Übers. Gefallenenrede, Thuk II 36-47

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Übers. Gefallenenrede, Thuk II 36-47

Beitragvon Marcus Hamburgensis » So 2. Feb 2014, 19:44

Liebe Foristen,
kennt jemand eine "schülerfreundliche" Übersetzung von Perikles' Gefallenenrede bei Thukydides II 36-47? Die Übersetzung von Helmuth Vretska ist - leider! - für heutige Schüler kaum noch verdaulich!

Für Hinweise wäre ich dankbar!
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Re: Übers. Gefallenenrede, Thuk II 36-47

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 3. Feb 2014, 14:42

Bei Gottwein findest du zumindest das hier:
http://www.gottwein.de/Grie/thuk/thuk2034.php
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Re: Übers. Gefallenenrede, Thuk II 36-47

Beitragvon Medicus domesticus » Di 4. Feb 2014, 20:47

Ich bin auf eine alte Schulausgabe gestoßen, die J.Classen erklärt hat. Ich bin immer wieder erstaunt, wie umfangreich damals die Anmerkungen waren:
http://tinyurl.com/p5rnlgn
:book:
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Re: Übers. Gefallenenrede, Thuk II 36-47

Beitragvon Roxane » Mi 5. Feb 2014, 20:05

Medicus, ich weiß nicht,ob ich jemals versuchen werde, Thukydides zu übersetzen, aber diese Fundstellen habe ich schon mal gespeichert.
Danke schön!
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Re: Übers. Gefallenenrede, Thuk II 36-47

Beitragvon Prudentius » Do 6. Feb 2014, 10:44

Der Classen/Steup ist ja noch ein Glanzstück der alten Philologie, schon über 100 Jahre alt, ein wissenschaftlicher Kommentar mit Text, sehr anspruchsvoller Text, Roxane, da musst du noch mehr Anlauf nehmen, Th. ist mit Demosthenes so ziemlich das schwerste an gr. Prosa (an Dichtung Aischylos Chorlieder), aber auch sehr lohnend. Allgemein bekannt ist aus der Einleitung das Wort "ktema es aei", Besitz für immer, weil man allgemeine Regeln aus dem Kriegsgeschehen ableiten könne.
Besonders lohnend (und auch schwer) sind die vielen Reden, die er einstreut, mit Erklärung der Machtpolitik, Problematik der Kriegführung, Pathologie des Krieges, Pestbeschreibung, Tragik der Figur des Perikles, Schicksal Athens.
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Re: Übers. Gefallenenrede, Thuk II 36-47

Beitragvon Glis » Do 6. Feb 2014, 21:40

Hallo, guten Abend,
lässt es sich in ein paar knappen Worten zusammenfassen, was bei Thukydides die besondere Schwierigkeit ausmacht?
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Re: Übers. Gefallenenrede, Thuk II 36-47

Beitragvon Sokrates » Fr 7. Feb 2014, 00:15

chairete,

warum ist Livius so viel schwerer zu übersetzen als Cicero, warum Tacitus als Cäsar?
Aus dem gleichen Grund, warum man sich anfangs auch möglicherweise leichter mit Xenophon und Platon als mit dem Thukydides tut.
Zum einen sind es die bedeutungsschweren Inhalte wie die von Prudentius angesprochene Pathologie, zum anderen ist es ganz einfach die Art, etwas zu schreiben, die Art, Sprache zu gebrauchen. Der Duktus des Historikers ist bemüht nach Variationen im Ausdruck und Inkonzinnität der Syntax, römische wie griechische Prosakünstler bauen die Sätze bewusst anders als die "Klassiker", nämlich unvorhersehbar. Menschen suchen zum einen nach Klarheit und transparenter Struktur, sind aber dann auch schnell gelangweilt und es findet ein "variety seeking" statt. Warum mögen wir Quadrate? Sie sind wunderbar einfach. Warum lieben wir Fünfecke, etwa im Pentagramm oder als "Stern"? Weil sie eben ein bisschen unberechenbar sind, aus der Hand nicht zu zeichnen. Warum ist Jazzmusik und dergleichen so beliebt? Weil uns Dynamik und Improvisation fesseln.
Wenn man nicht weiß, wie ein Autor einen Sachzusammenhang als Satz darstellt, nicht in einer breit ausmalenden Flügelperiode, die sich parallelisierend antithetisch entwickelt, sondern indem er Begründungen mal in Form einer präpositionalen Verbindung, mal als Gliedsatz oder Genitiv. abs. präsentiert oder ein Kolon unerwartet bricht oder nach Art des Anakolouth anders weiterführt.

Man muss viel Übersetzungsroutine, Grammatikfestigkeit und Kreativität mitbringen, um sich an solche Kaliber heranzutrauen, das steht außer Frage, ebenso wie unumstößlich feststeht, welches genuine Sprachtalent solch herausragenden Stilisten hat innewohnen müssen.

So viel meine pseudophilosophischen Philologenmeditationen zur Nacht, ich denke ihr wisst, was ich oben beschrieben habe. Auch wenn dieser Beitrag etwas blumiger formuliert ist, als ihr es von meinen anderen Beiträgen gewohnt seid, so kann man dieses Phänomen sicher treffender fassen.

LG
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Re: Übers. Gefallenenrede, Thuk II 36-47

Beitragvon Glis » Fr 7. Feb 2014, 00:30

Danke für deinen Beitrag und besonders für die "blumigen" Formulierungen, Sokrates. Mich stören sie überhaupt nicht (ich habe immer mit besonderer Faszination Proust gelesen).
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