Die vier Mohnarten bei Dioskur, und die Univ. Salamanca.

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Die vier Mohnarten bei Dioskur, und die Univ. Salamanca.

Beitragvon Laptop » Sa 3. Mai 2014, 18:13

Die Universität Salamanca identifiziert zahlreiche Pflanzennamen bei Dioskur, sind diese Identifizierungen zuverlässig? Konkret geht es mir um die vier Mohnarten, die Dioskur unterscheidet:
μήκων ῥοιάς (lat. papaver erraticum)
μήκων ἥμερος (lat. papaver somniferum)
μήκων κερατῖτις (lat. papaver corniculare). Die Universität Salamanca identifiziert diese Pflanze als den Gelben Hornmohn.
μήκων ἀφρώδης (lat. papaver spumeum). Die Universität Salamanca identifiziert diese Pflanze mit dem Taubenkropf-Leimkraut.
Während die ersten beiden Pflanzen allgemein bekannt sind als Klatschmohn und Schlafmohn, und die dritte Pflanze durchaus glaubwürdig der Gelbe Hornmohn ist, bin ich mir bei der letzten nicht sicher. Was hat denn das Taubenkropf-Leimkraut überhaupt mit dem Mohn zu tun? Es sieht nicht aus wie Mohn, es ist nicht verwandt mit Mohn, es hat nicht die Wirkung des Mohns. Was sagt ihr zu dieser Indentifikation? Hier der Link zur Quelle (man muß auf den gelben Balken klicken): http://dioscorides.eusal.es/p27.php?tipo=&key=&orden=dnombresgriegos.transliterado&direccion=desc&puntero=240
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Re: Die vier Mohnarten bei Dioskur, und die Univ. Salamanca.

Beitragvon Medicus domesticus » So 4. Mai 2014, 09:25

Hallo Laptop,
Liddell/Scott schreiben auch Silene inflata:
http://perseus.uchicago.edu/cgi-bin/phi ... :3:144.LSJ
Hast du wahrscheinlich schon gesehen.
Man landet dann auch beim Taubenkropf-Leimkraut.
Meine Vermutung wäre, dass man es damals als Mohnart bezeichnet hat, da der Samenstand ähnlich wie eine Mohnkapsel aussieht.
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Re: Die vier Mohnarten bei Dioskur, und die Univ. Salamanca.

Beitragvon RM » So 4. Mai 2014, 11:57

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Re: Die vier Mohnarten bei Dioskur, und die Univ. Salamanca.

Beitragvon Laptop » So 4. Mai 2014, 13:08

RM, Medicus Danke für eure Beiträge.

Zu Liddell & Scott: es darf eigentlich nicht sein, und das zehrt an der Glaubwürdigkeit, daß dieses Wörterbuch systematisch auf die Zusätze "assumingly" oder "probable" verzichtet, ganz gleich wie gewiß oder ungewiß die Angabe ist, die es macht. Alles wird als Fakt hingestellt, auch wenn es das nicht ist.

Zu dem Kupferstich: diese abgebildete Pflanze mag vieles darstellen, aber nicht das Taubenkropf-Leimkraut, auf welche Autorität beruft es sich?

Zu Othmar: der Abschnitt der mohnartigen Pflanzen enthält leider nichts relevantes (oder ich sehe es nicht)!
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Re: Die vier Mohnarten bei Dioskur, und die Univ. Salamanca.

Beitragvon RM » So 4. Mai 2014, 19:32

Was den Kupferstich betrifft: Gute Frage, keine Ahnung. Woraus es stammt, kann man ja sehen.
Den Wörterbüchern ist bei der Identifizierung bestimmter Pflanzenarten grundsätzlich nicht bedingungslos zu vertrauen, da auch sie nur die Meinung anderer Autoren/Übersetzer wiedergeben, die zur Erstellung des Wörterbuchs herangezogen wurden. So lange ein Autor die Pflanze nicht präzise beschreibt, wird es wohl weitgehend im Dunkeln bleiben, ob spätere Annahmen zur Identifizierung stimmen oder nicht.

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Re: Die vier Mohnarten bei Dioskur, und die Univ. Salamanca.

Beitragvon Laptop » Di 6. Mai 2014, 02:30

Ich denke es gibt mehr mögliche Wege Indizien zu erhalten als die bloße Beschreibung klass. Autoren, aber danke erstmal soweit, RM!
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Re: Die vier Mohnarten bei Dioskur, und die Univ. Salamanca.

Beitragvon RM » Di 6. Mai 2014, 18:38

Ich denke, wenn Du die von antiken Autoren beschriebenen Pflanzenarten bestimmen willst, ohne dass sie diese Pflanzen genau beschrieben haben, hast Du sehr schlechte Karten. Oder wie stellst Du Dir das vor?

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Re: Die vier Mohnarten bei Dioskur, und die Univ. Salamanca.

Beitragvon Medicus domesticus » Di 6. Mai 2014, 21:17

Ein Werk gibts noch von Julius Berendes, ein deutscher Pharmazeut, der eine Übersetzung und Kommentare zu Dioskur angefertigt hat:
Siehe dazu Cap.67 im 4.Buch:
http://buecher.heilpflanzen-welt.de/Dio ... re/401.htm
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Re: Die vier Mohnarten bei Dioskur, und die Univ. Salamanca.

Beitragvon Laptop » Do 8. Mai 2014, 18:11

Danke für diesen wertvollen Hinweis, Medicus! Auch Berendus gibt es als Taubenkropf-Leimkraut an. Mich hat gewundert, daß die so unterschiedlichen Pflanzen alle unter "mekon" zusammengefaßt werden und was der gemeinsame Nenner ist, den sich die Alten Griechen unter "mekon" vorstellten: Farbe, Form, Pflanzenart, das alles scheint es nicht gewesen zu sein. Andrerseits macht diese Aussage Hoffnung, daß es vielleicht eine Unterart gibt, die dem Mohn ähnlich sieht: "Das Taubenkropf-Leimkraut ist sehr vielgestaltig und hat daher eine ganze Reihe von Unterarten und ...".
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