Sokrates Platon Unterschied

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Sokrates Platon Unterschied

Beitragvon maxerl » Mi 8. Jan 2014, 22:29

:help: Hi,
kann mir jemand sagen, was der größte Unterschied zwischen Platon und Sokrates ist??

Platons Ideenlehre soll ja irgendwie eine Art Unterschied zu Sokrates sein, aber wieso?

Würde mich über Antworten sehr freuen!

lg maxerl
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Re: Sokrates Platon Unterschied

Beitragvon Prudentius » Do 9. Jan 2014, 10:44

Hallo Maxerl,

- Sokrates hat nichts Schriftliches hinterlassen, Platon hat eine umfangreiche Liste literarischer Werke, meist Dialoge, hinterlassen, die auch alle erhalten sind.

- Sokrates kennen wir vor allem aus den Dialogen Pletons, er legt ja dem Sokrates so ziemlich alles in den Mund, was von seinem (Platons) Denken erhalten ist.

- Das Problem bei Platons Lehre ist, dass er sagt, er habe seine eigentliche Lehre nie schriftlich niedergelegt; wir können die Lehre Platons also nur sozusagen indirekt aus den Dialogen rekonstruieren.

- Und noch einmal schwieriger ist es, aus den Dialogen Platons die eigentliche Lehre des Sokrates zu erschließen.

- Soviel lässt sich sagen: Sokrates war ein "bürgernaher" Philosoph, er diskutierte auf der Straße und dem Markt mit den Leuten und suchte sie zu bewegen, nicht nur nach äußerem Besitz und Macht zu streben, sondern sich an den seelischen Werten auszurichten und sich Rechenschaft über ihr Leben zu geben.

- Platon gründete eine Vorstufe von Uni, die "Akademie", und versuchte, mit seiner "Ideenlehre" eine Art Fundament für Wissenschaft und Weltorientierung zu geben.

lgr. P. :)
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Re: Sokrates Platon Unterschied

Beitragvon Laptop » Do 9. Jan 2014, 12:56

Bürgernah ist schon gut gesagt, bürgernah und realitätsnah. Platon hat sich in Verallgemeinerungen geflüchtet, ähnlich wie Kant, ein Theoretiker, dem sich der konkrete Einzelfall nur als “Ausprägung” eines allgemeinen Konzepts bietet. Er dreht das Henne-Ei Prinzip um: die abstrakten Dinge seien zuerst dagewesen, und die konkreten Dinge leiten sich als “Verkörperungen” von diesen ab.
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Re: Sokrates Platon Unterschied

Beitragvon Prudentius » Fr 10. Jan 2014, 10:52

Platon hat sich in Verallgemeinerungen geflüchtet


Da ist was richtiges gesehen, nur die Negativsicht ist falsch; du musst den "Sitz im Leben" in Betracht ziehen, d.h. den Ansatzpunkt des platonischen Denkens im Rahmen seiner Zeit. Platon war u.a. Mathematiker und hatte schon als solcher mit "Verallgemeinerungen" zu tun. Wann ist ein Dreieck rechtwinklig? Wenn man konkret bleibt: man hält ein hölzernes Modell daran und schaut genau hin; aber so arbeitet die Mathematik nicht, sie sucht nach dem allgemeinen Gesetz, von dem der Einzelfall getragen wird, sie sagt: "Wenn die Hypotenuse ein Durchmesser des Umkreises ist...". Wenn man diese Einordnung macht, dann sagt man, man hat die Sache "verstanden", so hat man es damals schon gesehen; du kommst bei den Mathematikern ganz schlecht an, wenn du ihnen entgegenhältst, dass sie in Verallgemeinerungen flüchten.

Zu Zeiten Platons kam die Strömung der "Sophisten" auf, eine ihrer Einsichten war der Relativismus, die Wahrheit einer Aussage hänge von dem Sprecher der Aussage ab (Satz des Protagoras: Der Mensch ist das Maß aller Dinge). Alle Aussagen seien wie: "Hier ist es warm", "Der Wein schmeckt".
Platon stand gegenüber dieser Richtung vor der Herausforderung, die Möglichkeit allgemeingültiger Aussagen überhaupt zu begründen, also Wissenschaft zu ermöglichen; und dazu entwickelte er seine Ideenlehre.

Mehr, glaube ich, lässt sich im Rahmen eines Forumsbeitrags nicht sagen.

Vllt gehst du doch allzu schnell mit einem fertigen Urteil an Platon heran, ich wünsche dir, dass du irgendwie Begeisterungsfähigkeit auftanken kannst,

lgr. P. :)
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