Liebe Kenner des antiken Ägäis-Idioms,
folgende Textstelle, worin es um das Ansehen von Kyros zu seinen Lebzeiten geht (Xen. Anab. 1.9.12):
καὶ Î³á½°Ï Î¿á½–Î½ πλεῖστοι δὴ αá½Ï„á¿· ἑνί γε ἀνδÏὶ τῶν á¼Ï†á¾½ ἡμῶν á¼Ï€ÎµÎ¸Ïμησαν καὶ χÏήματα καὶ πόλεις καὶ Ï„á½° ἑαυτῶν σώματα Ï€ÏοÎσθαι.
Mich beschäftigt das αá½Ï„á¿· ἑνί γε ἀνδÏὶ. Ich habe ἑνί γε ἀνδÏὶ als nachgetragene Umschreibung von αá½Ï„á¿· verstanden, also: "ihm, gewiss einem Mann unter den Zeitgenossen" oder "ihm gewiss als einzigem Mann unter den Zeitgenossen".
Mein Versuch, möglichst nah am Original:
"Denn sehr viele wünschten nun, ihm als wohl einzigem Mann unter den Zeitgenossen Besitztümer, Städte und auch ihre eigenen Körper anzuvertrauen."
Die online zugänglichen Übersetzungen übertragen syntaktisch sehr frei, finde ich.
Von Max Oberbreyer wurde der Dativ-Cluster wohl so ähnlich verstanden wie von mir (Text nach Projekt Gutenberg):
"In unserer Zeit ist er daher auch wol der einzige Mann, dem so viele Menschen Schätze, Städte und ihre eignen Personen anvertrauten."
Anders Carleton L. Brownson in "Xenophontis opera omnia", Vol. 3. Oxford,1904 (nach Perseus):
"Hence it was that he had a greater following than any other one man of our time of friends who eagerly desired to entrust to him both treasure and cities and their very bodies."
Unser Angelsachse scheint ἑνί γε ἀνδÏὶ als komparativ zu αá½Ï„á¿· verstanden zu haben.
Die Grammatik von Bornemann/Risch kennt tatsächlich einen komparativen Dativus differentiae, die dortigen Beispiele betreffen allerdings Maßzahlen, bei denen eine Differenz sich mit "um wie viel?" erfragen lässt.
Was meint ihr?
Beste Grüße!
Glis