Thuk. 5.91-93

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Thuk. 5.91-93

Beitragvon Roxane » So 27. Apr 2014, 17:09

Und weiter geht`s. Diesmal war es halb so schlimm, von daher wäre es auch kein Drama, wenn du den Text nicht durchgehst, Prudentius. Das muss keinesfalls Gewohnheitsrecht werden. Schließlich will ich ja hier keinen Stress verursachen.

(91.1) Die Athener: „Wir aber verlieren nicht den Mut im Hinblick auf das Ende unserer Herrschaft,
sogar (dann nicht), wenn sie gestürzt ist. Denn nicht diejenigen wie die Lakedaimonier, die über
andere herrschen, sind für die Besiegten schrecklich (im Übrigen führen wir keinen Kampf gegen
die Lakedaimonier), sondern die Untergebenen, wenn sie selbst irgendwann die Herrschenden
angreifen und besiegen.
(91.2) Und überhaupt soll es uns überlassen sein, (was) wir damit für uns aufs Spiel setzen: Das
wollen wir zeigen, dass wir nämlich sowohl zum Nutzen unseres Reiches hier sind, als auch um jetzt
die Gespräche zur Rettung eurer Stadt zu suchen, wobei wir einerseits ohne Mühe über euch herrschen
wollen, andererseits zum Vorteil für beide Seiten euch retten wollen.“

(92) Die Melier: „Doch wie könnte uns durch eine Unterwerfung ein Nutzen zuteil werden so wie
euch durch eure Herrschaft?“

(93) Die Athener: „Dass ihr anstatt das Schrecklichste zu erleiden, euch freiwillig unterwerft,
könnte sich für euch (als Nutzen) erweisen, für uns aber könnte es ein Vorteil sein, wenn wir euch
nicht zugrunde richten.“
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Re: Thuk. 5.91-93

Beitragvon Prudentius » Mi 30. Apr 2014, 17:07

Also Stress ist es nicht, aber da ich in so vielen Töpfen rühre :-D , komme ich nicht gleich dazu.

91.1

Ich schreibe hin, wie ich mich ausdrücken würde: "Wir sind wegen des Endes...nicht bange"
"sogar (dann nicht), wenn sie gestürzt ist.": auch dann nicht, wenn sie beendet wird.

Denn nicht diejenigen wie die Lakedaimonier, die über


Denn nicht die, die wie auch die... über andere herrschen.

sondern die Untergebenen, wenn sie selbst


sondern wenn die U. selbst

angreifen und besiegen.


vorzeitig

lgr. P.
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Re: Thuk. 5.91-93

Beitragvon Prudentius » Fr 2. Mai 2014, 08:22

91.1

Wieder Inkonzinnität: dem Pc. "die Herrschenden" steht ein Konditionbalsatz gegenüber: "wenn aber die Untertanen..."; du hast in deiner Ü. die Unregelmäßigkeit ausgebügelt.

91.2

Freier: "Diese Sorge könnt ihr getrost uns überlassen!"

Das wollen wir zeigen, dass


Ich würde nicht das Hintere nach vorne ziehen.

zum Nutzen unseres Reiches


"Reich" sagen wir eigentlich nur von dem röm. Reich und seinen Nachfolgern; hier "Herrschaft", der attische Seebund, ein Verteidigungsbündnis, eine Art NATO, aber die Athener trieben streng Geldbeiträge ein.

Ich mach nachher weiter, jetzt bin ich erstmal fachfremd zum Putzdienst eingeteilt, mit Schrubber und Scheuerlappen,

lgr. P. :)
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Re: Thuk. 5.91-93

Beitragvon Prudentius » Fr 2. Mai 2014, 09:46

die Gespräche zur Rettung eurer Stadt zu suchen


Als Gerichtsherren suchen sie keine Gespräche, sondern werden welche führen.

ohne Mühe


ungestört.

euch retten wollen.


Mit der Umkonstruktion ins Aktiv veränderst du den Sinn, denn soviel wollen die A. nicht versprechen, sie wollen nicht selbst aktiv werden.

"einerseits - andererseits", würde ich weglassen.

Bei den letzten vier Wörtern ist die Wortstellung eigenartig verschränkt, sie stehen paarweise über Kreuz, denn chres. gehört zu amphot. und hymas zu sothenai. Also Hyperbaton.

