von Chrysostomus » Mo 12. Jan 2004, 17:35
Na ja, Ball flach halten - immerhin hat mich der GEMOLL problemlos durchs Griechisch-Studium geführt. Wer es denn umfangreicher haben möchte, dem sei die Anschaffung des LSJ (Liddle-Scott-Jones) empfohlen; ist (noch) DAS maßgebende wissenschaftliche Wörterbuch für Griechisch, ist allerdings Griechisch-Englisch und kostet ne Stange Geld. Ich habe daher - wohlwissend, dass man GRiechisch auf der Schule sowieso nicht mehr lehren kann - auf die Anschaffung verzichtet und bei meinen Seminararbeiten die Bibliotheksexemplare konsultiert.
Blickt man in den GEMOLL, der ursprünglich ja vornehmlich für den Schulunterricht konzipiert wurde, so enthält er vollständig das Vokabular von:
Aischylos, Aristophanes, Aristoteles, Arrian, Bakchylides, Demosthenes, Euripides, Herodot, Hesiod, Homer, Isaios, Isokrates, Lukian, Lykurgos, Lysias, Neues Testament, Pindar, Platon, Plutarch, Polybios, Sophokles, Thukydides, Theokrit, Timotheos und Xenophon.
Da vermisse ich - mit Ausnahme von Menander, von dem ja erst in jüngster Zeit größere STücke auf Papyrusfunden wiederentdeckt wurden - niemanden von den GRoßen, und nur um DIE kann es dem Humanisten gehen - jeder Gräzist kann sich glücklich schätzen, in seinem Leben auch nur einen Teil davon gelesen zu haben und man sollte kein bisschen der kostbaren Lesezeit für andere, minderwertigere Texte verschwenden.
Dass die Übersetzungen der Klassiker genauso gut sind wie die Originale, ist natürlich Quatsch, jede Übersetzung ist Interpretation des Übersetzers und bietet keinen unmittelbaren Zugang zum Text, sprachlich-stilistische Feinheiten gehen verloren, der Versuch einer kongenialen Übersetzung (z.B. Homer in deutschen Hexameter) geht häufig auf Kosten sprachlicher Genauigkeit, manche Formulierungen bzw. Wörter sind schlichtweg unübersetzbar usw. Allerdings geht es natürlich erheblich schneller ein Buch auf Deutsch zu lesen - das gilt ja auch für Latein - aber Bildzeitung kann man ja auch schneller lesen als die FAZ.
FAZIT: GEMOLL hat m. E. ein perfektes Preis-Leistungsverhältnis und ist selbst für Studenten des Griechischen für die häusliche Lektüre der einschlägigen Autoren völlig ausreichend.