ΕΛΛΑΣ 131

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Beitragvon Roxane » Fr 15. Nov 2013, 14:07

Königliches Vertrauen

Als Alexander durch Kilikien eilte, litt er an einer schweren Krankheit, weil er bei Hitze in den sehr kalten Kydnos gegangen war. Als nun die anderen Ärzte schon alle Hoffnungen aufgaben, wollte Philipp, der Arkananier, der die Heilkunst am besten verstand, kein Mittel auslassen, um den König zu retten.

Während dieser allerlei Heilmittel in einen Mischkrug gab, sandte Parmenion dem Alexander einen Brief zu, in dem er Folgendes befahl: "Höre auf, mein König, minderwertigen Ärzten zu trauen: Denn sie lassen die Kranken um des schändlichen Gewinns willen fallen. Beispielsweise strebt auch Philipp, der von Dareios mit Gütern bestochen worden ist, danach, dich mit Gift zu töten."

Als Alexander den Brief gelesen hatte, gab er ihn Philipp zu lesen: Und zugleich nahm er den Becher, in dem das Heilmittel war, und trank. Jener aber erschrak nicht, sondern forderte Alexander nur dazu auf: "Wenn du nicht aufhörst, mir zu gehorchen, wirst du gerettet werden." Und tatsächlich war der König gesund.
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Re: ΕΛΛΑΣ 131

Beitragvon Glis » Mo 2. Dez 2013, 22:35

Hallo Roxane,
ich habe mir deine Übersetzung nun angesehen!
Kann es wirklich sein, dass dies die letzte Hellas-Lektion war, die in unserem Forum der Behandlung harrte? Da müsste man ja geradezu dem Apollon ein Ständchen bringen oder ersatzweise einen Traubensaft drauf kippen.

Meine Anmerkungen:
Z. 2. "... in den eiskalten Fluss Kydnos gestiegen war."
Z. 3: "der Akarnanier"
Z. 7: Zu "...einen Brief zu, in dem er Folgendes befahl:" Dem Sinn nach wohl nicht zu beanstanden. Nur: Da κελεύων von Παρμενίων abhängt, frage ich mich, ob in der Übersetzung der relative Anschluss an ἐπιστολήν ratsam ist. Alternative: "... einen Brief zu und befahl Folgendes:".
Z. 13: "Jener aber erschrak nicht, sondern forderte Alexander nur dazu auf:" Hier hast du das τοσόνδε nicht übersetzt. Bei mir klingt es so: "... sondern forderte Alexander nur zu so viel auf:" Das "zu so viel" klingt allerdings nicht sehr elegant und fügt nicht so viel an Gehalt hinzu - ein Weglassen erscheint wohl vertretbar. Oder wie könnte man es sinnvoll dort unterbringen?
Z. 13: "Und tatsächlich wurde der König gesund."Als er den Becher ansetzt, ist der große Männerabwehrende ja noch krank. Also zöge ich das prozessuale "wurde" vor.

Ahoi!
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Re: ΕΛΛΑΣ 131

Beitragvon Roxane » Di 3. Dez 2013, 12:21

Hallo Glis,

je länger man sich mit einer Lektion beschäftigt, desto mehr fällt einem auf. Lass mich also noch das ein oder andere hinzufügen.
Zunächst zu ὑγιαίνω - ich bin gesund (Zeile 14) und νοσέω - ich bin krank (Zeile 1)

Die Verben stehen jeweils im Aorist. Ich meine, dass der Verbalaspekt ingressiv ist, da der Punkt des Vorgangsbeginns zur Geltung gebracht werden soll (§ 70.2). Daher ist dein "er wurde gesund" auf jeden Fall angemessen. Bei μεγάλην νόσον ἐνόσησεν haben wir es mit einem Hendiadyoin zu tun, ich schlage folgende Übertragung vor:

Z. 1: ",..befiel ihn eine schwere Krankheit"

Z. 1f: <bei Hitze> ist falsch. θερμὸς ὤν heißt nicht "weil es heiß war", sondern "als er erhitzt war"

Z. 13: auf das "dazu" für τοσόνδε (Adv.) kam ich durch Langenscheidt (= "insoweit").

Beste Grüße
Roxane

Wir sind mit Hellas nur fast durch. W 28 fehlt noch. Ich habe es gar nicht übersetzt, aber wenn du es hast, gerne her damit...
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Re: ΕΛΛΑΣ 131

Beitragvon Prudentius » Di 3. Dez 2013, 18:40

Hallo Roxane,

Bei μεγάλην νόσον ἐνόσησεν haben wir es mit einem Hendiadyoin zu tun


ein Besserwisser gehört ja auch dazu, aber das ist hier eine "figura etymologica"; Hendiadyoin ist etwas wie "Art und Weise".
Für "figura etymologica" haben wir ein berühmtes Zitat aus der Geschichte; der Kaiser zu Luther: "Mönchlein, du gehst einen schweren Gang", dann wieder aufgenommen von Reichspräsident Hindenburg, 1933, zum Katholiken Papen vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Papen wurde ja Vizekanzler unter Hitler.
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Re: ΕΛΛΑΣ 131

Beitragvon Glis » Di 3. Dez 2013, 21:28

Ein wertvoller Hinweis, das zu τοσόνδε!

Und, Roxane: Die Übersetzung zu W28 steht schon seit längerem hier (sogar Medicus-approved):
viewtopic.php?f=10&t=32589&p=248674

Dann fehlt wohl nichts mehr, oder?
Oder gibt es ein "Hellas II", den Band mit dem Geheimwissen der Oberstufen-Leistungskurse Griechisch?

Nun ja, die Kapitel zu "Texttypik" in der Grammatik hatte hatte ich mir noch nicht näher angeschaut. Sicher lohnenswert.
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Re: ΕΛΛΑΣ 131

Beitragvon Roxane » Mi 4. Dez 2013, 11:20

Recht hast du mal wieder, Prudentius, das ist eine figura etymologica, in unserer Grammatik § 104,15. Nein, so etwas wie ein Besserwisser oder notorischer Rechthaber bist du ganz gewiss nicht, du kennst dich einfach besser aus und deine Korrekturen sind natürlich immer sehr willkommen.

Ein Hellas II gibt es zum Glück nicht, Glis, so dass wir jetzt tatsächlich dem Apollon ein Ständchen bringen könnten, vielleicht in dorisch, lydisch oder phrygisch (ich meine die Tonarten). Auf Oberstufen-Leistungskurs-Niveau befinden wir uns wohl noch nicht so ganz, aber was nicht ist, kann ja noch werden...

Schöne Grüße von Roxane, die bestrebt ist, selbst in der Adventszeit auf die <figura> zu achten
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