92
Sinngemäß etwas umkonstruiert, gut.

lgr. P. :)
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Re: Thuk. 5.91-93

Beitragvon Roxane » Fr 2. Mai 2014, 16:05

Also bei den Griechen war das ja nicht so, dass die Männer sich häuslich betätigen mussten. Jedenfalls habe ich das gerade bei Burckhardt gelesen. Aber wenn du mit diesem Argument nicht durchkommst, sieh es mal so: Erstens hält jegliche körperliche Betätigung fit und zweitens Ist er ja gar nicht so lang, dein Dienst bis 8.46 Uhr. Übrigens komme ich gerade nicht so recht weiter, da ich eine noch viel stumpfsinnigere Tätigkeit in Angriff genommen habe: ἀλείφειν τῶν θυρίδων. Nächste Woche werde ich wohl fertig sein.
Hochinteressant in Bezug auf Thukydides ist ein rel. neues Buch von Reiner Tack (ein ehemaliger Griechischlehrer), das ich gerade entdeckt habe. Etliche Texte sind ausführlichst kommentiert. Man kann den Melierdialog zum großen Teil online lesen. Ich bin immer noch ganz aus dem Häuschen...

http://books.google.de/books?id=qyHd9nK ... =html_text

Schönes Wochenende und danke für deine Mühe!
Roxane
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Re: Thuk. 5.91-93

Beitragvon Roxane » Sa 3. Mai 2014, 10:58

bevor es weitergeht, habe ich noch an zwei Stellen den Eventualis genauer wiedergegeben, einige Stellen sind nun korrigiert bzw. abgeändert dank deinen Anregungen sowie denen von Tack und Classen:

ἤν ....παυθῇ.
Der Konjunktiv Aorist müsste genauer mit <wenn ... sie beendet/ gestürzt werden sollte> wiedergegeben werden (Eventualis)

ἢν .... ἐπιθέμενοι κρατήσωσιν.
s.o. (Eventualis) <wenn ... sie besiegen sollten>.
Das vorausgehende Partizip Aorist müsste, da es vor dem finiten Verb steht, vorzeitig wiedergegeben werden, also: <wenn.. sie angreifen und besiegen sollten>.

Mit ἀπόνως, <ohne Mühe> könnte gemeint sein, so Classen, dass den Athenern ein mühevoller Kampf erspart bliebe, wenn sich die Melier freiwillig fügten.

Das ἄρξαι könnte man vllt. treffender mit <zur Herrschaft gelangen> (ingr. Aor.) übersetzen.
Der ganze Satz sähe dann so aus: <Dass wir nämlich zum Nutzen unserer Herrschafft hier sind als auch um jetzt die Verhandlungen zur Rettung eurer Stadt zu führen, das wollen wir zeigen; dabei möchten wir mühelos (ohne Kampf) über euch die Herrschaft erlangen und ebenso (möchten wir), dass ihr gerettet werdet, (so dass es) für beide Seiten von Vorteil (wäre).>

Du siehst, ich habe alle möglichen Anregungen aufgegriffen. Gut, dass du dir meinen Text noch einmal angesehen hast, obwohl doch so viele andere hier im Forum bei dir Schlange stehen. Ich hatte nicht erwartet, dass es noch so manches zu entdecken gibt. Ich denke aber, so kann es nun bleiben.

Jetzt aber endgültig: Schönes WE!
Roxane
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Re: Thuk. 5.91-93

Beitragvon Prudentius » Mo 5. Mai 2014, 09:40

Für die Wischrunde brauche ich 30 Min., und ich bin froh, dass ich noch so fit bin, es sind alle Handgriffe genau eingespielt, und ich bewege mich bei der Arbeit im Gleitflug durch die geistigen Welten. :-D

Es ist sehr nützlich, dass du da den aufbereiteten Text des Melierdialogs zur Verfügung hast, ich würde aber trotzdem empfehlen, es vorher selber zu versuchen und nur am Ende darauf zurückzugreifen.

Zu dem Eventualis: du hast ja recht, aber mich stören diese Hilfsverben im D., man braucht ja nicht das grammatisch Richtige wörtlich in die Ü. zu übernehmen; gedanklich ist das hier einfach konditional; in der attischen Sprache ist der einfache Realis ziemlich selten; im Gr. ist der Eventualis nicht komplizierter als der Realis, im D. aber.

Bis dann.
lgr. P. :)
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Re: Thuk. 5.91-93

Beitragvon Roxane » Mo 5. Mai 2014, 10:29

Guten Morgen, Prudentius!

Also wegen der Wischrunde: Meine Adresse ist... Na gut, erst mal Thukydides!

Schon klar, jeder, der griechisch lernt, sollte natürlich erst einmal eigenständig eine Übersetzung versuchen und nicht von vornherein einen aufbereiteten Text zur Hand nehmen. Aber wenn ich nicht mehr durchblicke, greife ich gerne mal zu Landmann und co. Auf diese Weise habe ich schon meine beiden Kinder in Latein bishin zum Abitur gequä.. äh.. begleitet.
Übrigens geht mir bei irgendwelchen stupiden Arbeiten oft die ein oder andere Melierdialogstelle durch den Kopf, und ich überlege, ob ich die nun richtig wiedergegeben habe oder nicht.
Zum Eventualis: Nun, ich bin noch ein rel. Anfänger und damit ich später wieder weiß <aha, Eventualis>, schreibe ich das <sollte> immer dazu.

Bis hoffentlich später!
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