirst du schon das System erkennen.

[cultor linguarum antiquarum]

Ein Teil der gr. Akzentregeln sind Kann-Regeln: "Der Akut kann auf einer der drei letzten Silben stehen": auch Kann-Regeln sind systematisch und eindeutig auf ihre Weise, sie haben die oder-Verknüpfung: "Der Akut steht auf der letzten oder vor- oder drittletzten Silbe".

Solche Regeln meinte ich in einem zweiten Satz auch. Der Satz war bei mir aber auch sehr zusammenhanglos eingeworfen.

[Laptop]

Hallo Prudentius. Bei den Alten Griechen kann der Wortakzent auf einer der letzten drei Silben liegen. Das sagt aber nichts darüber aus, wo der Wortakzent im Einzelfall liegt. Ich sehe darin kein System. Meine Frage war wie das zu erklären ist, da ich eine derartige Beliebigkeit aus anderen Sprachen nicht kenne und ich es daher als unnatürlich (wider die Natur des Menschen) empfinde.

Schau dir die Akzentregeln in den Schulgrammatiken an, da wirst du schon das System erkennen.

Habe ich. Welches System meinst du, habe leider keins gefunden!

[cultor linguarum antiquarum]

Ein wirkliches System finde ich in der Hellas-Grammatik auch nicht.

[Prudentius]

"Beliebigkeit"ist nicht das richtige Wort, denn der Sprachbenutzer kann es sich nicht aussuchen, wie er akzentuieren will. Jedes gr. Wort gehört einer der drei Betonungsklassen an. Vllt. meinst du nur, dass im Gr. eine solche durchgehende Betonungsregel fehlt wie im L., deshalb schreibt man ja eben im Gr. den Akzent hinzu. Es ist der charakteristische Unterschied zwischen den Sprachen, wie schon gelegentlich angesprochen, der Lateiner reglementiert (ordo), der Gr. liebt die Vielfalt.

[Laptop]

Man muß es so hinnehmen, wie es ist. Das dachte ich mir schon. Bleibt noch mein Argument, daß so eine Regellosigkeit für eine Sprache allgemein unnatürlich ist.

[Prudentius]

Wenn das ein Trost ist: Je mehr du dich mit der Sprache vertraut machst, desto mehr schwindet dieses Gefühl .