Hallo RM,
hast du bemerkt, wieviele Leser wir mit unserer Gr-L-Diskussion finden? Es ist also eine interessante Frage und das Nachdenken wert; für uns wäre es wünschenswert, ein Feedback zu bekommen, also vllt. meldet sich doch jemand zu Wort!
Ich finde, du beschreibst dieses Verhältnis zu kühl, es ist ja bei den Römern ein durchgehender Philhellenismus zu beobachten; ich erwähne nur mal ein paar markante Ereignisse:
- im Jahr 196 v.Chr. verkündete der Konsul Flamininus bei den Isthmien, den panhellenischen Wettkämpfen, den Griechen die Freiheit; die Römer hatten gerade die Makedonen besiegt, diese hatten ja den Griechen die Freiheit genommen: Philipp annektierte im 4. Jh. eine Stadt nach der anderen, und der berühmte Redner Demosthenes hatte vergeblich versucht, seine Landsleute gegen Philipp zu mobiliseren;
- im Jahr 155 kam eine "Philosophengesandtschaft" in diplomatischer Mission nach Rom, sie hielten Vorträge und lösten Begeisterung bei der römischen Jugend aus; das missfiel Cato, er ließ sie schnell abfertigen und ausweisen;
- zum Scipionenkreis gehörte der gr. Historiker Polybios, der zum Rom-Fan wurde und große Werbewirksamkeit unter seinen Landsleuten entfaltete.
Die Römer selbst haben für ihr Verhältnis zu den Gr. das Bild einer Stufenleiter entwickelt: imitatio - aemulatio - variatio.
Man kann vllt, sagen: die Gr. haben für die Römer die Rolle eines guten Lehrers gespielt: nicht Ansichten eintrichtern, sondern dem Schüler zur Entfaltung seiner eigenen Anlagen verhelfen.
Man nennt manchmal die Römer "die Amerikaner des Altertums"; das stimmt in einem Punkte nicht: die Amerikaner sind sehr neuerungsfreudig, die Römer genau das Gegenteil: "mos antiquus", Immobilismus, haftet ihnen bis heute an.
lgr. P.